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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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einander gegenüber. Ich bin kein Mensch, der das Exzentrische liebt. Um das, was mein Kollege so unmanierlich forderte, bitte ich Sie höflich. Was wollen Sie hier?«
    »Annique.«
    »Sie können sie nicht haben. Das müssen Sie einsehen.«
    »Das hier ist England, Soulier«, erwiderte Grey.
    »Und die gute Mrs. Carruthers ist Ihre Spionin in Paris. Lassen Sie uns nicht über Gewalt reden. Sie werden nicht einfach in meine Feste eindringen und meine Agenten mitnehmen. Im Gegenzug wird die gute Mrs. Carruthers auch weiterhin ruhig in ihrem weißen Haus mit den blauen Fensterläden im Faubourg Saint-Germain sitzen und stricken. Seit einem Jahrzehnt gibt es ein Abkommen zwischen Galba und Fouché, nach dem in jeder Hauptstadt ein Feld auf dem Spielbrett tabu sein soll. Dies hier ist unseres. Annique bleibt bei uns.«
    »Sie ist noch nicht außer Gefahr.« Grey ruckte den Daumen Richtung Leblanc. »Dieser Mistkerl wird sie umbringen.«
    »Nicht in meinem Haus.« Soulier legte die Fingerspitzen aneinander, während die Ellbogen auf die gepolsterten Lehnen des Sessels gestützt waren. »Monsieur Grey, Annique wird nichts geschehen. Jetzt, da ihre Mutter und auch mein alter Freund Vauban tot sind, steht sie unter meinem Schutz. Ich werde es nicht zulassen … «
    Vauban? Was hatte er gesagt? Das kann nicht wahr sein . Sie hatte das Gefühl, das Zimmer würde plötzlich schwanken, wie eine Kutsche, die abrupt stehen blieb. »Vauban ist tot?«
    Alle hielten inne und sahen sie an. »Das wusstest du nicht?«, fragte Grey.
    Soulier erläuterte behutsam: »Vor Wochen schon. Hast du nichts davon gehört? Am letzten Tag im Juli. Er ist friedlich eingeschlafen, mein Kind. Seine Zeit war gekommen. Wir waren – «
    Schüsse brachen los. Ein plötzlicher Schlag. Ihre Wange wurde ganz heiß. Sie lag auf der Erde, flach auf dem Gesicht, und konnte sich nicht erinnern, sich zu Boden geworfen zu haben. Der Geruch von Schießpulver lag in der Luft. Sie war nicht getroffen worden, spürte keinen Schmerz, nur nackte Angst.
    Es kam zu einem wilden Handgemenge, die dumpfen Schläge und das Stöhnen von kämpfenden Männern waren zu hören. Ein Sessel kippte polternd um. Eine Pistole fiel zu Boden.
    Soulier war auf den Beinen und hatte das in seinem Gehstock verborgene, schmale Schwert gezogen. Seine Wachen standen schützend vor ihm.
    Leblanc zog sein Messer. Grey warf sich herum und traf ihn mit einem gezielten Tritt. La savate . Sie hatte nicht gewusst, dass Grey ein savateur war. Leblanc taumelte und stürzte sich schreiend und Messer schwingend auf Grey.
    Sie gingen gemeinsam zu Boden. Eine Lampe fiel um, Geschirr krachte herunter. In dieses Knäuel aus miteinander ringenden Männern konnte sie ihr Messer nicht werfen. Die Wachen, diese Idioten, sahen tatenlos zu.
    Es war ein Kampf in einer atemberaubenden Geschwindigkeit, ein Kampf von Katzen in einer Gasse. Leblanc holte mit seiner Klinge, die wie Eis glänzte, aus und stieß zu. Doch Grey packte ihn am Arm. Die Klinge schwang vor und zurück, wurde dann hochgeschleudert, überschlug sich mehrfach in der Luft und landete klirrend zu Souliers Füßen. Greys Faust schlug zu, und Leblanc ging blutend zu Boden.
    Sie kam keuchend auf die Knie hoch und hielt das Messer immer noch in der Hand. Grey war nicht verletzt. Nicht verletzt. Nicht das kleinste bisschen. Er war außer Gefahr.
    Die Wachen stürzten zwar nach vorne, waren sich aber nicht sicher, welchen Mann sie nun festhalten sollten. Souliers ruhige Stimme erklang. »Hilf Leblanc hoch, Yves. Gut so. Kümmere dich weiter um ihn. Monsieur Grey, ich bin Ihnen unsäglich dankbar. Annique, Liebes … du bist doch nicht verletzt? Ich sehe, dass du in Ordnung bist.«
    Sie erhob sich, zitterte jedoch so heftig, dass sie Halt suchen musste. Der Kratzer auf ihrer Wange … Sie wischte sich mit dem Handrücken darüber. Es war nichts. Als sie sich umdrehte, um einen Blick auf den gelben Seidenwandbehang hinter sich zu werfen, sah sie das schwarzgeränderte, saubere, kreisrunde Einschussloch.
    Leblanc hing zusammengesackt in unerbittlichen Händen. Er wirkte … zu einem Nichts reduziert. Nun war er nur noch ein hagerer, hässlicher Mann in zerknitterter Kleidung, der aus der Nase blutete. Nicht mehr der bedeutende Spion von Frankreich. Nicht mehr der Buhmann ihrer Kindheit.
    Ihre Stimme kam wie von weit her. »Vauban ist tot. Das wusste ich nicht.«
    Grey erschien hinter ihr. »Ich hätte es dir gesagt. Aber ich dachte, du wüsstest es.«
    Da war

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