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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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rückwärts.
    Das Funkgerät quäkte wieder.
    »Was?«, bellte Warren wütend.
    »Hier ist nichts. Douglas und ich sind im Treppenhaus am anderen Ende.«
    »Habt ihr in alle beschissenen Zimmer reingesehen?«
    »Ja. Auf dieser Etage gibt es keine Türen.«
    »Gut«, sagte Warren. »Geht die Treppe runter und sucht ein Stockwerk tiefer weiter.«
    »Kommst du nach, Warren?«
    »Ich warte hier, bis ihr die nächste Etage durchsucht habt. Wir wollen uns doch nicht im Dunkeln gegenseitig in die Quere kommen, oder?«
    »Nein.«
    »Dann meldet euch, wenn ihr fertig seid, dann komme ich runter, und dann steigt ihr wieder eins tiefer, bis wir den Mistkerl endlich finden und nach unten treiben, wo Andrew auf ihn wartet. Hast du das alles verstanden, Darren?«
    »Ja.«
    Eine andere Stimme. »Darren, Douglas, Warren. Alles in Ordnung bei euch?«
    Drei Stimmen unisono. »Halt die Klappe, Andrew.«
    Während des Geplänkels war Warren immer weiter zurückgewichen, bis er fast am Baugerüst stand. Kurtz hob lautlos die Pappabdeckung an und verließ den Aufzugschacht.
    Die Holzbohle unter ihm knarrte. Warren setzte an, sich umzudrehen. Kurtz beugte sich vor und versetzte ihm einen Hieb mit dem Totschläger.

KAPITEL 26
    Andrew gefiel es gar nicht, ganz allein im Erdgeschoss zu warten. Es war dunkel und feucht und unheimlich hier unten. Wenn er durch seine Nachtsichtbrille schaute, wurde alles grünlich-weiß, sodass jede Türöffnung oder jeder Sandhaufen wie ein Geist wirkte.
    Wenn er die Brille absetzte, was Warren ihm strikt verboten hatte, sah er überhaupt nichts mehr. Das vollautomatische israelische Bullpup-Sturmgewehr, das er sich ausgesucht hatte, war glatt, schwarz und gebogen wie eine Schlange, aber er konnte es im Dunkeln gar nicht richtig bewundern. Wenigstens wog die Waffe nicht besonders viel. Der rote Laserstrahl der Zieloptik, der ihm im Lager der Nigger noch so cool vorgekommen war, zeichnete sich durch das Sichtgerät nur als grünlicher Lichtstrahl ab. Andrew vertrieb sich die Zeit damit, Star Wars zu spielen, indem er sich vorstellte, er sei Luke Skywalker, und den Strahl im langen Gang hin und her sausen ließ.
    Plötzlich knackte das Funkgerät wieder. Es war Darren.
    »Warren? Warren? Wir haben das Versteck von diesem Kurtz im fünften Stock gefunden. Er ist nicht da, aber hier liegt eine Matratze mit Schlafsack und so ’n Zeug. Warren?«
    Warren antwortete nicht.
    »Warren?«, erklang Darrens Stimme. Sie wirkte nun deutlich nervöser.
    »Warren?«, fragte Andrew von seiner Position im Eingangsbereich des Erdgeschosses.
    »Halt die Klappe, Andrew!«, erwiderten Darren und Douglas wie aus einem Mund. Dann immer noch synchron: »Warren? Warren?«
    Doch der antwortete nicht.
    »Ihr geht wohl besser zurück nach oben«, riet Andrew.
    Diesmal forderten ihn seine beiden älteren Brüder nicht auf, er solle die Klappe halten. Sie schwiegen ein paar Sekunden, lediglich unterbrochen vom Knacken der Statik, dann sagte Douglas: »Ja, du bleibst, wo du bist, Andrew. Wenn sich irgendetwas bewegt, schieß nicht, bis du sicher bist, dass es nicht wir sind, die gerade runterkommen. Wenn wir es nicht sind, leg es um.«
    »Verstanden«, bestätigte Andrew.
    »Und halt dich verdammt noch mal vom Funkgerät fern«, ermahnte ihn Darren.
    »Verstanden«, sagte Andrew. Er konnte das Klicken hören, als sich ihre Geräte abschalteten.
    Andrew stand lange Zeit regungslos da. Es kam ihm wie eine mittlere Ewigkeit vor. Er drehte sich immer noch langsam um sich selbst und versuchte sich an die glühende, grünliche Welt durch das Nachtsichtgerät zu gewöhnen, aber selbst das Spiel mit den Lichtschwertern machte keinen Spaß mehr. Nichts regte sich im östlichen Treppenhaus. Der Fahrstuhl war still. Wasser tropfte. Schließlich hielt Andrew es nicht länger aus. Er drückte auf den Sendeknopf seines kleinen Walkie-Talkies. »Warren?«
    Stille.
    »Douglas? Darren?«
    Keine Antwort. Andrew wiederholte den Ruf noch einmal, dann schaltete er das Gerät ab. Er wurde langsam nervös.
    Im mittleren Teil des Lagerhauses – das, was Warren den Innenhof genannt hatte – war es deutlich heller. Andrew ging in die riesige Halle und starrte die vielen Stockwerke bis zum strahlenden Oberlicht mehr als 30 Meter über ihm nach oben. Es waren nur die Lichter der Stadt, die von den Wolken reflektiert wurden, aber sie strahlten so stark durch die Nachtsichtbrille, dass Andrew für einen Augenblick geblendet war. Er hob die freie Hand, um sich die

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