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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zurückhaltenden Halblächeln, das sie einer Karmeliterin abgeschaut hatte, mit der sie in Rom hin und wieder einen gehoben hatte. Wenn sie und Emilio in diesem Moment allein gewesen wären, ohne Gonzagas Leibwächter und vor allem den gefährlichen Mickey Kee, hätte sie dem fetten Don mit größter Freude die Eier abgeschossen. Eins nach dem anderen.
    »Ich hoffe, es ist nicht zu früh für das Mittagessen«, sagte Emilio und führte sie in ein fensterloses Esszimmer mit dunkler Holztäfelung. Die Inneneinrichtung sah aus, als habe Lucretia Borgia sie im Vollrausch entworfen. »Nur ein paar Kleinigkeiten«, erklärte Emilio und wies mit großspuriger Geste auf einen Tisch und eine dunkle Anrichte, die beide unter dem Gewicht von großen Pastaschüsseln, gewaltigen Hirschkeulen, traurig starrenden Fischen, rosa glänzenden Hummern, drei Sorten Kartoffeln, italienischen Brotlaiben und einem halben Dutzend Weinflaschen ächzten.
    »Wundervoll«, spielte Angelina den erfreuten Gast. Emilio Gonzaga rückte ihr den schwarzen hochlehnigen Stuhl zurecht. Wie immer roch der fette Mann nach Schweiß, Zigarren, Mundgeruch und etwas entfernt Chlorigem, das sie an abgestandenes Sperma erinnerte. Sie schenkte ihm wieder ihr kokettestes Lächeln, während einer seiner schmierigen Bodyguards am Kopfende des Tisches zu ihrer Linken Platz nahm.
    Sie redeten übers Geschäft, während sie aßen. Emilio war einer dieser Männer – wie der ehemalige Präsident Clinton –, die gerne mit vollem Mund grinsten und redeten und lachten. Ein weiterer Grund, weshalb Angelina für sechs Jahre nach Europa geflüchtet war. Doch jetzt ignorierte sie ihre Abneigung, nickte aufmerksam und versuchte, intelligent zu klingen, aber nicht zu intelligent, umgänglich, aber nicht schwach, und – wenn Emilio flirtete – angemessen verrucht, aber nicht allzu nuttig.
    »Ja«, kommentierte er den Abschluss ihrer Erörterungen über die geschäftliche Seite der geplanten Fusion, bei der die Farinos mit dem Nichts und die Gonzagas mit allem verschmelzen würden. »Diese Machtteilungs-Geschichte, diese Idee, dass wir drei gemeinsam die ganze Chose leiten« – Emilios Bildungsfassade bröckelte ein wenig, als er das Wort Tschose aussprach – »ist genau das, was die alten Römer, unsere geschätzten Vorfahren, eine Troika nannten.«
    »Triumvirat«, sagte Angelina. Sofort wünschte sie, sie hätte ihre Klappe gehalten. Lass die Narren reden, hatte Graf Ferrara ihr beigebracht. Und dann bring sie zum Schweigen .
    »Hmm, was?« Emilio Gonzaga pulte sich etwas aus den Zähnen.
    »Triumvirat«, wiederholte Angelina. »So nannten es die Römer, wenn sie drei Anführer zur selben Zeit hatten. Eine Troika ist das russische Wort für drei Anführer – oder drei Irgendwas. So nannten sie es auch, wenn sie drei Pferde vor einen Schlitten spannten.«
    Emilio grunzte und warf einen Blick über seine Schulter. Die beiden weißjackigen Gorillas, die als Kellner im Raum verblieben waren, standen da, die Hände über den Genitalien gekreuzt und den Blick ins Nirgendwo gerichtet. Mickey Kee und die anderen Leibwächter glotzten an die Decke. Niemand wollte bei einem hämischen Grinsen ertappt werden, wenn der Don berichtigt wurde.
    »Wie auch immer«, konstatierte Emilio. »Der Punkt ist, dass Sie davon profitieren, ich davon profitiere und Little Ska... Stephen ... er profitiert am meisten. Wie in alten Zeiten, nur ohne die ganze Missgunst.« Gonzaga sprach das letzte Wort mit seinem breiten italienischen Akzent wie Mistgunst aus.
    Wie in alten Zeiten, nur dass du zum Gott auserwählt bist, ich zu deiner Hure auserkoren wurde und Stevie das Schicksal zugedacht ist, wenige Monate nach seiner Entlassung aus dem Knast zu sterben, dachte Angelina. Sie hob das Glas mit dem galligen Cabernet. »Auf einen neuen Anfang«, prostete sie strahlend.
    Das Mobiltelefon, das Kurtz ihr gegeben hatte, klingelte. Emilio hörte auf zu kauen und runzelte über diesen Bruch der Etikette sichtlich pikiert die Stirn.
    »Tut mir leid, Emilio«, bedauerte sie. »Nur Stevie, sein Anwalt und eine Handvoll weiterer Leute benutzen diese Privatnummer. Ich sollte rangehen.« Sie stand auf und drehte dem Schwein auf seinem Thron den Rücken zu. »Ja?«
    »Die Sabres spielen heute Abend«, erklang Kurtz’ Stimme. »Gehen Sie zum Spiel.«
    »Gut.«
    »In der ersten Verletzungsunterbrechung machen Sie sich auf den Weg zur Damentoilette neben dem Haupteingang.« Er legte auf.
    Angelina steckte das Telefon

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