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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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noch für einen letzten Moment am Ärmel fest und sagte leise: »Das Dorf St. Grue liegt fünf Meilen nördlich, die Küste rauf. Die Schmuggler stehen unter der Führung eines Engländers namens Josiah. Das Passwort lautet ›Jasmin‹, wie der Strauch. Sagt ihm, Ihr kommt von mir.«
    »Er wird mein Ziel sein. Viel Glück, Annique mia.«
    Sie hörte ihn durch die Kapelle gehen, dann ein Schlurfen, als er durch eines der leeren Fenster kletterte. Einen Moment später fielen Schüsse. Zwei. Drei. Vier Schüsse. Er hatte sich den Männern im Hof gezeigt. Irgendwo musste er es dann, obwohl er so schwach war, über die Mauer geschafft haben. Männer riefen und rannten und brüllten, dass er entkommen wäre. Pferde stürmten mit funkenden Hufeisen zum Tor.
    Sie rührte sich nicht von der Stelle und lauschte. Vielleicht waren sie ja alle Dummköpfe …
    Leider nicht. Draußen war immer noch das Schaben der Hufe eines Pferdes zu hören. Ein Mann war dageblieben, um die Suche abzuschließen.
    Na dann. Mit dem würde sie fertig werden. Sie hob ihren Totschläger auf und nahm den Stock vom Altar. Weil sie den Boden gefegt hatte, war ihr Fluchtweg ganz frei, und sie konnte völlig lautlos bis zum Ende der Kapelle schleichen. Dort presste sie sich hinter der Tür eng an die Wand. Der Mann hatte es mit der Suche nicht eilig. Lange Minuten vergingen, ehe sie draußen auf den Steinen Stiefel hörte. Der Riegel hob sich, und die Tür knarrte. Er trat über die Schwelle.
    Pflastersteine fielen krachend zu Boden, als die Falle zuschnappte. Er schrie auf. Sofort war sie mit ihrem Totschläger auf ihm. Zwei Schläge genügten, bis er sich nicht mehr regte.
    Sie und Adrian hatten ausgiebig erörtert, wo ein Mann zu Boden ginge, wenn er in einem Netz zappelte, das von oben auf ihn herabgefallen war. Erfreut stellte sie fest, dass ihre Berechnungen gestimmt hatten. Noch auf der Türschwelle hatte es ihn niedergestreckt. Zur Belohnung erhielt sie sein Atmen, sodass sie guten Gewissens sagen konnte, dass es kein Mord war.
    Alles in allem äußerst befriedigend. Ein Verfolger weniger für Adrian. Die Stunde, die es sie gekostet hatte, um das Netz für die Falle zu knüpfen, hatte sich gelohnt.
    Noch ehe sie seine Gesichtszüge ertastete, hatte sie ihn am Geruch seiner Kleidung erkannt. Allmählich wurde Henri doch richtig lästig. Mithilfe von Adrians Messer trennte sie Streifen von seinem Hemd ab und fesselte ihn damit, bevor sie ihn aus den Schnüren ihrer Falle befreite. Dann zog sie ihn quer durch die Kapelle zu dem Pfosten, den sie ausgesucht hatte. Sie nahm ihm das nützliche Messer ab, das er bei sich hatte. Außerdem erleichterte sie ihn um sein Geld, welches ein ordentlicher Batzen zu sein schien. Irgendjemandem würde es schon nützen.
    Als sie fertig war, wischte sie sich die Hände am Kleid ab – es war wirklich abstoßend, Henri anzufassen – und ging ihre Möglichkeiten durch. Sollte sie gehen … oder bleiben? Adrian käme vielleicht zurück. Grey würde kommen, oder Doyle, falls sie noch lebten. Oder aber Henris Kameraden würden nach ihm suchen. Tatsache war, dass jeder, der nicht da draußen im eigenen Blut im Wald lag, hierherkommen würde. In dieser Kapelle würde es zugehen wie in einem Taubenschlag, sollte jemand überlebt haben.
    Ohne Frage wäre es das Beste für sie, schleunigst zu verschwinden. Sie hatte Henris Pferd. Im Umkreis von fünf Meilen gab es fünfzig Freunde, die ihr helfen würden, England zu erreichen. Es galt, schwerwiegenden Verpflichtungen nachzukommen. Ob sie nun die Albion-Pläne an England übergab oder Frankreich gegenüber loyal blieb, sie musste verhindern, dass sie Leblanc in die Hände fielen. Es wäre eine grenzenlose Dummheit, in solch einer ereignisreichen Nacht in dieser Kapelle zu bleiben.
    Wenn Grey kam, war er vielleicht verwundet, brauchte Hilfe.
    Und so war ihre Entscheidung gefallen. Es gab noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Sie ging in die Kälte des strömenden Regens hinaus und führte Henris Pferd an eine unauffällige Stelle im Dornendschungel hinter der Kapelle. Es versuchte mehrfach, sie zu beißen, wobei es einmal Erfolg hatte. Und dann musste auch noch ihre Falle mit den Steinen und dem Seil über der Tür neu errichtet werden. Schließlich war es Ovid, der gesagt hatte, dass man seinen Angelhaken immer ausgeworfen haben sollte, weil man genau dann einen Fisch fing, wenn man es am wenigsten erwartete.
    Hawker kauerte wie ein wildes Tier still im Sand. Sie kreisten

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