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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ich nicht«, sagte er. »Du musst da noch jemanden für mich überprüfen.«
    »Ich höre«, entgegnete Arlene. Er sah sie genau vor sich, wie sie mit Stift und Notizblock in der Hand wartete.
    »John Wellington Frears«, sagte Kurtz. »Konzertviolinist. Er lebt in New York, wahrscheinlich Manhattan, ich tippe auf die Upper East Side. Er besitzt aller Voraussicht nach kein Vorstrafenregister, aber ich will alles, was du über seine Krankengeschichte auftreiben kannst.«
    »Soll ich alle verfügbaren ...«
    »Ja«, unterbrach sie Kurtz. Krankenakten gehörten zu den bestgehüteten Geheimnissen in Amerika, aber während Kurtz im Knast einsaß, hatte Arlene für einen Anwalt gearbeitet, der auf Unfälle spezialisiert war. Sie konnte Krankenakten einsehen, von denen häufig nicht einmal der Arzt des Patienten wusste, dass sie existierten.
    »Okay. Kommst du heute rein? Wir könnten gemeinsam über die Liste der Büros drüberschauen, die ich aus der Zeitung rausgesucht habe.«
    »Ich weiß es noch nicht«, gestand Kurtz. »Wie läuft’s mit Wedding Bells?«
    »Die Datenauswertung habe ich organisiert«, verriet Arlene. »Kevin würde sich opfern, den lästigen Papierkram für die Firmengründung zu erledigen. Die Website steht und kann jederzeit online gehen. Alles, was ich jetzt noch brauche, ist das Geld auf der Bank, damit ich die ersten Schecks ausstellen kann.«
    »Gut«, befand Kurtz und legte auf. Er blieb noch eine Weile auf der Couch liegen und starrte den vier Meter breiten Wasserfleck an der Decke an. Manchmal fühlte sich Kurtz bei seinem Anblick an ein fraktales Muster oder einen mittelalterlichen Wandteppich erinnert, manchmal einfach nur an einen gottverdammten Wasserfleck. So wie heute.

Kapitel 7
    Angelina Farino Ferrara hasste es, den Gonzagas in den Arsch zu kriechen. Die »Verhandlungen« fanden alle in der schauerlichen alten Gonzaga-Residenz auf Grand Island mitten im Niagara River statt. Das bedeutete, dass Angelina und die Boys mit einer von Emilio Gonzagas geschmacklosen weißen Stretchlimos – die Gonzagas hatten den Großteil der Limousinenvermietungen im westlichen New York unter ihrer Kontrolle – abgeholt und unter den wachsamen Augen von Gonzagas Topkiller Mickey Kee über die Brücke und an mehreren Kontrollposten vorbeigelotst wurden.
    Sobald sie im Anwesen eintrafen, wurden sie von weiteren Gonzaga-Leuten gefilzt und auf Wanzen untersucht, bevor man die Boys in einem fensterlosen Vorzimmer zum Rumsitzen verdammte und Angelina in einen der vielen Räume des riesigen Hauses eskortierte, als wäre sie eine Kriegsgefangene, was sie ja streng genommen auch war.
    Der Krieg war natürlich nicht auf ihrem Mist gewachsen – keines der Familiengeschäfte der letzten sechs Jahre war auf ihrem Mist gewachsen –, sondern ein Resultat der bizarren Machenschaften ihres Bruders Stephen. Er hatte versucht, von seiner Gefängniszelle in Attica aus die Kontrolle über die Familie zu übernehmen. Der Hausputz, den Stevie angezettelt hatte – und der, wie Angelina wusste, auch den Mord an ihrer intriganten Schwester und ihrem nutzlosen Vater beinhaltet hatte, obwohl Stevie nicht wusste, dass sie es wusste –, zog auch den Einstieg der Gonzagas mit einem Betrag von einer halben Million Dollar in die Familiengeschäfte der Farinos nach sich. Der größte Teil des Geldes war an einen Auftragskiller geflossen, den man in der Branche nur als den »Dänen« kannte. Er inszenierte dafür in bester Hamlet-Manier den Schlussakt für den Don, Sophia und den verräterischen Consigliere der Familie.
    Das Gonzaga-Geld erkaufte so etwas wie Frieden zwischen den beiden Mafia-Clans – oder zumindest einen Waffenstillstand mit Stevie und den überlebenden Angehörigen der Familie –, aber es bedeutete auch, dass die stillschweigende Kontrolle über die Farino-Dynastie gegenwärtig in den Händen ihrer traditionellen Erzfeinde lag. Wenn Angelina daran dachte, dass diese fette, fischgesichtige, blubberlippige, schwitzende Schweinehämorride namens Emilio Gonzaga jetzt über das Schicksal der Farinos entschied, hätte sie am liebsten ihm und ihrem Bruder die Köpfe abgerissen und ihnen in den Hals gepisst.
    »Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen, Angelina«, flötete Emilio Gonzaga und trug seine nikotinfleckigen Schweinezähne mit einem Lächeln zur Schau, das er sicherlich für verführerisch und charmant hielt.
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Emilio«, log Angelina mit einem schüchternen,

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