Joanna Bourne
Seit Tagen kann ich an nichts anderes mehr danken, als dich auszuziehen. Ich werd noch verrückt.«
Er roch nach Zimt. Es war schon recht zynisch, dass ein Mann wie Grey so gewöhnlich und zahm nach etwas wie Zimt roch. Irgendwie aber schaffte er es auf diese Weise, durch ihre Barrieren zu schlüpfen.
Als er sie losließ, trieb sie vor lauter Lust wie benommen im Wasser.
Irgendetwas eroberte gleich neben ihr die Wanne. Dann auf der anderen Seite. Er stand über ihr, nackt und genauso begierig nach ihr wie ein Hengst nach einer Stute. Seine Haut war straff und warm und erregte sie, als er ihre streifte. Absolut ungewohnt. Hätte sie auch nur irgendetwas anderes empfinden können als völlige Sprachlosigkeit wegen der Wendung, die die ganze Sache nahm, dann hätte sie das jetzt wahrscheinlich äußerst nervös gemacht.
Sie klammerte sich am Rand der Badewanne fest. »Das kannst du nicht tun.«
»Das wollen wir doch mal sehen.«
»Ich meine, abgesehen davon, dass du das auf gar keinen Fall tun kannst, ist es auch physisch nicht möglich. Dafür ist kein Platz.«
»Wir werden es herausfinden. Halt dich lieber an mir als an der Wanne fest.« Er legte ihre Hände auf seine Schultern. Bei ihm erschien es ihr vernünftig und natürlich. Das Wasser schwappte gewaltig, als er ihre Rippen umfasste und sie sanft hochhob. Kurze Zeit später war er plötzlich unter ihr und sie auf ihm.
Er lächelte. »Wir passen ganz gut zusammen. Siehst du? Entspann dich ein bisschen, und ich werde … Ja. Genau so.« Er brachte ihren Körper über seine Lenden, und ihre Beine öffneten sich. Dann ließ er ihre Hüften abwärts über ihn streichen, als hätte er das schon tausendmal mit ihr gemacht. »Verdammt, fühlt sich das gut an.«
Es war … außergewöhnlich. Sie saß mit gespreizten Beinen auf ihm und ritt ihn im Wasser, sich mit den Beinen an den Seiten der Badewanne festklammernd. Sie stand ihm offen. Seine Männlichkeit wusste genau, wohin sie gehörte, kam ganz nah heran und wollte hineinstoßen. Zu allem bereit.
Die Zeit kam schlingernd zum Stehen. Nichts – keine vorgefasste Meinung, kein Ratschlag – hatte sie auf das hier vorbereitet.
Ihre Blicke trafen sich auf gleicher Höhe nur Zentimeter voneinander entfernt und hatten das gesamte Universum erobert. »Du bist immer noch lädiert.« Er berührte ihre Rippen ganz sanft. »Hier und hier. Ich werde ganz vorsichtig sein.«
Er war ein Kämpfer mit stahlharten Fäusten, doch mit ihr ging er sehr behutsam um. Sie konnte sich nichts vorstellen, das niederschmetternder war als diese Verbindung. »Das ist nicht fair, wenn du so was mit mir als deiner Gefangenen machst.«
»Ist es das, was du dir einredest? Dass du dies tust, weil du eine Gefangene bist?« Er holte sich die Seife vom Teller auf dem kleinen Tisch und drehte sie immer wieder in seinen Händen. »Dann steig doch einfach aus dieser Wanne und schrei los. Galba wird in zwei Minuten unten sein, um dir zu helfen. Hawker wird mir die Leber rausschneiden, die Doyle dann in den Erdboden stampft. Oder du bringst mich mit einem der Schürhaken, die neben dem Kamin hängen, zur Strecke. Das sollte dir doch zusagen.« Er verteilte in aller Ruhe Seife auf ihren Schultern. Jede kleine Geste war ein weiterer bewusster Schritt, um sie zu verführen. Er war ein Mann, der viele erfolgreiche Schritte kannte. »Du willst das hier.«
»Ich will nicht … « Sie spürte, wie er die Linie ihres Schlüsselbeins mit seinem seifigen Finger nachzeichnete. »Ich will das hier nicht. Und werde es auch nicht wollen.« Dann kehrte er zu ihrer Schulter zurück, wo er mit kleinen Kreisen verweilte und so die dortigen Nerven reizte. Dabei berührte er sie kaum. Gab es noch mehr auf der Welt als seine Augen? »Ich sollte es nicht.«
»Denk ruhig noch ein Weilchen darüber nach und sag mir dann Bescheid.« Er lächelte. »Hast du eigentlich jemals lange Haare gehabt, Annique?«
»Als ich bei den Roma lebte. Da wurden sie so lang, dass sie mir über den ganzen Rücken reichten.«
»Ich würde dich gerne mit langem Haar sehen.« Er hinterließ kurvenreiche Linien im Seifenschaum auf ihrem Brustkorb. Das prickelnde Gefühl des Dahingleitens vertrieb jegliche Gedanken aus ihrem Kopf. »Es würde etwa so herunterfließen.«
Er zeigte ihr den Pfad, auf dem langes Haar herabfallen würde. Über ihre Schultern, über ihre Brust. Genau so, wie es ihre Haare tun würden, strömten seine geschickten Finger geschmeidig hinab. »Du hast
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