Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Tatsachen. Das war der Deal, auf den wir uns über Little Skag geeinigt haben, bevor ich entlassen wurde – ich spiele die Zielscheibe und den Köder für Sie und scheuche denjenigen auf, der da ein falsches Spiel mit Ihnen spielt. Es war Ihre Tochter, die die Initiative ergriffen hat – sowohl in Hinsicht auf die Kaution als auch aufs Vögeln. Ich erstatte Ihnen lediglich Bericht.«
»Sophia hatte schon immer einen eigenen Kopf ... und einen zweifelhaften Geschmack, was ihre Sexualpartner angeht«, erklärte Farino.
Kurtz blieb gelassen. Es war ihm scheißegal, wenn dem so war, genauso wie die Beleidigung, die dahinter steckte, an ihm abprallte.
»Sophia hat Ihnen von der Verbindung zwischen Miles und diesen beiden Killern erzählt?« Farino sprach ganz sanft. »Und damit angedeutet, dass sie glaubt, Miles steckt hinter der ganzen Sache?«
»Ja. Aber das bedeutet nicht, dass sie auch die Wahrheit sagt. Sie könnte sowohl bei Miles als auch bei Malcolm und seinem messerschwingenden Freak die Fäden ziehen.«
»Aber Sie sagten doch, sie war diejenige, die Sie aus dem Gefängnis holte und Sie vor dem geplanten Mordversuch gewarnt hat.«
»Sie hat die Kaution für mich hinterlegt. Was den Überfall im Gefängnis angeht, da muss ich mich auf das verlassen, was sie mir erzählte.«
»Warum sollte sie sich so viel Mühe machen und dann lügen?«, fragte Farino.
»Um mich auf die Probe zu stellen«, spekulierte Kurtz. »Um herauszufinden, was ich wirklich vorhabe und wie viel ich weiß. Und um hinterher über jeden Verdacht erhaben zu sein.« Kurtz sah durch die getönten Scheiben hinaus. In der Gasse war es sehr finster. »Mr. Farino, Sophia hat die Kaution gestellt, mich mit zu sich nach Hause genommen und mehr oder weniger in die Kiste geworfen. Vielleicht ist sie nur eine Schlampe, wie Sie sagen, aber ich glaube nicht, dass es meine unwiderstehliche Persönlichkeit gewesen ist, die sie so sehr faszinierte, dass sie mich unbedingt verführen musste.«
»Ich bezweifle, dass allzu viel Verführungskunst nötig war, Mr. Kurtz.«
»Darum geht es nicht. Es geht darum, dass Sie sich im Klaren darüber sind, wie intelligent sie ist – verdammt, deswegen haben Sie doch schließlich Angst, dass sie womöglich hinter Richardsons Verschwinden und den geplünderten Lastwagen steckt – und deswegen wissen Sie natürlich auch, dass es vernünftig wäre, nach einem Motiv für ihre Handlungen zu suchen.«
»Aber Sophia steht an erster Stelle, wenn es darum geht, mein Vermögen und den größten Teil des offiziellen Familiengeschäfts zu erben«, überlegte der Don und blickte auf seine zusammengepressten Hände hinunter.
»Das hat sie mir auch gesagt«, meinte Kurtz. »Fällt Ihnen ein Grund ein, warum sie ein Interesse daran haben könnte, der natürlichen Abfolge nachzuhelfen?«
Don Farino wandte sein Gesicht ab. »Sophia war schon immer ... ungeduldig. Und sie wäre gerne der Don.«
Kurtz lachte. »Frauen können kein Don sein.«
»Vielleicht ist das etwas, was Sophia nicht akzeptieren kann«, sagte Farino mit schmalem Lächeln.
»Sie sind bei Weitem nicht so fertig und aus dem Rennen, wie alle glauben, oder?«
Farino erwiderte Kurtz’ Blick und da lag ein beinahe dämonischer Ausdruck in den Augen des alten Mannes. »Nein, Mr. Kurtz. Ich bin von der Taille ab gelähmt und – wie haben Sie das so schön formuliert? – zeitweilig aus dem Rennen . Aber ich bin noch lange nicht fertig. Und ich hege auch nicht die Absicht, auf Dauer aus dem Rennen zu sein.«
Kurtz nickte. »Vielleicht ist Ihre Tochter einfach nicht bereit, wie Prinz Charles noch fünf oder sechs Jahrzehnte zu warten, und versucht deshalb, die Nachfolge etwas zu beschleunigen. Wie ist noch die abgefahrene Bezeichnung dafür, den eigenen Vater umzulegen – Patrizid?«
»Sie sind ganz schön ungehobelt, Mr. Kurtz.« Farino lächelte wieder. »Aber bisher geht es noch gar nicht ums Umlegen. Ich habe Sie angeheuert, um herauszufinden, was es mit Richardsons Verschwinden und den Lkw-Überfällen auf sich hat.«
Kurtz schüttelte den Kopf. »Sie haben mich als Zielscheibe angeheuert, damit Sie den Schützen entlarven und so Ihren eigenen Arsch retten können, Farino. Warum haben Sie Carl umgebracht?«
»Wie bitte?«
»Sie haben mich schon richtig verstanden. Sophia sagte, Carl sei an ›Komplikationen‹ gestorben. Warum haben Sie ihn umlegen lassen?«
»Carl war ein Trottel, Mr. Kurtz.«
»Da kann ich Ihnen nicht widersprechen, aber warum haben
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