Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
fanden.
Das ganze, vorher so finstere und unheimliche Meer strahlte aus der Tiefe herauf in einem milden, grünen Schimmer von einem Horizont bis zum anderen und es war ein so wunderbares Grün, wie es nur im Regenbogen oder bei wenigen, sehr seltenen Edelsteinen vorkommt. Alle großen und kleinen Wellen aber hatten Kronen aus unzähligen glitzernden Lichtfünkchen.
Lukas hatte seinem Freund den Arm um die Schulter gelegt.
»Schau dir das an, Jim«, sagte er gedämpft und zeigte mit dem Stiel seiner Pfeife in weitem Bogen über den ganzen Horizont.
»Das ist das Meerleuchten!«
»Das is' das Meerleuchten!«, wiederholte Jim ehrfürchtig.
Und sie waren beide sehr stolz darauf, dass sie es wieder in Ordnung gebracht hatten.
ACHTES KAPITEL
in dem Verschiedenes unbeweglich wird und für die Freunde eine ungemütliche Nacht beginnt
Nachdem die beiden Freunde sich lange an dem märchenhaften Anblick des Meerleuchtens erfreut hatten, beschlossen sie zu der Seejungfrau am Rand der Klippe zurückzukehren, um zu hören, was sie zu der gelungenen Reparatur wohl sagen mochte. Lukas schlüpfte also wieder in seine Stiefel hinein, schnürte sie zu und wollte sich auf den Weg machen. Aber zu seinem eigenen Staunen blieb er wie angewurzelt stehen und konnte seine Füße auch nicht einen einzigen Millimeter vom Fleck bewegen. Jim hatte indessen versucht den Werkzeugkasten hochzuheben. Doch es schien, als wögen all die eisernen Instrumente plötzlich hunderttausend Zentner. Auch als er seinen Gürtel nehmen wollte, schien dessen Schnalle so unlösbar mit dem eisernen Felsen verbunden, als sei sie festgenietet.
Einen Augenblick lang schauten sich die beiden Freunde verdutzt an, dann brach Lukas in Gelächter aus.
»Donnerwetter, Jim«, rief er, »daran haben wir gar nicht mehr gedacht. Wir haben den Magneten repariert und nun wirkt er eben wieder.«
»Und wie!«, sagte Jim und zerrte an seinem Gürtel. »Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht einfach unsere Sachen hier lassen!«
»Tja«, meinte Lukas und kratzte sich hinter dem Ohr, »da hast du natürlich recht. Ich habe auch keine Lust, die weitere Reise ohne Schuhe zu machen.«
Erschrocken unterbrach er sich und schlug sich vor die Stirn. »Verflixt! Unsere Lokomotiven!«
Er fuhr aus den unbeweglich gewordenen Schuhen heraus und kletterte barfuß, so schnell er konnte, zum Wasser hinunter.
Jim folgte ihm.
Emma und Molly standen so fest, als seien sie mit der Klippe verwachsen, und wichen und wankten nicht. Nicht das kleinste Rädchen an ihnen war mehr zu bewegen, alles war starr.
Jim und Lukas beratschlagten gerade, was nun geschehen solle, als plötzlich neben ihnen im seichten Wasser die Seejungfrau auftauchte.
»Das habt ihr wunderbar gemacht«, rief sie sofort und klatschte in die Hände vor Freude. »Ich bin euch ja so dankbar und ich sage euch gleich im Namen aller Meerbewohner den allerschönsten Dank. Habt ihr euch das Meerleuchten schon angesehen? Sieht es nicht einfach prachtvoll aus? Ich bin sofort im ganzen Barbarischen Meer herumgeschwommen! Ach, und mein Papa wird sich freuen! Nun kann er doch noch heute Nacht seine Festbeleuchtung zu Ehren des allerersten Meerkönigs Gurumusch veranstalten. Habt ihr beiden irgendeinen Wunsch? Mein Papa wird ihn euch ganz bestimmt mit tausend Freuden erfüllen ...«
»Tja«, unterbrach Lukas das freudige Geplapper des kleinen Meermädchens, »wir haben schon einen Wunsch. Wir möchten nämlich gern wieder weg von hier, kleine Dame.«
»Aber natürlich«, schwatzte die Seejungfrau sofort wieder los, »ich werde gleich meine Seeschimmel rufen und dann bringe ich euch, wohin ihr möchtet, und wenn es dreimal rund um die Erde wäre.«
Sie wollte sich unverzüglich auf die Suche nach ihren Walrössern machen, aber Lukas rief sie zurück:
»Einen Moment, kleine Dame, die Sache hat leider einen Haken. Unsere Lokomotiven sind nämlich nicht mehr von der Stelle zu bewegen, weil der große Magnet sie jetzt anzieht. Und ohne unsere Lokomotiven können wir nicht weg.«
»Ach du liebe Tiefsee«, sagte die Wasserprinzessin, »das ist ja eine schöne Bescherung! Was machen wir denn da?«
»Tja«, knurrte Lukas, »das fragen wir uns auch schon die ganze Zeit. Wir können die eisernen Klippen nur verlassen, wenn wir die Magnetkraft wieder abstellen.«
»Aber dann geht ja das Meerleuchten wieder aus!«, rief Prinzessin Sursulapitschi und wurde vor Schreck ganz hellgrün.
»Das lässt sich nicht vermeiden«,
Weitere Kostenlose Bücher