Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
hochoffiziell hopsnehmen. Du bist mir den ganzen Papierkrieg nicht wert.« Er machte einen Schritt nach vorn und versetzte Kurtz einen Dropkick in den Magen.
Kurtz sackte an der Wand zusammen und zählte die Sekunden, bis er wieder atmen konnte.
Brubaker verließ den Raum. Myers blieb noch einen Moment stehen und blickte auf den keuchenden Kurtz hinab. »Sie hätten Hathaway nicht töten sollen«, erklärte der dicke Mann leise. »Fred weiß, dass Sie es waren, und eines Tages wird er es beweisen. Dann kommt für Sie jegliche Hilfe zu spät.«
Auch Myers ging hinaus und Kurtz lauschte ihren Schritten und den Flüchen, mit denen sie den Aufzug bedachten, als sie das hallende Treppenhaus hinabstapften. Er machte eine geistige Notiz, für künftige Besuche noch mehr Mörtelstaub auf den Treppen zu verteilen. Er hoffte, sie würden seinen Volvo nicht in Stücke reißen, wenn sie ihn filzten.
Es hätte schlimmer kommen können. Brubaker und Hathaway waren in gewisser Weise Freunde gewesen, beide das Paradebeispiel eines korrupten Bullen, aber Hathaway hatte für die Farinos gearbeitet und bei Sophia Farinos glücklosem Versuch, die Geschäfte ihres Vaters zu übernehmen, auf ihrer persönlichen Lohnliste gestanden. Hathaway witterte damals die Chance, Kurtz auszuschalten und sich bei Sophia Farino anzubiedern, und beinahe wäre ihm beides gelungen. Beinahe. Würden Brubaker und Myers direkt für die Farinos oder die Gonzagas arbeiten, hätte dies ein kurzer, böser Morgen für Joe Kurtz werden können. Zumindest konnte er jetzt sicher sein, dass die Cops nicht vollständig in Miss Angelina Farino Ferraras Tasche steckten.
Als Kurtz endlich wieder stehen konnte, wankte er einige Schritte zur Wand, öffnete das Fenster und übergab sich auf die Seitenstraße unter ihm. Es bestand kein Grund, das Badezimmer einzusauen. Er hatte es erst vor einer oder zwei Wochen geputzt.
Als er wieder besser atmen konnte und seine Bauchmuskeln sich nicht länger verkrampften, holte sich Kurtz sein Frühstück aus dem Kühlschrank und richtete es sich so bequem wie möglich mit einem Miller Lite auf dem Sofa ein. Er wusste, es wäre vernünftig, schnellstens nach unten zu gehen, um die beiden Pistolen aus ihrem Versteck zu holen, aber vorher musste er sich erst ein bisschen ausruhen.
Zehn Minuten später klappte er sein Telefon auf und rief Arlene im Büro an.
»Was ist los, Joe? So früh schon wach?«
»Ich möchte, dass du für mich eine gründliche Datenrecherche durchführst«, sagte Kurtz. »James B. Hansen.« Er buchstabierte den Nachnamen. »War Anfang der 80er Psychologe in Chicago. Du wirst ein paar Zeitungsartikel und Polizeiberichte aus dieser Zeit finden. Ich will alles, was du kriegen kannst – alles – und eine Suche nach sämtlichen Erwähnungen seitdem.«
»Sämtlichen?«
»Sämtlichen«, bestätigte Kurtz. »Halt Ausschau nach Querverweisen in psychologischen Fachzeitschriften, Universitätsfakultäten, Verbrecherkarteien, Hochzeitsurkunden, Führerscheinen, Immobilientransaktionen, das volle Programm. In Chicago gibt es zu dem Namen einen dreifachen Mord und Selbstmord. Vergleiche das mit allen ähnlich gelagerten Mord-Selbstmord-Fällen seither, die in den Akten verzeichnet sind. Lass die Software nach gemeinsamen Namen, Anagrammen, Faktoren, was auch immer fahnden.«
»Weißt du, wie viel Zeit und Geld uns das kosten wird, Joe?«
»Nein.«
»Interessiert es dich?«
»Nein.«
»Soll ich unsere gesamten Computerressourcen darauf ansetzen?« Arlenes Sohn und Mann hatten eine veritable Karriere als Hacker auf dem Kerbholz und sie besaß Zugriff auf die meisten ihrer Hilfsmittel, hinzu kamen elektronische Mail-Drops für E-Mails mit getürktem Absender und Zugangscodes aus ihren früheren Jobs als Sekretärin, wozu auch eine Anstellung beim Bezirksstaatsanwalt von Erie County zählte. Was sie eigentlich fragte, war, ob sie bei der Beschaffung von Unterlagen das Gesetz brechen solle.
»Ja«, sagte Kurtz.
Er hörte, wie Arlene seufzte und Zigarettenrauch ausblies. »Na gut. Ist es eilig? Soll ich es vor den heutigen Sweetheart-Search-Anfragen einschieben?«
»Nein«, entschied Kurtz. »So sehr drängt es nicht. Kümmere dich einfach darum, sobald du Leerlauf hast.«
»Ich nehme an, Joe, wir reden hier nicht von einem Sweetheart-Search-Kunden, oder?«
Kurtz leerte sein Bier mit einem kräftigen Schluck und schwieg.
»Hält sich dieser James B. Hansen jetzt in Buffalo auf?«, wollte Arlene wissen.
»Weiß
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