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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Jimmy Hoffa gearbeitet hatte. Er besaß die Konstitution einer kerngesunden Bulldogge. Oliver war groß, mager, melancholisch und Kettenraucher, erst 62, aber chronisch krank und – wie Charlie nach acht dieser beschissenen Vancouver-Buffalo-Touren inzwischen wusste – eine Nervensäge vor dem Herrn.
    Ihr Gefährt war kein Mehrachser, lediglich ein stinknormaler Siebeneinhalb-Tonner. Daher konnte er auch über Bundesstraßen und sogar kleine Nebenstraßen fahren, ohne großartig Aufsehen zu erregen. Charlie saß die ganze Zeit am Steuer, Oliver, mit einer abgesägten Schrotflinte in dem versteckten Fach oben in der Kabine, neben ihm. Aber Oliver war so langsam, dass Charlie mehr Vertrauen in den halbautomatischen 45er-Colt setzte, den er unter seinem Sitz versteckt hielt.
    In den 18 Jahren, die sie jetzt schon Lastwagen für die Organisation fuhren, hatten weder Oliver noch Charlie je ihre Waffen ziehen müssen. Das war der Vorteil, wenn man für die Mafia arbeitete.
    Der Nachteil war, dass ihre beschissene Tour nach Buffalo führte. Nicht nur, dass zwei Drittel der Strecke durch Kanada führten – ein Land, das Charlie mit Inbrunst verabscheute –, er durfte nicht einmal die direkte Strecke durch Michigan nehmen, dann bei Detroit zurück über die kanadische Grenze und von dort an der Nordseite des Eriesees entlang. Das Problem war der Zoll. Genauer gesagt bestand das Problem darin, dass die Zöllner auf der Gehaltsliste der Farino-Familie nur in der Nachtschicht an einem bestimmten Donnerstag des Monats an der gleichen Stelle Dienst taten: an der Queenston-Zollbrücke in Lewiston, ungefähr sechs Meilen nördlich der Niagarafälle.
    Sie waren jetzt fast am Ziel. Nach mehr als 72 Stunden auf der Straße, nördlich der kanadischen Stadt Niagara Falls, manövrierte Charlie den Laster über die malerische Straße, die zwischen Fluss und Felshang entlangverlief. Natürlich wirkte sie in diesem Moment nicht besonders malerisch – es war kurz nach zwei Uhr früh – und weder Charlie noch Oliver interessierten sich einen trockenen Furz für die Aussicht bei Tag; aber Charlie hatte strikte Anweisungen, sich vom Expressway am Ufer des Lake Ontario fernzuhalten. Dort gab es zu viele diensteifrige Mounties – also musste er den Highway 20 von Hamilton nehmen und von den Fällen weg wieder nach Norden fahren.
    Der Laster war mit gestohlenen Videorekordern und DVD-Playern vollgestopft. Allerdings passten auf die kleine Ladefläche nicht besonders viele Geräte und Charlie fragte sich, wie man damit Geld verdienen konnte. Natürlich wusste er, dass die Geräte auf den Müll wanderten, nachdem man damit Raubkopien gezogen hatte, trotzdem blieb es ihm ein Rätsel, warum die Organisation es für lukrativ hielt, ein paar Dutzend der Maschinen den ganzen Weg von Vancouver zu einem abgehalfterten Klan in Buffalo zu kutschieren.
    Was soll’s, dachte Charlie. Geht mich schließlich nichts an.
    Ein paar Meilen unterhalb des großen Naturschutzgebiets bei den Queenston Heights auf kanadischer Seite steuerte Charlie den Laster auf einen leeren Rastplatz. Er schüttelte Oliver wach. »Pass auf die Karre auf, ich muss mal kurz pissen.«
    Oliver schnaubte, rieb sich aber die Augen. Charlie schüttelte den Kopf, ging in das leere Besuchercenter direkt am Rand der brodelnden Niagaraschlucht und erledigte sein Geschäft. Als er herauskam und zurück in die Fahrerkabine kletterte, war Oliver mit dem knochigen Kinn auf seiner knochigen Brust schon wieder eingenickt.
    »Verdammter Arsch«, fluchte Charlie und schüttelte seinen Beifahrer.
    Oliver fiel mit dem Gesicht voran gegen das metallene Armaturenbrett. Blut tröpfelte aus seinem linken Ohr.
    Charlie starrte ihn eine tödliche Sekunde lang verständnislos an, dann griff er nach seiner 45er. Zu spät. Beide Türen wurden aufgerissen und eine ganze Bande grinsender schwarzer Gesichter und drohender Pistolenläufe richtete sich auf ihn.
    »Hey Charlie, alter Kumpel«, sagte der größte von den Kerlen, der einen beschissenen Diamanten im Schneidezahn hatte und mit einer gewaltigen Pistole herumfuchtelte. »Alles cool, Mann. Suchst du etwa das hier, Charlie?« Der Schwarze hielt Charlies Pistole in die Höhe und ließ sie dann in seiner Jackentasche verschwinden. Er richtete seinen riesigen Revolver auf ihn. »Verhalt dich einfach eine Minute mucksmäuschenstill, dann kannst du weiterfahren.«
    Man hatte schon früher Waffen auf Charlie Scruggs gerichtet und es gab ihn immer noch. Aber es

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