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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Angelina. »Ich muss mich vor dem Mittagessen noch umziehen. Sie können mit mir fahren. Ich muss Sie den Boys und allen anderen, die es interessiert, vorstellen. Bis jetzt sind Sie nur der Kerl, der mich im Fitnesscenter anbaggert. Wie, sagten Sie noch, ist Ihr Name?«
    »Dr. Howard Conway.«
    Angelina zog eine Augenbraue hoch und wischte sich das verschwitzte Gesicht ab. » Dr . Conway. Wie schön für Sie. Chirurg?«
    »Zahnarzt.«
    »Oh, das tut mir leid. Soweit ich weiß, leiden Zahnärzte unter einer alarmierend hohen Depressions- und Selbstmordrate. Sind Sie heute bewaffnet, Dr. Conway?«
    »Ja.«
    »Sie wissen, dass die Boys Ihnen die Waffe abnehmen werden, bevor Sie zu mir in den Wagen steigen?«
    »Ja.«
    Angelina Farino Ferrara lächelte wie eine Raubkatze.

Kapitel 18
    Sie fuhren schweigend zum Jachthafen hinaus. Marco und Leo hatten ihm im Parkhaus die Hände geschüttelt und ihn dann gründlich gefilzt.
    »Wozu braucht ein Zahnarzt eine Pistole?«, erkundigte sich Leo, als er die S&W in die Tasche seines Kaschmirmantels steckte.
    »Ich bin paranoid«, sagte Kurtz.
    »Sind wir das nicht alle?«, fragte Angelina.
    Die Marina Towers schraubten sich zwölf Etagen hoch über einen verschneiten Rasen, der zum Jachthafen und dem gefrorenen Niagara River führte. Von der Tiefgarage fuhr das ungleiche Quartett mit einem privaten Aufzug in den zehnten Stock, wo die Boys ausstiegen. Kurtz erhaschte einen kurzen Blick auf Schreibtische, Computer, Faxgeräte und ein paar Buchhaltertypen und wusste, dass er hier die neue Farino-Zentrale vor sich hatte. Angelina nahm ihn in einem separaten Lift in den obersten Stock mit. Sie betraten ein Foyer mit Marmorboden, wo sie einen Schlüssel herausholte und ihr Penthouse aufschloss.
    Die offenen Räume erstreckten sich über die ganze Länge des Gebäudes, sodass Kurtz im Nordosten die Innenstadt von Buffalo und im Südwesten den Jachthafen und den Fluss erkennen konnte. Auch mit tief hängenden Wolken an einem grauen Tag war der Ausblick schlicht atemberaubend.
    »Wunderschön ...«, begann Kurtz und hielt inne, als er sich umdrehte. Angelina zielte mit der .45 Compact Witness auf ihn und hatte eine zweite, deutlich größere Automatik aus einer Schublade geholt.
    »Können Sie mir einen triftigen Grund nennen, warum ich Sie nicht auf der Stelle erschießen sollte, Joe Kurtz?«
    Kurtz bewegte seine Hände nicht. »Es könnte Ihren Plan, Mr. Gonzaga zu überraschen, ruinieren.«
    Die Lippen der Frau wirkten sehr dünn und blutleer. »Ich kann neue Pläne schmieden.«
    Dagegen konnte Kurtz nichts einwenden.
    »Sie haben mich zweimal gedemütigt«, konstatierte Angelina. »Damit gedroht, mich umzubringen.«
    Kurtz hätte die insgesamt vier Männer erwähnen können, die von ihr dafür bezahlt wurden, ihn zu töten, aber unter den gegebenen Umständen erschien ihm das unpassend. Wenn sie ihn jetzt erschoss, konnte sie bei ihrem Bruder massive Pluspunkte sammeln.
    »Verraten Sie mir, warum ich Sie nicht aus dem Verkehr ziehen und einen anderen Handlanger auf Gonzaga ansetzen sollte«, sagte Angelina Farino Ferrara. »Nennen Sie mir nur einen einzigen guten Grund.«
    »Ich denke nach ... ich denke nach«, rezitierte Kurtz mit seiner besten Jack-Benny-Stimme.
    Vielleicht war Angelina zu jung, um den Witz zu verstehen. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug. »Die Zeit ist um.«
    »Darf ich langsam in meine Jackentasche fassen?«
    Angelina nickte. Sie zielte mit der größeren 45er unablässig auf seine Körpermitte und hatte die Compact Witness auf einem Ahorntisch unter einem Gemälde abgelegt.
    Kurtz zog die Tonbandkassette aus der Tasche und warf sie ihr zu.
    »Was ist das?«
    »Spielen Sie sie ab.«
    »Ich hasse Spielchen«, erklärte Angelina, aber sie ging mit fünf schnellen Schritten zur Stereoanlage, die in ein Sideboard integriert war, legte die Kassette ein und drückte »Play«.
    Ihre Stimme erklang aus den Lautsprechern. »Oh, sicher habe ich das. Es war ein Junge. Ein wunderschöner kleiner Junge mit Emilios fetten Gummilippen, seinen wundervollen braunen Augen und dem Kinn und der Stirn der Gonzagas. Ich habe ihn im Belice in Sizilien ertränkt.«
    Ihre Stimme fuhr fort, erklärte, wie schwierig es sein würde, Emilio Gonzaga in seinem Anwesen zu töten, dann kam Kurtz’ Stimme: »Wie haben Sie geplant, ihn zu töten?«
    »Nun, irgendwie hatte ich gehofft, dass Sie diese Kleinigkeit für mich erledigen, jetzt wo Sie wissen, was ich weiß«, erklang Angelinas

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