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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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merken, dass ich weg bin und mein Wagen noch hier parkt, werden sie dermaßen durchdrehen, dass ...«
    »Seien Sie still«, sagte Kurtz.
    Kurtz ließ sie den Volvo fahren. Er saß mit dem Rücken zur Tür auf dem Beifahrersitz und ließ den Pistolenlauf auf seinem linken Unterarm ruhen. Sie rollten auf Nebenstraßen durch die verschneite Nacht und sie fuhren langsam, denn er hatte ihr angedroht, sie zu töten, falls sie auf mehr als 60 Stundenkilometer beschleunigte. Kurtz kannte das Gefühl, am Steuer zu sitzen, während jemand die Waffe auf einen richtete, und ihm war nicht unbekannt, dass eine plötzliche Beschleunigung auf 130 oder 140 Stundenkilometer ungeheuer demotivierend auf einen Schützen wirken konnte.
    »Erzählen Sie mir von Gonzaga und diesem Kerl«, forderte er.
    Angelina blickte zu ihm herüber. Der Natriumdampf der zur Verbrechensabwehr installierten Spezialstraßenlaternen tauchte ihr Gesicht in ein neongelbes Licht. »Sie haben sie geliebt, stimmt’s, Kurtz? Ihre Partnerin. Die Frau, deren Tod Emilio befohlen hat. Ich dachte zuerst, es wäre nur so ein Malteserfalken-Ding ... Sie wissen schon: den Tod des Partners nicht ungesühnt lassen und ähnlicher Machokram.«
    »Erzählen Sie mir von Gonzaga und dem Kerl, den wir treffen werden«, sagte Kurtz.
    »Gonzagas Mann, der den beiden Idioten, die Sie ausgeknipst haben – Falco und Levine – den Befehl überbracht hat, heißt Johnny Norse. Ich wollte Ihnen heute Abend seinen Namen und seine Adresse geben. Aber es gibt keinen Grund dafür, dass ich mitkomme. Es wird nur eine Unmenge an Ärger geben, wenn Marco und Leo ...«
    »Erzählen Sie mir von Johnny Norse«, unterbrach Kurtz.
    Angelina Farino Ferrara atmete tief durch. Sie machte auf Kurtz keinen sonderlich nervösen Eindruck. Er hatte überlegt, die ganze Sache bereits auf dem dunklen Parkplatz zu klären, aber er benötigte dringend Informationen und sie war derzeit seine einzige vielversprechende Quelle.
    »Norse war Ende der 80er und Anfang der 90er Emilio Gonzagas bester Mann«, verriet Angelina. »Ein echter Lackaffe. Trug nur Armani. Hielt sich für Richard Gere. Ein Frauenheld. Und Männerheld. War in beiden Richtungen aktiv. Jetzt krepiert er an AIDS. Er ist längst tot und weiß es nur noch nicht ...«
    »Für Sie«, sagte Kurtz, »wäre es besser, wenn er noch nicht tot ist.«
    Angelina schüttelte den Kopf. »Er liegt in diesem Hospiz in Williamsville.« Sie warf Kurtz im gleißenden Neonlicht einen Blick zu. »Hören Sie, wir können immer noch den Kotzkrampf vermeiden, den die Boys bekommen, wenn ich länger weg bin. Lassen Sie mich zurück zum Stadion fahren. Ich werde mir irgendeine absurde Ausrede einfallen lassen. Gehen Sie allein zu Norse. Er wird Ihnen bestätigen, dass Gonzaga den Befehl für den Mord gegeben hat.«
    Kurtz lächelte kaum merklich. »Klingt nach einem guten Plan«, erwiderte er. »Bis auf den Teil, wo ich zu einer Adresse fahre, die Sie mir geben, und da zehn von Ihren Jungs – oder von Gonzagas Jungs – auf mich warten. Nein, ich denke, wir sollten das gemeinsam durchziehen. Heute Abend. Jetzt.«
    »Was garantiert mir, dass Sie mich nicht trotzdem umbringen?«, wollte Angelina wissen. »Nachdem ich Sie zu Norse gebracht habe. Selbst wenn er Ihnen die Wahrheit sagt?«
    Kurtz’ Schweigen war Antwort genug.
    Das Hospiz war in einem geschmackvollen Gebäude in georgischem Stil am Ende einer Sackgasse im Nobelviertel von Williamsville untergebracht. Man hätte es mit einem Privathaus verwechseln können, wären da nicht die »Exit«-Schilder an den Türen, weiß gekleidete Pfleger, die Rollstühle durch die Halle schoben, sowie die Rezeptionistin hinter ihrem Tresen aus Tigerahorn gewesen. Eine erstaunte Sekunde lang fragte sich Kurtz, ob es sich um ein spezielles Pflegeheim für alternde und sterbende Mafiosi handelte und das Syndikat möglicherweise eine ganze Kette ähnlicher Einrichtungen im ganzen Land unterhielt. Wahrscheinlich nicht. Die Rezeptionistin erklärte ihnen leise, die Besuchszeit wäre beendet, doch als Angelina ihr erklärte, dass sie Mr. Norse zu sehen wünschten, konnte man der Mitarbeiterin ihre Überraschung ansehen.
    »Niemand hat Mr. Norse je besucht, seit er hier bei uns ist«, sagte sie. »Gehören Sie zur Familie?«
    »Gonzaga-Familie«, sagte Kurtz, doch die Frau zeigte keine Reaktion. So viel zu seiner Theorie mit den Mafia-Altenheimen.
    »Nun ...« Die Frau zögerte. »Ihnen ist bewusst, dass Mr. Norses Ende nah

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