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Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Titel: Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Stadt Hüll schreibt. Er weiß bestimmt, daß Samuel dort einmal einen Hut gekauft hat. Dann muß man dort auch einen Schlips kaufen können. Es kann keine Schlips- und keine Hutstädte geben, denkt er. Wie soll der Käsemann wissen, ob Gertrud in Hull gewesen ist oder nicht? Sollte es Probleme geben, wenn sie erst mal verheiratet sind, müssen sie allein damit fertig werden.
    »Ich kann doch nicht alles machen!« brüllt Joel laut heraus. Etwas müssen sie schon selber machen! Er steckt Brief und Schlips in den Umschlag.
    Als er den Namen auf den Umschlag schreiben will, hätte er fast denselben Fehler gemacht. Fast hätte er Käsemann statt David geschrieben.
    »Herrn David Lundberg«,
schreibt er.
    Jetzt ist er fertig. Heute abend wird er die Briefe in die Briefkästen werfen.
    Er schrubbt Kartoffeln, gießt Wasser in einen Topf und setzt sich an den Küchentisch, um aufzupassen, daß die Kartoffeln nicht überkochen. Vor Samstag muß er noch ein großes Problem lösen. Wie schafft er es, selbst ins Gemeindehaus zu gelangen, um zu überwachen, ob sich Gertrud und der Käsemann wirklich treffen? Er muß sich was einfallen lassen, wie er sich einschleichen und verstecken kann. Aber wie soll er das anstellen?
    Am nächsten Tag ist alles wie immer in der Schule. Frau Nederström ist guter Laune und scheint vergessen zu haben, daß sie Joel am Tag zuvor ins Ohr gekniffen hat. Außerdem ist Otto krank, und Joel bleibt sein Grinsen erspart.
    Nach der Schule fährt Joel mit dem Rad zum Gemeindehaus. Er fährt fünfmal um das Haus herum und versucht, eine Lösung für sein Problem zu finden.
    Was hätte Geronimo getan, denkt er. Wie hätte er sich verhalten, um sich ins Fort einzuschleichen?
    Jetzt denkt Joel lieber Geronimos Gedanken. Wäre es um die Verteidigung des Forts gegangen, hätte er General Custers Gedanken gedacht. Die Indianer waren am besten darin, Forts einzunehmen, während die weißen Soldaten am besten darin waren, Forts zu verteidigen. Was hätte Geronimo getan?
    Joel stieg ab und betrachtete das Fort. Das Fort Gemeindehaus. In den Schaukästen hingen Kinoplakate. Im Augenblick lief ein Liebesfilm mit Vivien Leigh und Clark Gable. Joel stellte sich vor, Vivien Leigh hätte keine Nase und Clark Gable hätte genauso blonde Haare wie der Käsemann. Dann hätte der Film von Gertrud handeln können.
    Im Schaukasten daneben stand, daß Kringströms Orchester Samstagabend spielen würde. In dem Augenblick hatte Joel die Idee.
    Kringström mußte ihm helfen, sich ins Gemeindehaus einzuschleichen!
    Joel wußte, daß Kringström im selben Haus wohnte wie Windhund Eva-Lisa. Sie hatte erzählt, daß Kringström dauernd Schallplatten hörte, wenn er nicht gerade selber mit seinem Orchester unterwegs war. Er ließ seine Schallplatten so laut spielen, daß sich die Leute im Haus beklagten. Da hatte er sich ein Zimmer in ein Zimmer gebaut, so daß kein Laut durch die Wände dringen konnte. Kringström spielte Klarinette und Saxophon. Aber wenn jemand im Orchester krank war, konnte er einspringen und jedes Instrument spielen.
    Plötzlich wußte Joel, was er machen würde. Geronimo hätte sich keinen besseren Plan ausdenken können!
    Joel strampelte den Hügel hinauf, auf dem Kringström wohnte. Da er nicht wollte, daß der Windhund ihn entdeckte und Fragen stellte, betrat er das Haus auf der Rückseite durch die Hintertür, so schnell er konnte. Kringström wohnte im Erdgeschoß. Joel klingelte. Aber vielleicht saß Kringström in seinem schalldichten Raum und hörte Schallplatten? Wenn keine Laute herausdrangen, drangen vielleicht auch keine Laute hinein? Laute wie die Klingel? Joel drückte noch einmal auf den Klingelknopf. Sollte er gegen die Tür hämmern? Vielleicht würden dann die Nachbarn ihre Türen öffnen, um nachzuschauen, was los war. Da ging die Tür auf, und Kringström stand da, im Morgenrock und in Pantoffeln, obwohl es schon später Nachmittag war.
    »Guten Tag«, sagte Joel. »Ich wollte mit Herrn Kringströmsprechen.«
    Kringström schob seine Brille herunter, die oben auf seiner Stirn saß, und sah ihn an.
    »Ich kauf nichts«, sagte er.
    »Ich verkaufe nichts«, antwortete Joel. »Ich möchte gern Saxophon spielen lernen.«
    »Wirklich?« sagte Kringström. »Saxophon? Nicht Gitarre wie alle anderen?«
    »Nein«, sagte Joel. »Ich möchte gern Saxophon spielen. «
    »Ist das denn möglich«, sagte Kringström. »Komm rein und laß dich ansehen!«
    Er trat zur Seite und ließ Joel hinein.
    Joel

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