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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Bauch!“
    „Bravo!“ brüllten die Piraten
begeistert. „Wir stampfen ihn zu Mus, wenn wir ihn kriegen!“
    „Aber das kleine Mädchen“, fragte einer
der Burschen, „werfen wir das auch den Haifischen vor?“
    „Nein“, antwortete der Hauptmann, „ich
bestimme, daß sie dableibt und uns in Zukunft den Haushalt führt.“
    „Ho, ho, ho!“ wieherten die übrigen.
„Das ist eine gute Idee, Hauptmann, das wird ein Riesenspaß!“
    „Geht es euch auch so“, brummte einer
der Burschen, „daß euch das kleine Frauenzimmer irgendwie bekannt vorkommt? Ich
hab das Gefühl, als hätte ich das Ding schon mal gesehen.“
    „Bruderherz“, sagte ein anderer, „wir
haben ja schon eine ganze Menge von dieser Sorte zusammengefangen, da kann man
sich leicht irren.“ „Ja“, setzte ein dritter hinzu, „wir haben dem Drachen im
Lauf der Zeit einen ganzen Stall voll solcher Bälger geliefert.“
    „Und haben Schnaps von ihm dafür
bekommen“, knurrte ein vierter, „bis auf das eine Mal. Wißt ihr noch, Brüder,
damals das kleine schwarze Kerlchen? Wie es in einem geteerten Binsenkörbchen
über das Meer dahintrieb, und wie wir es herausgefischt haben? Es war nach dem
großen Sturm.“ Jim durchzuckte es erneut. Redeten sie da von ihm? Das konnte
doch nur er sein — ganz gewiß! Atemlos lauschte er.
    „Es lag noch eine Krone dabei und irgend
so ein Stück beschriebenes Pergament, zusammengerollt in einem goldenen Rohr.
Ich möchte bloß wissen, was das wohl für ein Balg war?“ Die Piraten waren
plötzlich still geworden und starrten vor sich hin. Der Kerl fuhr fort: „Auf
dem Pergament stand doch so ein verdammter Spruch drauf, wißt ihr noch, Brüder?
Wer dem Kind was Böses tut, dem wird es alle Macht nehmen und ihn binden, weil
es das U n g r a d e  g r a d e macht. Oder so ähnlich. Möchte wissen, was das
heißen soll.“
    „So ein Blödsinn“, grollte der Hauptmann,
„das kommt alles bloß daher, daß wir’s nicht richtig lesen konnten, weil jeder
von euch Ochsen nur einen einzigen jämmerlichen Buchstaben kennt! Das hieß
wahrscheinlich ganz anders.“
    „Du selbst bist ja auch nicht
gescheiter“, warf einer ein.
    „Ruhe!“ brüllte der Hauptmann und
schlug seinen Humpen auf den Boden. „Keine Meuterei hier! Außerdem haben wir
das Kind aus dem Wasser aufgefischt. Ohne uns wäre es bestimmt ersoffen. Also
war es eine gute Tat von uns.“
    „Aber wir haben es im Paket zum Drachen
geschickt“, antwortete der andere, „weil wir keine Zeit hatten, es ihm selbst
zu bringen.“
    „Ja, hätten wir’s vielleicht
großpäppeln sollen?“ fuhr der dritte dazwischen. „Ihr Schafsköpfe, wenn das
Balg beim Drachen ist, dann ist doch alles gut. Dort entkommt es bestimmt
nicht.“
    „Ganz schön und gut, Bruderherz“, sagte
der vierte, „nur ist es leider niemals dort angekommen. Wißt ihr noch, wie
wütend der Drache wurde, weil wir unseren Schnaps abholen wollten?“
    „Hört jetzt auf mit diesen verfluchten
Geschichten“, brüllte der, den sie Hauptmann nannten, erbost, „der verdammte
Drache hat uns eben damals schon betrogen. Schwefel, Pech und Bärendreck! Aber
das wird von jetzt an nicht mehr vorkommen. Wir werden ihm auf der Stelle einen
Brief schreiben, daß wir ihn durchschaut haben und daß er auf unsere Rache
zählen kann!“
    Die anderen Piraten murrten, daß sie
schon wieder schwer arbeiten sollten. Sie wollten jetzt Feierabend machen und
den Brief ein andermal schreiben.
    „Kraken, Haifisch und Muränen!“
polterte der Hauptmann los. „Was ich sage, wird gemacht, verstanden?“
    Da fügten sie sich, holten Tinte, Feder
und Papier und begannen alle zusammen den Brief zu schreiben.
    Jim konnte beobachten, wie sie das
machten:
    Einer nach dem anderen stand auf und
schrieb seinen Buchstaben auf das Papier, denn jeder konnte nur einen einzigen
Buchstaben lesen und schreiben. Der eine konnte beispielsweise das A, ein
anderer das S, ein dritter das M und so weiter. Nur konnte keiner den
Buchstaben eines anderen erkennen, und deshalb merkten sie nicht, daß einer von
ihnen statt einem K immerzu ein X schrieb. Und das war gerade der, den sie
ihren Hauptmann nannten, denn er konnte am allerschlechtesten schreiben. Die
Zahlen 1 und 3 kannten sie allerdings alle, denn die standen ja groß und
deutlich oben auf dem Segel ihres Schiffes.
    Während dieser Arbeit trat ihnen allen
der Schweiß auf die Stirn, und die kleinen, engstehenden Augen quollen ihnen
fast aus den Köpfen vor

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