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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Wasser herausgewirbelt wurden. Er nickte hektisch. Kurtz zog ihn wieder ein paar Meter näher zu sich heran. Die beiden Männer trennten nur wenige Körperlängen voneinander – Malcolms lange Finger griffen nach oben und krallten sich in den vereisten Felsrand, rutschten aber jedes Mal wieder zurück ins brodelnde Wasser. Sie mussten schreien, um sich über den Lärm des tosenden Stroms hinweg verstehen zu können.
    »Es tut mir ja leid, dass die in dem Tankstellenshop nur diese billige Wäscheleine hatten«, rief Kurtz. »Ich weiß nicht, wie lange die halten wird. Wir sollten uns mit unserem Gespräch also besser beeilen.«
    »Kurtz, gottverdammt, Mann, ich gebe dir Geld. Ich habe mehrere Millionen. Mächtig viel Kohle, Kurtz!«
    Kurtz schüttelte den Kopf. »Das brauche ich gerade nicht, Kibunte. Ich bin nur neugierig, wer dich engagiert hat.«
    »Diese verfluchte Anwaltsschwuchtel. Miles! Miles hat mich angeheuert!«
    Kurtz nickte. »Aber wer steckt hinter Miles? Wer hat das autorisiert?«
    Malcolm schüttelte wieder heftig den Kopf. »Ich weiß es nicht, Kurtz. Ich schwöre bei Gott, ich habe keine Ahnung. Meine Fresse, ist das schweinekalt. Zieh mich wieder hoch! Geld! Bares! Ich zeig dir, wo’s ist, Kurtz!«
    »Wie viel haben die dir bezahlt, um mich kaltzustellen?«
    »40 Riesen!«, kreischte Malcolm. »Verflucht ist das kalt. Zieh mich hoch, Kurtz! Ich schwöre bei Gott ... das Geld. Es gehört alles dir! Alles!«
    Kurtz stemmte sich nach hinten, um dem enormen Gewicht des Mannes im tosenden Wasser standzuhalten. Die Wäscheleine knackte und dehnte sich. Malcolm warf panische Blicke über seine Schulter auf den bläulich-weiß schimmernden Abgrund unter seinen Füßen. In schier endlos weiter Entfernung waren am anderen Ende des Flusses die Autoscheinwerfer auf der Rainbow Bridge zu erkennen.
    »Yaba«, brüllte Kurtz. »Warum Yaba?«
    »Die Triaden schicken uns das Zeug. Das ist nur ein kleines Nebengeschäft. Ich bekomme zehn Prozent. GottJesusChristusAllmächtiger, Kurtz!«
    »Und 90 Prozent fließen über den Anwalt direkt an die Farinos?«, brüllte Kurtz über das Dröhnen des Wassers hinweg.
    »Ja. Bitte, Kumpel. Gib deinem Herz einen Ruck! Bitte. Ich spür meine Beine nicht mehr. Das ist so beschissen kalt hier drin. Ich gebe dir das ganze Geld ...«
    »Und die Triaden bekommen von dir vermutlich auch Waffen aus dem Überfall auf dieses Depot?«
    »Was? Häh? Bitte, Mann ...«
    »Die Waffen«, wiederholte Kurtz. »Die Triaden schicken dir Yaba. Du schickst ihnen Waffen zurück nach Vancouver?«
    »Ja, ja ... gottverdammt!« Malcolm suchte nach Halt auf dem Eis. Die Strömung rollte seinen Körper herum und drückte ihn unter Wasser. Kurtz zog hart und Malcolms kahler Schädel kam wieder an die Oberfläche. Eine Eisschicht bedeckte seinen Kragen und sein Kinn.
    »Wie hast du den Buchhalter ermordet?«, wollte Kurtz wissen. »Buell Richardson!«
    »Wen?« Malcolm kreischte nur noch. Seine Zähne schlugen gegeneinander.
    Kurtz ließ der Leine einen weiteren Meter Spiel. Malcolm versuchte sich an die steile, vereiste Felswand zu krallen. Sein Gesicht sackte erneut unter Wasser und er tauchte prustend wieder auf.
    »Cutter! Hat ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    »Warum?«
    »Miles hat das angeordnet.«
    »Warum?«
    »Richardson hat das Geld der Farinos gefunden, das Miles für ihn gewaschen ... oh Scheiße!« Die Strömung zog ihn einen weiteren Meter auf den Abgrund zu.
    »Richardson verlangte also einen Anteil?«
    Malcolm war zu sehr damit beschäftigt, hysterisch auf die tosende Kante zum Nichts hinter sich zu starren, um zu antworten. Die Zähne des Hünen klapperten unkontrolliert. Er sah wieder zu Kurtz. »Fick dich! Du lässt mich doch sowieso sterben«, rief er.
    Kurtz zuckte die Achseln. Die Leine schnitt schmerzhaft in seine Handflächen. »Es gibt immer noch die entfernte Chance, dass ich dich am Leben lasse. Verrat mir, was du über ...«
    Plötzlich hielt Malcolm ein kleines Klappmesser in der Hand. Er säbelte an der Leine herum.
    »Nein!«, brüllte Kurtz und zog hastig.
    Malcolm kappte die dünne Verbindung mit übermenschlich wirkenden Kräften in Windeseile, ließ das Messer fallen und begann mit aller Kraft zu schwimmen. Er war ein starker, durchtrainierter Mann, vollgepumpt mit Adrenalin. Für etwa zehn Sekunden sah es so aus, als käme er gegen die Strömung an. Er hielt auf eine Stelle sechs oder sieben Meter von Kurtz entfernt zu, wo er sich einen Halt an dem vereisten Geländer

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