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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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keine Rolle.«
    Ihr Gedächtnis enthielt kein Bild von Grey. Er bestand aus starken Armen, die ihr Unterschlupf gewährten, und breiten Händen, deren schwielige Flächen sie schon überall berührt hatten. Entscheidungen darüber, was zu tun war, traf er unnachgiebig und mit großer Entschlossenheit. So großer Entschlossenheit, dass sie noch in einiger Entfernung zu spüren war. Von allen Spionagechefs war er der gerissenste, und man wollte ihn lieber nicht zum Feind haben. Er war der saubere Duft nach Seife und das raue Kinn, wenn er sich einige Stunden nicht mehr rasiert hatte. Dies und eine Toulouse-Französisch sprechende Stimme waren alles, was sie hatte. Seltsam, so viel von ihm und doch nicht zu wissen, wie er aussah.
    »Habt Ihr Euch in Grey verliebt?«, fragte Adrian. »Das wäre nicht klug von Euch.«
    Manchmal war sie eben nicht klug. Das hätten ihm viele Leute bestätigen können.
    »Ihr wollt es doch wohl nicht abstreiten? Nicht gegenüber Eurem Zwillingsbruder«, bohrte er weiter.
    Eine Weile lauschte sie dem Feuer. »Wenn man sagt, ich lasse es nicht zu, irgendetwas für diesen Menschen zu fühlen, ist es schon zu spät.«
    »Warum, Annique?«
    »Ich glaube nicht, dass es einen Grund für so etwas Dummes gibt.« Sie hatte sich auf jeden Fall dumm benommen. »Zu lieben … was für ein Irrsinn bei Leuten mit unserem Beruf.«
    »Da habt Ihr recht.« Er bewegte sich wieder voller Unbehagen. »Eine Frau hat mir diese Kugel verpasst. Wusstet Ihr das?«
    »Zufälligerweise sieht man das einer Wunde nicht an.«
    »Ein bemerkenswertes Mädchen. So wie Ihr in gewisser Weise. Eine große Spielerin in unserem ›Spiel‹.
    »Trotzdem solltet Ihr Euch nicht von ihr durchlöchern lassen. Ihr seid auch ein sehr guter Spieler.«
    »Wir haben alle etwas von Respekt einflößenden Dämonen. Ist Euch Grey nähergekommen oder seid Ihr noch Jungfrau?«
    Eigentlich hätte sie nicht überrascht sein sollen. Für diesen Mann gab es keine Tabus. »Ihr stellt zahlreiche Mutmaßungen an, von denen viele falsch sind.«
    »Das glaube ich nicht. Ist er?«
    »Hat Euch noch niemand gesagt, dass Ihr unglaublich neugierig seid?«
    »Ihr müsst mir nicht antworten.«
    »Aber dann werdet Ihr ohne Ende darüber spekulieren, ganz gleich, was ich sage oder für mich behalte. Und das auch noch laut. Scham ist Euch völlig fremd, Adrian.«
    »Völlig.« Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme.
    Sie seufzte. » Tiens . Euer Monsieur Grey hat nichts mit mir gemacht, bis auf den Kuss, den Ihr gesehen habt und vielleicht die eine oder andere harmlose Kleinigkeit in den vergangenen Tagen, an die ich mich nicht so gut erinnere. Es ist nicht so wichtig, ob es so oder so war, ob dieser spezielle Akt vollzogen wurde oder nicht … Und Ihr hört sofort mit dem albernen Lachen auf, denn das tut Eurer Schulter bestimmt nicht gut.«
    »Wenn Grey sich nicht beeilt und mit Euch ins Bett geht, dann schwöre ich Euch, werde ich es tun. Ihr solltet herausfinden, was Euch entgangen ist.«
    »Sehr wenig, nehme ich an. Diese Angelegenheit zwischen Mann und Frau ist kein Club mit geheimen Passwörtern. Ich jedenfalls weiß alles über diese Sache und – «
    »Das dachte ich mir. Ihr habt nichts getan. Grey ist so ein unglaublicher Trottel.«
    »Dies ist ein höchst anstößiges Gespräch, und ich glaube nicht, dass ich es noch länger führen möchte.«
    »Wenn sich Euch die Gelegenheit bietet, schlaft mit ihm. Er ist zwar kein Meister im Bett, so wie ich, aber – «
    »Ihr solltet ein wachsames Auge haben, aber auf seriösere Weise … und das Verkuppeln lassen. Es gehört sich nicht.« Sie zog ihm den schützenden Umhang noch höher.
    »Mir ist warm genug.«
    »Dann rührt Euch nicht. Ich bin froh, dass ich nicht mit Grey geschlafen habe. Er raubt mir den Verstand, was für mich als Französin sehr verwirrend ist, da wir eine logisch denkende Spezies sind. Ich bin mehr Französin als Spionin. Habe ich Euch schon erzählt, dass ich mich entschlossen habe, das Spionieren aufzugeben?«
    »Wirklich? Regierungen aus ganz Europa werden erleichtert aufatmen. Schon bald?«
    »In dem Moment, wo ich Euch in Sicherheit gebracht habe und eine letzte kleine Aufgabe, die ich mir vorgenommen habe, erledigt ist, werde ich mich davonstehlen und so unsichtbar und harmlos sein wie ein Siebenschläfer. Wahrscheinlich in Eurem England. Den Karten zufolge ist es recht groß. Ich glaube nicht, dass mich Euer Geheimdienst finden wird.«
    »Eine Blinde hat es schwer, sich zu

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