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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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schnell selbst etwas vorbereiten?«
    Der Koch war sichtlich entsetzt. »Oh
nein, Miffif Kelling, auf gar keinen Fall! Miffif Fabine hat immer Punkt halb
einf ihr Mittageffen auf der Veranda bekommen. Pafft Ihnen daf?«
    »Wunderbar.« Emma hatte die kleine
verglaste Veranda, die ans Esszimmer angrenzte, völlig vergessen. An ihrem
ersten Nachmittag hier im Haus war sie viel zu erschöpft gewesen, um es sich
dort bequem zu machen, und gestern war wohl kaum das geeignete Wetter für eine
Sonnenveranda gewesen. Nach dieser leichten Zurechtweisung tat sie wohl gut
daran, kein weiteres Durcheinander anzurichten. Immerhin war Sandy nicht mehr
oben im Schlafzimmer, so daß sie ungestört nach dem Safe sehen konnte.
    Fehlanzeige. Graf Radunov nahte in
vornehmem Trab.
    »Mrs. Kelling, darf ich in aller
Höflichkeit anfragen, wem die Stunde geschlagen hat?«
    »Warum nicht? Die anderen haben
schließlich auch alle gefragt. Was hat Sie so lange aufgehalten?«
    »Mein fortgeschrittener Zustand der
Hinfälligkeit und die erfreuliche Tatsache, dass ich begonnen habe, mein Opus
magnum zu entwerfen. Ich dachte gerade darüber nach, ob ich Grigori
Rasputin einen kurzen Flirt mit Königin Victoria erlauben sollte.«
    »Meinen Sie denn, dass er ihr Typ war?«
    Radunov zuckte mit den Achseln.
»Immerhin gab es in ihrem Leben Disraeli und John Brown. Der eine war
gebürtiger Jude, der andere Protestant, und wir dürfen annehmen, dass ihr
Geschmack daher katholisch im Sinne allumfassend war. Aber um wieder auf die
Glocke zurückzukommen — «
    »Ich wollte nur möglichst schnell mit
Vincent sprechen, und die Glocke schien mir das beste Mittel zum Zweck. Beim
nächsten Mal weiß ich es besser. Allerdings hoffe ich inständig, dass es kein
nächstes Mal geben wird.«
    Er schenkte sich die Frage, warum sie
es so eilig gehabt hatte. Diese Zurückhaltung musste belohnt werden, entschied
Emma.
    »Seine Tochter hat sich ziemlich den
Kopf gestoßen, und ich dachte, er sollte es besser sofort erfahren.«
    »Aber natürlich. Er ist offenbar ein
hingebungsvoller Vater. Hoffentlich ist das Kind nicht ernsthaft verletzt.«
    »Das hoffe ich auch. Sandy ist wirklich
ein Schatz.«
    »Tatsächlich? Das ist mir noch gar
nicht aufgefallen. Meine Schätze sind da schon etwas reifer.«
    Da er mit einigem Nachdruck sprach, war
sich Emma nicht sicher, ob es sich möglicherweise um einen Flirtversuch
handelte. Vielleicht sah er sich selbst als Rasputin und sie als Victoria
Regina und versuchte die Gelegenheit beim Schopf zu packen und ein wenig für
sein Meisterwerk zu recherchieren. Aber noch wahrscheinlicher erklärte sich
sein Verhalten aus der Tatsache, dass Theonia inzwischen an der Tür aufgetaucht
war.
     
     

Kapitel
16
     
     
    »Oh, Theonia«, sagte Emma, »darf ich
dir Graf Alexei Radunov vorstellen, er ist einer unserer Gäste. Graf Radunov,
das ist Mrs. Brooks Kelling, die Frau meines Vetters. Mrs. Brooks ist gerade
unerwartet für einen kurzen Besuch eingetroffen.«
    »Es gefällt mir sehr gut hier auf der
Insel.« Theonia streckte ihre wohlgeformte Hand aus, die der Graf
selbstverständlich küsste. »Freut mich. Sie kennen zu lernen, Graf Radunov.
Emma hat mir erzählt, Sie seien hier, um an Ihrem Roman zu arbeiten. Sind Sie
zufrieden mit dem Fortgang Ihrer Arbeit?«
    »Ich bin mehr als zufrieden, die
Gegenwart zweier so bezaubernder Damen genießen zu dürfen, Mrs. Brooks. Was
meinen Roman betrifft, kann man nur hoffen. Und wie, wenn ich fragen darf, sind
Sie nach Pocapuk gekommen? Doch sicher nicht mit der Fähre, denn ich habe keine
Schiffssirene gehört. Doch nicht zufällig in Ihrer eigenen Jacht? Falls dies
der Fall sein sollte, muss ich Sie warnen. Denn dann wird unser ambitionierter
Professor Wont sicher alles daran setzen, sie für seine Schatzsuche zu
chartern.«
    Theonias Lachen klang wie das Läuten
kleiner Silberglöckchen. Das kurze Geläut brachte den galanten Russen derart
aus der Fassung, dass er leicht zu schwanken begann und den Griff um die Hand,
die er bis jetzt fest gehalten hatte, lockerte. »Professor Wont wird sich auf
eine herbe Enttäuschung gefasst machen müssen. Ein alter Freund meines Mannes,
der mit seinem Flugzeug unterwegs ist und Papageitaucher beobachten will, hat
mich mitgenommen. Kennen Sie Tweeters Arbuthnot vielleicht zufällig? Er wohnt
auf der langen, kurvigen Straße drüben bei den Kittiwakes.«
    Graf Radunov schien den Namen nicht zu
kennen, auch wenn er ein wenig zu lange brauchte, um den Kopf zu

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