Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
zu, wie er davonfuhr.
Und kurze Zeit später schliefen alle in ihren Betten. Nur Herr Tur Tur stand auf dem höheren der beiden Gipfel und hielt seine Laterne.
ZWANZIGSTES KAPITEL
in dem der »Goldene Drache der Weisheit« erwacht
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück holte Lukas Jim ab und sie setzten sich nebeneinander an ihre altgewohnte Stelle an der Landesgrenze, blickten auf das Meer hinaus und beratschlagten, wie sie es anfangen könnten, den dreizehn Seeräubern auf die Spür zu kommen. Aber es wollte und wollte ihnen einfach nichts einfallen.
Als sie ungefähr eine ganze Stunde so gesessen hatten und sich ihre Köpfe zerbrachen, näherte sich plötzlich Herr Ärmel eiligen Schrittes, lüftete seinen steifen Hut und rief:
»Seine Majestät, unser hochverehrter König, lässt euch beide zu sich in sein Schloss bitten. Es handelt sich, so sagt er, um eine dringende diplomatische Angelegenheit. Der Kaiser von Mandala hat nämlich soeben angerufen und wünscht euch am Telefon zu sprechen.«
Zu dritt eilten sie zum Schloss hinauf und traten ein. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte wünschte ihnen freundlich einen guten Morgen, dann hielt er Lukas den Telefonhörer hin. »Ja, hallo«, sagte Lukas, »hier spricht Lukas der Lokomotivführer.«
»Guten Tag, mein lieber, verehrter Freund und Retter meiner Tochter«, war die klangvolle Stimme des Kaisers von Mandala zu vernehmen, »ich habe eine wichtige und erfreuliche Nachricht für Sie und Ihren kleinen Freund Jim. Nach der Berechnung unserer ›Blüten der Gelehrsamkeit‹ kann es sich nur noch um wenige Tage handeln, bis der Drache aufwacht. Hallo, hallo, hören Sie mich noch?«
»Ja«, antwortete Lukas, »ich höre Sie gut.«
»Ja, also, der Drache wird in wenigen Tagen erwachen«, fuhr der Kaiser von Mandala fort. »Sein einjähriger Schlaf und seine Verwandlung sind ohne jede Störung verlaufen. Gestern hat zum ersten Mal seine Schwanzspitze gezuckt. Das ist ein sicheres Zeichen seines baldigen Erwachens, meint der Oberhofzoologe. Ich sagte mir, dass ihr sicherlich Wert darauf legt, diesen Augenblick mitzuerleben.«
»Und ob«, rief Lukas. »Es ist höchste Zeit! Wir haben ihn sehr dringend Verschiedenes zu fragen.«
»Das dachte ich schon«, erwiderte der Kaiser, »darum habe ich auch bereits mein Staatsschiff losgeschickt. Es wird in wenigen Tagen bei euch sein und euch so schnell wie möglich nach Mandala bringen.«
»Danke schön«, antwortete Lukas, »das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Majestät.«
»Wie geht es übrigens meinem Töchterchen?«, erkundigte sich der Kaiser. »Hat sie sich gut erholt auf Ihrer entzückenden kleinen Insel?«
»Ich glaube schon«, meinte Lukas, »sie hat Frau Waas im Kaufladen geholfen. Es macht ihr viel Spaß.«
»Das ist recht«, sagte der Kaiser zufrieden, »also hat sie sich ein wenig nützlich gemacht. Sagen Sie ihr doch bitte, sie möge mit Ihnen und Jim zusammen nach Haus kommen. Ihre Ferien sind bald um und sie soll sich noch ein paar Tage vorbereiten auf die Schule und auch auf ihre Prinzessinenwürde.«
»Ich werde es ihr sagen«, versicherte Lukas. Und dann verabschiedeten sie sich und das Telefongespräch war beendet.
Während der nächsten Tage bereiteten sich also Lukas, Jim und Li Si auf die Reise nach Mandala vor. Li Si packte ihren Koffer, der übrigens ganz und gar aus feinstem, mandalanischem Kolibrileder war - nur die Schlösser waren natürlich aus Silber. Lukas schnürte die Sachen, die er sonst im Führerhäuschen unterzubringen pflegte, in ein großes Bündel. Die gute alte Emma wollte er diesmal zu Hause lassen. Erstens hatte sie sich von den Strapazen der letzten Fahrt noch nicht so ganz erholt und zweitens brauchte er sie ja diesmal nicht dringend. Es war schon besser, wenn sie sich erst einmal einige Zeit ausruhte. Außerdem würden sie ja nicht lange wegbleiben. Jims kleiner Rucksack wurde von Frau Waas reisefertig gepackt und der frisch gebügelte blaue Lokomotivführeranzug, nebst Schirmmütze und Tabakspfeife, zurechtgelegt.
Schließlich kam das prunkvolle Staatsschiff des Kaisers Pung Ging. Herr Tur Tur hielt sich tagsüber selbstverständlich in seinem Haus verborgen, um nahende Schiffe nicht zu erschrecken. Die beiden Freunde begrüßten den Kapitän, den sie ja noch vom Einfangen der schwimmenden Insel her gut kannten, dann sagten sie allen Bewohnern von Lummerland Lebewohl und gingen mit der kleinen Prinzessin an Bord. Da keine Zeit zu verlieren war,
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