Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
das auch noch, während ich dabei bin? Sie sind wahnsinnig.«
Kurtz schüttelte den Kopf. »Ich werde Sie als einer Ihrer Leibwächter begleiten.«
»Vergessen Sie’s.« Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr Schweiß durch den Raum spritzte. »Sie lassen nur zwei Mann als Begleitung zu. Marco und Leo, so lauten die Spielregeln.«
»Ich weiß. Ich werde einen von ihnen ersetzen.«
Angelina schielte über die Schulter in den anderen Raum hinüber, wo die Boys inzwischen vor dem Fernseher saßen. »Welchen von beiden?«
»Weiß ich noch nicht. Das werden wir später entscheiden.«
»Ein neuer Leibwächter wird sie misstrauisch machen.«
»Deshalb will ich ja morgen mitkommen. Damit sie mich am Donnerstag schon kennen.«
»Ich ...« Sie hielt inne. »Haben Sie einen Plan?«
»Vielleicht.«
»Hat er irgendetwas mit Bulldozern und Baggern zu tun?«
»Wahrscheinlich nicht.«
Sie rieb sich mit der Faust über die Unterlippe. »Wir müssen uns darüber unterhalten. Sie sollten heute Abend zu mir ins Penthouse kommen.«
»Morgen Abend«, entgegnete Kurtz. »Heute Abend bin ich nicht in der Stadt.«
»Wo fährt er bloß hin?«, wollte Detective Myers wissen. Er und Brubaker hatten einen kalten, langweiligen und ergebnislosen Nachmittag damit verbracht, Joe Kurtz’ Wagen und Büro zu observieren. Als der Hurensohn endlich auftauchte und mit seinem zerkratzten Volvo davonfuhr, bog der Bastard von der 190 auf die 90-Süd ein und schien jetzt schnurstracks auf die Mautstation und die Schnellstraße in Richtung Erie, Pennsylvania, zuzuhalten.
»Woher zur Hölle soll ich das wissen?«, meinte Brubaker. »Aber sobald er diesen gottverdammten Staat verlässt, verletzt er die Bewährungsauflagen, und wir können ihn drankriegen.« Fünf Minuten später fluchte Brubaker: »Verdammt.«
Kurtz war auf den Highway 219 abgefahren, an der letzten Ausfahrt vor der Mautstation auf der Interstate 90. Es schneite und wurde zunehmend dunkler.
»Was gibt es denn hier draußen?«, quengelte Myers, als sie Kurtz nach Orchard Park folgten. »Die Farino-Familie hatte dort ihr Hauptquartier, aber die sind doch mittlerweile in die Stadt umgezogen, nachdem diese Nonnenschwester hier aufgetaucht ist, oder?«
Brubaker schwieg, obwohl er genau wusste, dass sich der neue Stützpunkt der Farino-Familie in den Marina Towers befand. Dort in der Nähe erhielt er jeden Dienstag ein stattliches Schmiergeld von Little Skag durch dessen Anwalt Albert Bell ausgezahlt. Brubaker wusste, dass Myers ihn verdächtigte, auf Farinos Lohnliste zu stehen, es ihm aber nicht nachweisen konnte. Das war auch besser so, denn sonst hätte Myers auch einsteigen wollen, und Brubaker teilte nicht gern.
»Warum halten wir Kurtz nicht einfach an?«, fragte Myers. »Ich habe immer noch die unregistrierte Waffe, die wir ihm unterjubeln können, falls er doch sauber ist.«
Brubaker schüttelte den Kopf. Kurtz war am Chestnut Ridge Park nach rechts abgebogen. Dem Volvo durch das Dämmerlicht und den Schnee auf den zweispurigen Straßen zwischen den ganzen Baustellenmarkierungen und dem Berufsverkehr zu folgen, entpuppte sich als schwieriges Unterfangen. »Wir sind hier nicht in unserem Zuständigkeitsbereich«, sagte er. »Sein Anwalt könnte uns drankriegen, wenn wir hier zuschnappen.«
»Scheiß drauf. Wir haben einen hinreichenden Verdacht.«
Brubaker schüttelte noch einmal entschieden den Kopf.
»Dann lass uns diesen Scheiß hier vergessen«, nörgelte Myers. »Das ist gottverdammte Zeitverschwendung.«
»Erzähl das Jimmy Hathaway«, beschwor Brubaker den Namen des Polizisten herauf, der vor vier Monaten unter mysteriösen Umständen getötet worden war. Hathaway war damals heiß darauf gewesen, ein auf Kurtz ausgesetztes Kopfgeld zu kassieren. In der Nacht seiner Ermordung sollte er Kurtz angeblich irgendwohin gefolgt sein.
»Scheiß auf Jimmy Hathaway!«, schimpfte Myers. »Ich konnte das Arschloch nie leiden.«
Brubaker warf seinem Partner einen Seitenblick zu. »Hör mal, wenn Kurtz den Staat verlässt, kriegen wir ihn wegen Verletzung der Bewährungsauflagen dran.«
Myers zeigte auf die Wagen vor ihnen. »Den Staat verlassen? Der Wichser verlässt noch nicht mal das County. Siehst du? Jetzt biegt er wieder zurück auf den Weg nach Hamburg.«
Brubaker zündete sich eine Zigarette an. Es war nahezu unmöglich, Kurtz in der undurchdringlichen Finsternis zu folgen.
»Wenn du ihn hochnehmen willst«, sagte Myers, »lass uns den Dreckskerl morgen in
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