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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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bevor sie nach Sussex geschickt worden war. Sein jüngerer Bruder Samuel war im vergangenen Jahr zusammen mit Chloes Bruder Brandon in die Dienste der East India Company getreten - auf der Suche nach Abenteuer und verführt von der Aussicht auf den Gewinn, der ihnen auf den Rekrutierungsplakaten versprochen worden war.
    Doch stattdessen waren sie Seite an Seite bei einer Erkun- dungstour in Nepal von rebellischen Gurkhas getötet worden. Sie erinnerte sich daran, wie ihre beiden älteren Brüder mit ei- ner Bewunderung von Viscount Stratfield gesprochen hatten, die sie Männern ihres eigenen Standes nur selten entgegen- brachten. Allem Anschein nach hatte der Viscount eine ent-

scheidende Rolle dabei gespielt, den Gedenkgottesdienst für die beiden jungen Freunde zu arrangieren.
    Auf jeden Fall hatte Chloe keine Angst, dass ihr Retter ir- gendetwas Unverschämtes tun könnte - so wie beispielsweise auf dem Pferd über sie herzufallen oder sie in die Sklaverei zu verschleppen -, bis er sein Pferd zum Galopp antrieb und es in die entgegengesetzte Richtung des ihr bekannten Reitwegs lenkte.
    „Entschuldigung begann sie zu protestieren, bevor ihr die Luft aus den Lungen gedrückt wurde.
    Der Wald raste wie ein graubrauner Fleck an ihr vorüber. Unter den donnernden Hufen des Pferdes lockerten sich Stü- cke aus dem feuchten Torfboden und schleuderten durch den Regen. Es ging über eine aufgeweichte Wiese und durch einen dunklen, feuchten Tunnel aus nassem Geißblatt, der gegen sie peitschte, als sie vorbeipreschten. Sie konnte ihre Umgebung nicht einordnen, aber diese Route ähnelte dem Weg nach Hau- se nicht im Geringsten.
    Sie schlang ihre Arme um Galahads Taille und schrie ihn an, während ihr Körper gegen seinen gedrückt wurde, sodass sie spürte, wie sich die Muskeln in seinem Oberkörper an- spannten. Bildete sie sich das nur ein, oder gefiel es ihm, wie sie sich in Todesangst an ihn klammerte? „Entschuldigen Sie! Ich glaube, Sie reiten in die falsche Richtung!"
    Er grunzte oder machte einen ähnlich abschätzigen Laut, der andeutete, dass sie ein schwachköpfiges Weib war, weil sie es wagte, seinen Orientierungssinn in Frage zu stellen. Chloe wurde schwindelig, als sie sich vorstellte, von diesem dunk- len, grüblerischen Fremden entführt zu werden. In die tiefs- ten Verstecke einer verborgenen Burg geschleppt zu werden, um dort als seine Gefangene seinen perversen Gelüsten zu dienen.
    Würde er sie nackt in seinem Bett halten und mit grausa- mer Fürsorglichkeit des Nachts mit russischen Luchsfellen zu- decken, nachdem er sie bis zur Bewusstlosigkeit geschändet hatte? Würde er sie mit Perlen und Süßigkeiten und starkem Brandy umschmeicheln, bis sie wieder bei Sinnen war? Oder, was, seiner teuflischen Reitgeschwindigkeit nach zu urteilen, wahrscheinlicher war, würden sie beide zu Tode stürzen, be-

vor irgendwelche derartigen Verrücktheiten vonstatten gehen konnten?
    Chloe dachte gerade über diese letzte, unangenehme Mög- lichkeit nach, als sie auf wundersame Weise auf ein freies Feld kamen, nachdem sie zuerst noch durch einen Haselnusshain geflogen waren.
    Sie starrte auf die trostlose Landschaft, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Mein Haus", stellte sie überrascht fest.
    „Stellen Sie sich das nur vor", sagte er gedehnt und drehte den Kopf leicht herum. Dabei blickte er in einer Art und Wei- se auf sie herab, die ihr zeigte, dass er doch nicht so sehr mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt war, um nicht zu bemerken, wie fest sie sich an ihn klammerte.
    Das braunweiße Fachwerkhaus, das unter dem hochtraben- den Namen „Dewhurst Manor" bekannt war, hielt dem Regen stand, wie es das bereits zwei Jahrhunderte lang getan hatte. Chloe bildete sich ein, ihre Tante sehen zu können, wie sie durch die Spitzengardinen spähte und sich fragte, was wohl aus ihrer rastlosen Nichte geworden war. Wahrscheinlich würde Chloe eine ordentliche Standpauke bekommen, weil sie das Angebot angenommen hatte, mit einem Nachbarn zu reiten, statt bis zu den Knien durch den Schlamm zu waten. Der bedauernswerte Lakai würde sicherlich eine Ohrfeige be- kommen.
    „Sie hätten mir auch sagen können, dass Sie eine Abkür- zung nehmen", murmelte sie, während sie ihre beinah erstarr- ten Arme von dem starken Männerkörper löste, den sie unver- froren als Regenschutz missbraucht hatte.
    Er blickte sich nicht noch einmal um. Aber sie konnte das spöttische Lächeln in seiner Stimme hören, als er ihr

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