Jillian Hunter
ihm hält - sie war nicht ganz sie selbst, als ich sie zuletzt gesehen habe. Vielleicht ist das ein Zeichen für wahre Lie- be."
„Was denkst du über ihn?", fragte Heath.
Devon zuckte mit den Schultern. „Ich kenne ihn nicht be- sonders gut. Justin und ich sind uns vor ein paar Jahren auf einer Jagd begegnet. Er schien ganz nett zu sein, nicht wahr, Drake?"
Drake schüttelte den Kopf. „Er war ein bisschen verwöhnt und arrogant, wenn ich mich recht erinnere."
„Sprecht ihr über meinen Gemahl?", fragte eine Frauen- stimme von der Tür her. „Oder sollte es sich um einen seiner Brüder handeln?"
Grinsend blickte Heath zu seiner Schwägerin hoch. „Komm doch herein, Jane. Du wirst unsere Debatte durch neue Pers- pektiven bereichern."
Die Marchioness of Sedgecroft betrat den Raum und schau- te direkt zu ihrem Ehemann hinüber, der sich gemeinsam mit den anderen Herren beim Klang ihrer Stimme erhoben hat- te. „Ich fürchte, meine Meinung wird nicht willkommen sein.
Ich habe nie ein Geheimnis aus der Tatsache gemacht, dass ich von Anfang an dagegen war, Chloe aufs Land zu verban- nen."
„Nun gut", erklärte Heath und führte sie am Ellbogen zu ei- nem Stuhl. „Du wirst die einsame Stimme des Widerspruchs sein."
Drake lächelte. „Die Stimme der Vernunft."
Jane hielt inne und lachte. „Dann lasst mich gleich sagen, dass ich auf gar keinen Fall meine Zustimmung zu weiteren hinterhältigen und ungeschickten Taktiken von Seiten mei- nes Mannes bezüglich des heiligen Sakraments der Ehe geben werde."
„Ungeschickt?", fragte Heath und konnte kaum ein Lachen unterdrücken.
„Hinterhältig?" Grayson wirkte ehrlich gekränkt. „Ich zie- he den Gedanken vor, dass ich bewiesen habe, zu welchen Ver- zweiflungstaten ein verliebter Mann getrieben werden kann." Jeder der Anwesenden wusste, dass er darauf anspielte, wie er Jane mit einer List dazu gebracht hatte, ihn zu heiraten.
„Was uns wieder zurück zu unserem Thema führt", sagte Emma. „Liebt dieser junge Mann Chloe? Ist er eine gute Par- tie?"
„Viel wichtiger erscheint mir", warf Jane ein, während sie ihren rosa Rock um ihre Knie drapierte, „ob dies eine Partie ist, die einen heimlichen Ehevertrag rechtfertigt, der um Mit- ternacht in einer geparkten Kutsche abgeschlossen wird?"
Es herrschte nur einen Augenblick lang Schweigen, als die Familie sich daran zurückerinnerte, wie Grayson während der Zeit seiner überaus turbulenten Brautwerbung der gewitzten Jane gegenüber den Spieß umgedreht hatte.
„Liebling", erwiderte Grayson mit einem Blick voller offen- sichtlicher Bewunderung, „beschwerst du dich etwa?"
Sie lächelte ihn strahlend an.
Bekümmert schüttelte Emma den Kopf. „Wenn ich in dieser Sache irgendetwas zu sagen habe, wird es keinen weiteren Anlass zu trauriger Berühmtheit geben. Sollen wir diesen mu- tigen jungen Mann einmal kennenlernen? Drake? Grayson?"
Grayson runzelte die breite Stirn. „Es kann in Chistlebury nicht viele Gelegenheiten geben, sich schlecht zu benehmen."
„Wie geht gleich wieder das alte Sprichwort?", fragte Jane ihren Ehemann. „Müßiggang ist aller Laster Anfang?"
Grayson lachte. „Warum siehst du mich an, während du das sagst?"
Sie lächelte wieder. „Erfahrung, mein Liebster."
Drake blickte zu Devon hinüber. „Können wir mit der Ent- scheidung noch warten?"
„Dieser junge Mann hat bisher nicht offiziell um ihre Hand angehalten", erklärte Emma. „Ich hoffe, die beiden haben sich nicht dazu entschieden, miteinander durchzubrennen."
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Chloe bei Strat- fields Beerdigung irgendjemandem schöne Augen gemacht hat", sagte Grayson nachdenklich.
„Nur weil sie nicht dort war, um zu kokettieren", entgeg- nete Heath. „Ihr war an jenem Tag unwohl, wenn ich mich recht erinnere. Soweit ich weiß, hat man Stratfields Mörder immer noch nicht gefasst. Sir Edgar hat mir geschrieben, dass er den Verdacht hat, dass es ein unehrenhaft entlassener Sol- dat oder Matrose war. Seltsam. Diese ganze Sache ist überaus eigenartig und beunruhigend. Ich schätze, ich sollte dem Colo- nel meine Hilfe anbieten."
„Bei der Beerdigung des armen Mannes kokettieren", wie- derholte Emma. Allein der Gedanke empörte sie. „Ich hoffe nicht. Was ist nur während meiner Abwesenheit aus dieser Familie geworden?"
Grayson lehnte sich gegen die Sofalehne zurück. „Tante Gwendolyn meint, dass dieser St. John der begehrteste Jung- geselle in der ganzen Gemeinde
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