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nahmen an ihrer Lage Anteil. Erstmals erfasst wurde diese zunehmende mitmenschliche Solidarität – oder Empathie – durch den World Values Survey von 2007, eine statistische Erhebung zu den menschlichen Werten. Unter der jüngeren Generation, zumindest in den entwickelten Ländern, zeigte sich ein klarer Trend hin zu einer wachsenden Anteilnahme am Schicksal anderer. 1
Durch mitmenschliche Solidarität wuchs auch bei John und Susan eine Verbundenheit mit einer Region auf der anderen Seite der Erde. Und mit ihrer Suche nach Sinn sind sie nicht allein. Im Jahr 2025 sind Millionen andere denselben Weg wie John und Susan gegangen, Leute, die ein waches Interesse für andere haben und sich Anliegen widmen wollen, die ihnen wichtig sind. Manche wie John fühlen sich den ärmsten Regionen der Welt verbunden. Andere setzen Zeit und Fachwissen dazu ein, Lehrmaterial ins Internet zu stellen, Menschen anderswo auf der Welt zu betreuen und zu beraten oder Unternehmen oder Staaten für Herzensangelegenheiten zu gewinnen. Die neue Weltsicht hat ein Mehr an Solidarität heranwachsen lassen, die nicht mehr nur dem unmittelbaren familiären Umfeld, sondern auch anderen und Fremden gilt. In den kommenden 20 Jahren könnte sich durchaus eine neue menschliche Natur formieren, die stärker zu Zuneigung, Gemeinsinn, Mitmenschlichkeit und Empathie neigt.
Ausgeglichenheit im Leben
Aber nicht nur mitmenschliche Solidarität steckt hinter dem Engagement, das das tätige Leben Johns und Susans so stark prägt. Ihrem sozialen Engagement verdanken beide zudem die Möglichkeit, die unterschiedlichen Aspekte ihres Lebens gegeneinander auszubalancieren – die von Arbeit, Engagement, elterlicher Verantwortung und Gemeinsinn. Diese Balance war Teil von Johns Arbeitsleben, seitdem er sich nach dem Schulabschluss und vor dem Eintritt ins College eine einjährige Auszeit nahm. Damals nahm er an den Geschehnissen in Bangladesch leidenschaftlich Anteil. Nach dem Universitätsabschluss arbeitete er als graduierter Praktikant bei einer bedeutenden Vertriebsfirma. Für seine Generation ungewöhnlich, blieb er den Großteil seines Erwerbslebens über einem einzigen Arbeitgeber treu, und dies trotz einer eher schlechten Bezahlung. Der Hauptgrund dafür war, dass ihm die Arbeit Spaß machte und – noch wichtiger – dass seine Firma als eine der ersten in ihrem Bereich den Mitarbeitern maßgeschneiderte Arbeitszeitmodelle anbot: John kann mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen und sich Anliegen widmen, die ihm wichtig sind.
Auch hier ist John nicht allein. Überall auf der Welt wägen Menschen sorgfältig ihre Entscheidungen ab und überlegen sich genau die Konsequenzen. Zeit für seine Kinder zu haben, war John von jeher sehr wichtig. In seinen Kindheitserinnerungen kommt sein eigener Vater nur als eine verschwommene Gestalt vor, die für US-amerikanische multinationale Konzerne arbeitete und so gut wie nie zu Hause war. Und wenn er da war, hielt ihn meistens sein Smartphone beschäftigt. Trotzdem war John seinem Vater immer dankbar für sein Engagement für die Familie: So finanzierte er ihm sein Jahr Auszeit zwischen Schule und College. Aber John war sich auch bewusst, welche Konsequenzen die Grundsatzentscheidungen seines Vaters gehabt hatten. Sie besaßen ein großes Haus und zwei große Autos und leisteten sich jedes Jahr mehrere Urlaubsreisen. Aber dazu mussten beide Elternteile Vollzeit arbeiten. Seinen Vater sah John fast nie, und fernab der Großeltern hatte er eine ziemlich einsame und isolierte Kindheit.
Als er Susan heiratete, bildete die Frage, wie ihr Berufsleben aussehen sollte, ein wichtiges Thema. Susan war in der Ausbildung als Ärztin und wollte sich auf Krebsmedizin spezialisieren. Sie kamen zum Schluss, dass sie unbedingt ein Leben anstreben würden, das stärker ausgeglichen war als das ihrer Eltern. Deshalb blieb John bei einem Unternehmen, bei dem er keine Reichtümer anhäufen konnte, und Susan nahm eine Stelle mit einer Dreitagewoche an.
Die Konsequenzen ihrer Entscheidungen blieben nicht aus. Sie konnten sich kein Eigenheim leisten und wohnten stattdessen zur Miete. Statt sich einen Wagen anzuschaffen, suchten sie ihre Wohnung dort, wo die Kinder zu Fuß zur Schule und zum Spielplatz kamen, und in Gehnähe zu Susans Arbeitsplatz. Und wenn sie doch ein Auto brauchten, gingen sie zum Autoverleiher an der nächsten Hauptstraße. Die andere wichtige Lebensentscheidung war die, ihren Kindern Hausunterricht zu erteilen. Schon
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