Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Siebeneinhalb-Tonner beim Absturz zu.
Es waren 60 oder 70 Meter bis nach unten zum Fluss. Das ließ dem Wagen genügend Zeit, sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Charlies Leiche wurde durch die offene Tür in die Dunkelheit hinausgeschleudert, als der Lkw mit dem Dach zuerst auf die Felsbrocken am Rand des tosenden Wassers knallte. Dutzende von Videorekordern und DVD-Playern flogen in hohem Bogen in den Fluss hinein. Jeder im Kleinbus jubelte bei dem Geräusch, das ihnen aus der tiefen Schlucht entgegenschallte.
Es gab keine Explosion. Kein Feuer.
Charlie hatte mit dem Tanken bis zur amerikanischen Seite warten wollen, wo der Sprit billiger war.
KAPITEL 23
Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, Sie wiederzusehen, Mr. Kurtz«, sagte Peg O’Toole.
»Das ging mir genauso«, verriet Kurtz. Er hatte ihr den Büroanschluss als Kontaktnummer angegeben. Arlene erzählte ihm, dass die Bewährungshelferin offenbar sehr verblüfft gewesen war, als sich eine waschechte, lebende Sekretärin am anderen Ende der Leitung meldete.
»Sollen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?«, fragte O’Toole. »Wir unterhielten uns beim letzten Mal darüber, dass Sie sich im Laufe der nächsten Woche einen dauerhaften Wohnsitz zulegen müssen.«
»Sicher«, sagte Kurtz, »aber darf ich Ihnen vorher eine Frage stellen?«
Die Bewährungshelferin setzte ihre Schildpattbrille ab und wartete. Ihre Augen waren grün und kalt.
»Als man mich bei meinem vergangenen Besuch hier herausschleppte, ging es darum, mir einen Mord unterzuschieben, obwohl die genau wussten, dass ich damit nichts zu tun hatte. Während der Festnahme wurden die Vorwürfe dann in illegalen Besitz einer Feuerwaffe und Verstoß gegen die Bewährungsauflagen abgeändert. Jetzt hat man auch das fallen lassen.«
»Wie lautet denn nun Ihre Frage, Mr. Kurtz?«
»Ich würde zu gern wissen, ob Sie etwas damit zu tun hatten, dass mir diese Dinge nicht mehr zur Last gelegt werden.«
O’Toole tippte mit dem Bügel ihrer Brille gegen die Unterlippe. »Wieso glauben Sie, dass ich da meine Finger im Spiel haben könnte?«
»Weil ich glaube, dass Hathaway ... der Beamte von der Mordkommission, der mich abgeführt hat ...«
»Ich kenne Detective Hathaway«, unterbrach ihn O’Toole. Irrte er sich oder lag da ein angewiderter Unterton in ihrer Stimme?
»... ich glaube, er hätte diesen Vorwurf von illegalem Waffenbesitz und Verstoß gegen die Bewährungsauflagen durchgezogen«, beendete Kurtz seinen Satz. »Während des Verhörs im Bezirksgefängnis wollte er mir eine Waffe unterschieben. Er hat seine ganz persönlichen Gründe, warum er mich im Staatsgefängnis sehen will.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte O’Toole knapp. »Aber ich habe mich tatsächlich in Ihren Fall eingemischt.« Sie zögerte ein paar Sekunden. »Ich ließ den Staatsanwalt wissen, dass ich während Ihrer Verhaftung anwesend war und Zeugin war, als die Detectives Sie durchsuchten. Und ich versicherte ihm, dass Sie zu diesem Zeitpunkt keine Waffe bei sich trugen.«
» Das haben Sie dem Staatsanwalt gesagt?« Kurtz war verblüfft. Als O’Toole nichts weiter sagte, fügte er hinzu: »Was wäre, wenn Hathaway ausgesagt hätte, dass ich ein Knöchelholster oder so etwas trug?«
»Ich habe gesehen, wie die Sie durchsuchten«, entgegnete sie kühl. »Da war kein Knöchelholster.«
Kurtz schüttelte den Kopf. Er war wirklich überrascht. Er hatte noch nie davon gehört, dass ein Polizist oder eine Polizistin etwas unternahm, um einen anderen Polizisten daran zu hindern, einem Verdächtigen etwas unterzuschieben.
»Können wir jetzt bitte unser Gespräch fortsetzen?«, fragte sie.
»Natürlich.«
»Jemand ist unter der Nummer, die Sie mir gegeben haben, an den Apparat gegangen und hat sich als Ihre Sekretärin ausgegeben ...«
»Arlene.«
»... aber jeder kann am Telefon behaupten, er sei irgendwer«, führte O’Toole ihren Gedankengang zu Ende. »Ich würde Ihren Geschäftsräumen gerne einen Besuch abstatten ... Habe ich etwas Komisches gesagt, Mr. Kurtz?«
»Nein, auf keinen Fall, Officer O’Toole.« Er gab ihr die Adresse. »Wenn Sie sich vorher anmelden, wird Arlene Sie zur Hintertür hereinlassen. Das wäre vielleicht angenehmer, als wenn Sie den Vordereingang nehmen.«
»Und warum, wenn ich fragen darf?«
Kurtz verriet es ihr.
Diesmal war es seine Bewährungshelferin, die lächelte. »Ich war drei Jahre lang bei der Sitte, Mr. Kurtz. Trauen Sie mir also ruhig zu, dass ich es
Weitere Kostenlose Bücher