Job Future - Future Jobs
ersten Besuch hielt er Kontakt und bekam mit, in welche Nöte die Menschen täglich gerieten, weil der Meeresspiegel weiter stieg und im Ganges-Delta immer mehr Ackerland im verseuchten Salzwasser unterging.
2015 entschloss er sich zu einem sechsmonatigen Aufenthalt in einem Dorf. 2020 folgten weitere sechs Monate, in denen er bei der Umsiedlung von Menschen half, die wegen der anhaltenden Überflutung des Deltas nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren konnten. Bis 2025 hatte er eine Partnerschaft zwischen dem Zweig seines Unternehmens in Oklahoma und dem Dorf geknüpft, für das er arbeitet. Bei dem Besuch brachte er moderne Computer und Mobilgeräte mit, die seine Niederlassung für die Dorfbewohner angeschafft hatte.
John und Susan legten Wert darauf, dass ihre Kinder Einblick in die Probleme der Menschen in Bangladesch bekamen. 2012 kam ihr Sohn Jimmy zur Welt, auf den drei Jahre später Gabriel folgte. Als junge Teenager verlegten sie ihre Heimatschule für ein Jahr nach Bangladesch, damit sie bei ihrer Mutter und ihrem Vater im Dorf leben konnten. Dank einer leistungsfähigen Internetverbindung konnten sie weiterhin – vier Stunden am Tag – am Unterricht ihrer Heimatschule teilnehmen und verbrachten den Rest des Tages mit John und Susan, die bei der Arbeit mit staatlichen Vertretern und Hilfsorganisationen durch die Dörfer zogen. Alle erlebten eine spannende Zeit voller Erfahrungen. Jimmy engagierte sich intensiv in einer globalen Gruppe aus Jugendlichen, die anderen Teenagern auf der ganzen Welt mitteilt, wo die Erderwärmung zu weiteren verheerenden Schäden geführt hat. Jedes Wochenende lädt er Videos hoch, in denen er seine Erlebnisse dokumentiert, und bringt Dorfkindern bei, wie sie mit Lehrmaterial aus dem Internet zu Hause lernen können.
Für John ist es zu einem unverzichtbaren Teil seiner Lebensgestaltung geworden, seinen Beruf als Vertriebsleiter mit der Arbeit in den Dorfgemeinschaften bei Chittagong in Einklang zu bringen. Sein Aufenthalt dort 2025 ist der Höhepunkt eines fast 20-jährigen Engagements für das Recht auf sauberes Wasser in Bangladesch. Anfangs als Laie hat er immer tiefere Einblicke in diese Probleme und Lösungen gewonnen und sich dabei mit vielen »freiwilligen Experten« auf der ganzen Welt zusammengeschlossen. Inzwischen ist klar, dass der rasante Anstieg des Energieverbrauchs in den Industrie- und Schwellenländern 2025 die Probleme so gewaltig verschärft hat, dass sie nur noch mit einer Vielfalt an Initiativen gelöst werden können.
Rückblick: eine Welt vor der Zeit der Solidarität
Was war in diesem denkbar positiven Zukunftsszenario der Antrieb für John, Susan und viele andere, sich den Herausforderungen eines Landes auf der anderen Seite des Globus zu stellen? Ihre Geschichte illustriert den Siegeszug eines »globalisierten Denkens«, wie wir es nennen könnten. Ein Rückblick ins Jahr 1990 zeigt, dass diese globale Geisteshaltung noch fehlte. Um diese Zeit machte ein Großteil der Menschen noch Urlaub im eigenen Land. Viele Amerikaner hatten nicht einmal einen Reisepass, und viele Europäer scheuten noch die Kosten für Auslandsaufenthalte. Ihren eher lokalen als globalen Blick teilten weitgehend auch die Unternehmen, sogar große Konzerne wie Philips, Nestlé, Coca-Cola oder Toyota. Sie agierten hauptsächlich auf großen Binnenmärkten und betrieben zudem sogenannte »Überseeoperationen«. Zwar hatten sie außerhalb ihrer wichtigsten Märkte Niederlassungen gegründet, aber diese operierten tendenziell wie unabhängige Lehnsgüter: Die Führungskräfte gingen bisweilen für Monate auf »Überseereise« oder wurden als Potenzialträger auf Dauer ins Ausland abkommandiert, um dort eine Niederlassung zu leiten. Allerdings waren sie innerhalb der Führungsbelegschaft eine kleine Minderheit. Noch 1990 verbrachten die meisten Menschen die meiste Zeit mit Landsleuten mit ähnlichem Hintergrund und ähnlichen Standpunkten.
In dieser Welt teilten Menschen, die zusammenkamen, oft ähnliche Erfahrungen. Die wenigsten verfügten über einen PC, und eine Vernetzung über das World Wide Web war allenfalls eine ferne Zukunftsvision. Als sich dann allmählich die Hypervernetzung ausbreitete, waren als Schattenseiten auch eine zunehmende Zersplitterung der Arbeitswelt und die Isolation auf dem Vormarsch. Aber als lichte Seite kristallisierte sich eine globalisierte Geisteshaltung heraus: Die Menschen reisten mehr, gewannen tiefere Einblicke in das Leben anderer und
Weitere Kostenlose Bücher