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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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grob angewandt, sondern einfach die Kontrolle verloren, da sie nicht bereit gewesen war, ihn zu töten. »Ihr habt mich nicht verletzt.«
    »Doch, das habe ich bestimmt, auch wenn Ihr Euch jetzt zusammenreißt und sehr männlich gebt. Andererseits … Euer Genick ist noch heil, was meine größte Sorge war.« Die Decke rutschte herunter, als sie sich etwas streckte. »Ihr sollt wissen, dass es mir nicht im Geringsten leidtut, selbst wenn ich Euch verletzt hätte, denn auf diese Weise solltet Ihr Euch nicht mit mir davonmachen. Es ist ganz und gar abscheulich von Euch, Frauen in Eure Gewalt zu bringen, quer durch Frankreich zu verschleppen und sie dann auch noch zu zwingen, unzüchtige Nachthemden zu tragen, nur weil Ihr ihnen nicht vertraut.«
    »Unser Beruf ist nun mal verabscheuenswert.«
    »Daran werde ich von Zeit zu Zeit erinnert.« Sie zuckte mit den Schultern und rutschte zur Seite. »Ihr braucht mich nicht mehr festzuhalten. Ich bin völlig erledigt, das könnt Ihr mir glauben.«
    »Lammfromm.« Er legte eine Hand an ihren Hals und ließ sie bis zum Schlüsselbein gleiten. Die Anspannung, unter der sie stand, war deutlich zu spüren. Sie machte ihn neugierig, diese Anspannung. Ihr Körper verriet ihm Geheimnisse.
    »Ihr seid das pure Misstrauen. Sicher verlangt Euer Beruf das von Euch. Trotzdem ist es bedauerlich, dass Ihr mir nicht mal bei diesen einfachen Dingen traut, die ich Euch anbiete.«
    Einfach? Das Labyrinth in Annique Villiers’ Innerem war unendlich lang. Zu gegebener Zeit würde er sich schon hindurcharbeiten. Eine ihrer Lügen hatte er schon aufgedeckt. Er war sich fast sicher …
    Mit dem Finger fuhr er ihre Schulter entlang und spürte Anzeichen von erhöhter Wachsamkeit. Nervosität brodelte unter ihrer Haut. Er hatte das Gefühl, einen der neuen Jährlinge seines Bruders zu streicheln, einen, der noch nie von einem Menschen angefasst worden war.
    Nicht gefühllos und abgestumpft. Nicht erfahren und wissend. Wie war er nur darauf gekommen, dies wäre eine mit Männern erfahrene Frau? Adrian hatte gesagt, sie wäre keine Hure, und Adrian irrte sich, was Frauen anging, nie.
    Wie viele Männer, Annique? Nicht viele, darauf würde ich wetten. Haben deine Lehrmeister deine Unschuld gehütet, damit du umso überzeugender »den Jungen« mimen konntest? Ihr Fehler. Das hatte sie verwundbar gemacht. Mit schmerzlichen Folgen und ohne es zu wissen. Früher oder später würde er das gegen sie verwenden. »Was zum Teufel soll ich nur mit Euch anstellen, Annique?«
    »Mich gehen lassen?«
    »Nein, das nicht.«
    »Ich habe nicht mit Eurer Zustimmung gerechnet, obwohl es für uns beide am besten wäre, wenn ich jetzt von diesem Bett aufstehe und leise in die Nacht verschwinde. Ihr habt nichts davon, mich festzuhalten.«
    »Was ist in Brügge geschehen?« Er spürte die Reaktion ihrer Haut. Sie wusste es. »Deshalb halte ich Euch fest. Ihr solltet versuchen, mir zu trauen. Lieber mir als Leblanc.«
    »Ich hoffe, dass ich Euch beiden entkommen kann.« Sie seufzte. »Sogar jetzt besteht noch die Möglichkeit dazu.«
    »Möglich ist es, da Ihr sehr geschickt seid.« Sein gesamtes Spionagenetz gab nicht mehr Agenten vom Kaliber einer Annique her, als er an zehn Fingern abzählen konnte. Eine Spionin wie sie war so wertvoll wie eine ganze Kavalleriedivision. »Noch ein Grund, warum ich Euch nicht gehen lassen kann.«
    »Ich bin schon vielen Männern wie Euch begegnet. Keiner von ihnen war ein Vernunftmensch.« Die Resignation in ihrer Stimme wurde immer größer. »Wir geraten in eine Sackgasse, Ihr und ich. Was habt Ihr mit mir vor?«
    »Verdammt, wenn ich das wüsste. Ich werde Euch wohl mit nach England nehmen und dann dort entscheiden. Bis dahin werden wir uns besser kennenlernen.«
    »Ich meinte, was Ihr heute Nacht mit mir vorhabt? Ich lebe dieser Tage nur von einem Augenblick zum nächsten, Monsieur.«
    Einige Männer hätten das Verhör jetzt vorangetrieben – ihr weiter zugesetzt, bis sie ganz durcheinander wäre und ohne Unterlass redete, und dann versucht, noch mehr herauszuholen. Sie war so erschöpft, dass sie kaum noch denken konnte. Wenn man sie weiter unter Druck setzte, würde sie anfangen, Fehler zu machen. Man musste sie nur genügend einschüchtern, hin und wieder Mitleid zeigen, dann würde sie aufgeben. Das hatte er schon unzählige Male bei anderen erlebt.
    Nur dass solche Praktiken bei Annique Villiers nichts bringen würden, selbst wenn er sich dazu durchringen konnte.
    »Heute Nacht

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