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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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war er nicht so leicht zu beeindrucken wie sie.
    Der gleichmäßige Regenfall bildete einen Schleier zwischen ihnen und ließ ihn wie einen Mann wirken, der nicht ganz von dieser Welt war.
    All die interessanten Kanten und Flächen seines männli- chen Gesichtes hatten sich zu einem belustigten Grinsen ge- formt, als er ihren durchnässten Zustand begutachtet hatte. Er sah nicht perfekt aus, aber irgendwie bezwingend. Sein Gesicht war wahrscheinlich das unvergesslichste, das Chloe je gesehen hatte, mit diesem Grübchen im Kinn und jenen vernichtenden, dunklen Augenbrauen unter der amüsiert ge- runzelten Stirn.
    „Nun, kommen Sie hinauf." Er hatte seine lederbehand- schuhte Hand ausgestreckt. Das war keine Frage, sondern ein Befehl. Er war nicht direkt unhöflich, aber eben auch nicht gerade der Held in strahlender Rüstung. Chloe hatte das Ge-

fühl, als schenke er ihr nur widerwillig seine Aufmerksam- keit, als hätte sie ihn mitten in einer wichtigen Mission aufge- halten und als schätze er diese Unterbrechung nicht.
    Sie blickte angewidert auf ihre schlammigen Stiefeletten hi- nunter und erinnerte sich wehmütig an all die Gesellschaften und Soireen, die sie in London zurückgelassen hatte.
    „Beeilen Sie sich", fuhr er fort und wischte sich mit der Hand über die nasse Wange.
    „Aber ich weiß nicht..."
    „Steigen Sie auf, bevor wir beide nass bis auf die Knochen sind, junge Dame. Wir sind hier auf dem Land und nicht bei Hof."
    Chloe war wütend, aber das Lächeln, das in seinen Augen lag, nahm seinem Befehl die Schärfe. Dadurch, dass sie ge- meinsam mit fünf frechen Brüdern aufgewachsen war, hatte sie aufgehört, übertrieben empfindlich zu sein. Frösche, Spu- cke, geschmacklose Witze - Chloe und ihre ältere Schwester Emma waren schon früh dagegen abgehärtet worden, leicht beleidigt zu sein.
    Dennoch sollte man wenigstens etwas Anstand wahren, ob es nun regnete oder nicht, selbst wenn man die junge Toch- ter eines Marquess war, die sich kurz vor ihrem gesellschaftli- chen Ruin befand. Außerdem war dieser Sir Galahad so von sich selbst überzeugt, dass es ihm ganz guttun würde, daran erinnert zu werden, was gute Manieren waren.
    „Sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen, Sir", forderte sie ihn auf. Der Regen kühlte die unerklärliche Hitze, die ihr in die Wangen stieg.
    Er lehnte sich über den Sattelknauf vor, die Lippen zu ei- nem dünnen Lächeln verzogen. „Ich bin der Besitzer des Lan- des, in dem Sie gerade versinken und das Sie im Übrigen un- erlaubt betreten haben. Während eines Gewitters. In einem hübschen Seidenkleid. Steigen Sie nun auf oder nicht, jetzt, wo wir das geklärt hätten?"
    „Nun, wie kann ich da schon ablehnen?", murmelte sie. Trotz dieser Worte zögerte sie immer noch und blickte sein Gesicht durch den Vorhang aus kalten Regentropfen genauer an. Er schien sie kaum richtig wahrzunehmen und wirkte sehr von sich selbst eingenommen, sein Haar war kurz, schwarz

und nach hinten gekämmt. Aus seinen eisengrauen Augen be- trachtete er sie mit gleichgültigem Spott, der langsam Unge- duld wich. Sie blickte zu der Steinmauer hinüber, die das Feld umgrenzte. Ihr Lakai war noch nirgends zu sehen.
    „Ja oder nein?", fragte er knapp.
    „Ja, aber geben Sie mir eine Chance ..."
    ... den Schlamm von den Stiefeletten zu schütteln, wollte sie sagen, aber offensichtlich störte der ihn gar nicht. Unge- duldig zog er sie mit einem Arm hinter sich auf sein gut aus- gebildetes Pferd. Chloe nahm den Duft von Galahads nassem Wollmantel und eine angenehme Spur von holzigem Parfum wahr, dazu die unleugbare Wärme seines Ellbogens unter ih- rer Brust. Ihr fiel auch auf, wie sein Körper sich versteifte und er sich dann mit einer lässigen Arroganz zurücklehnte, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Alles in allem war er ein ziemlich überwältigendes Exemplar der Gattung Mann. Sie musste das Verlangen unterdrücken, sich gegen seinen harten, muskulösen Körper zu pressen.
    Mit ziemlich hoffnungsvoller Beklommenheit starrte sie sei- nen Hinterkopf an. Hatte sie wie schon unzählige Male zuvor einen Fehler begangen? Ihre impulsive Art war von Anfang an daran schuld gewesen, dass sie in diese ereignislose gesell- schaftliche Einöde verbannt worden war. Aber Galahad war ein Nachbar. Zudem ein Aristokrat, wenn sie sich richtig an das erinnerte, was ihre Tante beiläufig über Viscount Strat- field erzählt hatte.
    Oder war es eine Warnung gewesen? Chloe hatte seinen Na- men bereits gehört,

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