Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief
Preis hörte. Dann würde Joel die anprobieren, die er in Wirklichkeit haben wollte. Und die würde er kriegen. Weil sie billiger waren.
Als er nach Hause kam, war Samuel schon ins Bett gegangen. Auf der Treppe spürte Joel wieder die Unruhe, Samuel könnte saufen gegangen sein. Als er das Schnarchen hörte, war es wie Musik.
Eine Weile saß er auf der Bettkante und hielt Simons Gitarre in den Händen. Sie war schmutzig. Das war ihm noch gar nicht aufgefallen. Aber zu Hause bei Simon war alles schmutzig. Er holte einen Lappen aus der Küche und fing an sie zu polieren. Bald glänzte die Gitarre. Er lehnte sie so gegen die Wand, dass er sie vom Bett aus sehen konnte. Dann kroch er unter die Decke.
Der Tag hatte schlecht begonnen. War aber besser zu Ende gegangen. Morgen würde er an seinem Platz sitzen, wenn die Schule begann. Am Nachmittag würde er zu Kringström gehen und anfangen zu spielen.
Er schloss die Augen. Spürte, wie müde er war. Und jetzt fand er Kapitän Joel Gustafsson wieder. Jetzt ging es leicht.
Der Sturm hatte sich gelegt. Die Meuterer waren besiegt. Der Matrose im Ausguck rief, ein fremder Vogel habe sich auf der Galionsfigur am Bug niedergelassen. Das bedeutete, dass sie sich Land näherten.
Kapitän Gustafsson hat sich trotz seiner schrecklichen Schmerzen an Deck geschleppt. Im Kampf gegen die Meuterer ist er an einem Fußknöchel verletzt worden, jetzt streicht ihm der warme Wind über das Gesicht. Bald werden sie Land erreichen…
Joel schlief.
Die Träume trieben ihn auf die sanft rollende Dünung ihres Meeres hinaus.
Hin und her. Hin und her …
13
Am nächsten Tag kam Joel endlich rechtzeitig in die Schule. Nachts hatte es geschneit. Der Hausmeister hatte auf dem Sandplatz neben der Schule eine Schlittschuhbahn gegossen. Es war wirklich Winter geworden. Otto und Joel warfen sich in den Pausen wütende Blicke zu. Aber der Oberlehrer und Frau Nederström behielten sie im Auge.
In einer Pause kam der Windhund zu Joel und redete mit ihm. Er wurde sofort misstrauisch. Das hatte sie noch nie getan. »Du hast natürlich schon allen erzählt, dass ich Gitarre spielen lernen will«, sagte Joel abweisend.
»Ich hab nichts gesagt«, antwortete sie. »Ich tratsch doch nicht rum.«
Joel wusste, dass es nicht stimmte. Niemand tratschte so viel in der Gegend herum wie der Windhund.
Sofort nach der Schule lief er nach Hause, um die Gitarre zu holen. Unterwegs kaufte er bei Ehnströms Kartoffeln und Butter. Bevor er den Laden betrat, fuhr er sich hastig durch die Haare. Aber er hatte Pech. Ehnström persönlich stand hinter dem Tresen. Joel sah sie von weitem im Lager. Er versuchte seinen Einkauf so lange wie möglich auszudehnen. Aber die Tanten knufften ihn von hinten. Er musste bis zum nächsten Tag warten.
Als er zu dem Haus kam, in dem Kringström wohnte, war er völlig durchgeschwitzt. Er musste erst mal verschnaufen, ehe er die Treppen hinaufstieg. Das schwarze Orchesterauto parkte vor dem Haus. Heute war Kringström also nicht nach Brunflo gefahren.
Kringström öffnete die Tür mit einer Klarinette in der Hand. Aus dem Hintergrund war Musik zu hören.
»Siam Blues«, sagte Kringström. »Komm rein.«
Dann stand er im Vorraum und spielte zu der Platte, während Joel seine Jacke auszog. Mitten in der Melodie wechselte Kringström von der Klarinette zu einem großen Saxofon mit Bassstimme. Joel lauschte fasziniert. Kringström konnte wirklich spielen.
Joel betrachtete seine Hände. Die Finger waren kurz und knubblig. Trotzdem erreichten sie alle Knöpfe, auf die sie drücken mussten.
Die Musik war zu Ende. Kringström stellte das Saxofon ab. Sie hatten das größte Zimmer mit den Notenständern betreten. Joel saß auf dem Fußboden und holte die Gitarre aus der Hülle. Kringström nahm sie in die Hände. Drehte und wendete sie. Joel machte sich schon Sorgen, sie könnte nicht gut genug sein.
»Wo hast du die denn her?«, fragte Kringström. »Ich hab sie geliehen«, antwortete Joel.
»Das ist eine alte, schöne Gitarre«, fuhr Kringström fort. »Solche Gitarren werden nicht mehr hergestellt. Und wenn, dann kosten sie tausende von Kronen.«
Bei dem Gedanken schwindelte es Joel. Diese Gitarre hatte bei Simon an der Wand gehangen, solange Joel ihn kannte. Simon wusste bestimmt nicht, dass sie so wertvoll war. »Aber die Saiten sind schlecht«, sagte Kringström. »Wir müssen sie austauschen.« »Ich hab keine anderen«, sagte Joel.
Kringström zuckte mit den Schultern. »Ich
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