Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Fluchtversuch – nur der Jüngste, Oliver, war zurück durch den Stacheldraht gekrochen, um sein Schoßtierchen, einen Flusskrebs, zu retten, und von den Wachen mit insgesamt 22 Schüssen durchsiebt worden. Das Erste, was die Beagle Boys taten, nachdem sie der »größten Menschenjagd in der Geschichte des südlichen Alabama« entkommen waren, wie die Zeitungen titelten? Sie statteten der Farm des Gefängnisdirektors einen Besuch ab, töteten den Mann, brannten sein Haus nieder, vergewaltigten seine Frau, bis sie im Koma lag, und nagelten den Hund der Familie ans Scheunentor (auch wenn die früheren Knastkumpane hartnäckig behaupten, dass in Wirklichkeit der Hund vergewaltigt und die Frau an der oder an die Stalltür genagelt wurde).
Warren, Darren, Douglas und Andrew machten sich dann auf nach Kanada, aber der Umstand, dass sie Pässe brauchten, um die Grenze zu überqueren, bereitete ihrer Reise ein jähes Ende. So strandeten sie in Buffalo, wo sie Laienbrüder und Soldaten in der Weißen Arischen Armee Unseres Liebenden Gottes wurden, die ihr Hauptquartier in West Seneca hatte.
In dieser Nacht befanden sie sich in einem Lagerhaus in der Nähe des Universitätscampus auf Einkaufstour.
»Wir wollen Vollautomatische mit diesem Laserscheiß«, forderte Warren, der Älteste.
»Alles klar«, sagte Malcolm Kibunte und komplimentierte die bulligen Hinterwäldler in den hinteren Teil der Blockbohlenhütte. »Dann kriegt ihr auch Vollautomatische mit diesem Laserscheiß.«
Die Jungs waren sorgfältig und wiederholt gefilzt worden, bevor man sie mit verbundenen Augen zu dem Lager gefahren hatte, wo Doo-Rag und ein Dutzend seiner Männer ein aufmerksames Auge auf sie warfen und sie mit unverhohlener Verachtung musterten. Die Alabama Beagle Boys ignorierten die Gangmitglieder.
»Heilige Scheiße«, entfuhr es Douglas, nach Oliver der am wenigsten mit Intellekt gesegnete des Quartetts. »Seht euch das an. Wow! Alles, was wir wollten, total geil!«
»Halt die Klappe, Douglas«, sagte Andrew aus langjähriger Gewohnheit.
Aber Douglas hatte recht. Der lang gezogene Lagerraum war vollgestopft mit Waffen- und Munitionskisten. Als Präsentationsobjekte lagen da AR-15s, Mossberg 590A1Schrotflinten, vollautomatische Colt-M4-Karabiner, mehrere einsatzbereite M-16, kompakte Maschinenpistolen wie die HK UMP 45er und israelische Bullpup-Sturmgewehre sowie Scharfschützenwaffen, unter anderem eine Remington 700 Police DM.
Allen vier Beagle Boys lief das Wasser im Mund zusammen. Drei von ihnen gelang es, das Sabbern zu unterdrücken, aber ihre Schweinsäuglein leuchteten begeistert. Falls den Jungs die Ironie bewusst war, dass sie sich die Waffen für den bevorstehenden Rassenkampf, der das Jüngste Gericht einläuten sollte, ausgerechnet bei einer schwarzen Gang besorgten, dann zeigten sie es nicht. Andererseits war Ironie auch nicht wirklich die Stärke der Beagle Boys.
Darren stierte auf einen Tisch mit Sichtgeräten: Aimpoint Red Dots, taktische Polizeigeräte von Bausch & Lomb, U.S Optics SN4 SpecOps, Comp ML Red Dots und weitere Prachtexemplare.
»Sei vorsichtig, Darren, Kumpel«, sagte Malcolm. »Man kann deinen Ständer sehen. Es schwächt deine Verhandlungsposition, wenn du auf die Ware abspritzt.« Malcolm grinste breit, um dem anderen zu zeigen, dass das nur freundschaftliches Geplänkel unter Männern war.
Darren wurde rot und drehte sich weg.
Warren mischte und kombinierte Einzelteile zu einer perfekten Waffe: ein Colt-M4-Karabiner mit kompaktem Laserzielfernrohr und einem Schalldämpfer aus vergoldeter Titanlegierung.
»Gute Wahl«, sagte Malcolm. »Eine passende Zusammenstellung für das Jüngste Gericht im Namen des Herrn.«
Warren blickte finster drein, sagte aber bloß: »Wie viel?«
»Für wie viele wovon?«, spielte Malcolm den Ball zurück.
Die Jungs leckten sich in spürbarer Gier die Lippen, während Warren ein zerknittertes Blatt gelbes Notizpapier aus seiner Hüfttasche zog – die Beagles trugen allesamt alte Armeejacken, Springerstiefel und Jeans statt der Streifenhemden, die sie berühmt gemacht hatten – und seine Einkaufsliste konsultierte. Er las langsam vor, wobei er offensichtlich spontan ein paar der ausgestellten Gegenstände hinzufügte.
Malcolm hob die Augenbrauen und nannte einen Preis.
Die Jungs warfen sich einen fast schon verzweifelten Blick zu. Mit dem Geld, das die Weiße Arische Armee Unseres Liebenden Gottes bisher zusammengekratzt hatte, konnten sie sich nicht einmal Warrens
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