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Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Titel: Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Hause. Das versprech ich.« Wir werden ja sehen, dachte Joel. Aber ich bin dann beim Windhund. Dann werd ich nicht nach dir suchen. Er wusste, dass er es trotzdem tun würde, wenn es nötig war. Es war, wie es war.
    Am nächsten Tag war Joel wieder pünktlich in der Schule. Als er wach wurde, war ihm fast übel vor Müdigkeit. Aber dann dachte er an den Abend und den Windhund und was passieren würde. Da war er zum Leben erwacht und aus dem Bett gesprungen. Samuel rasierte sich schon in der Küche. Seine Augen waren nicht mehr so rot.
    »Gestern Abend war das letzte Mal«, sagte er. »Danke, dass du mich da weggeholt hast.« »Wann kaufen wir die Stiefel?«, fragte Joel.
    »Morgen ist Samstag«, sagte Samuel. »Ich hör früh auf, damit wir es rechtzeitig bis zum Laden schaffen.«
    Dann nahm er seinen Rucksack und ging. Joel aß seine Butterbrote und dachte, Sara sollte wissen, was sie angerichtet hatte. Sie sollte Samuel Geld geben, wenn er denn unbedingt trinken musste. Sie war schuld an allem, was passierte. In Gedanken schickte Joel sie ebenfalls auf den Müllplatz für unbrauchbare Erwachsene. Dann sah er auf der Wanduhr, dass es Zeit für ihn war.
    Der Windhund saß auf dem Platz neben ihm und kicherte. Joel wurde sofort unsicher, ob sie es ernst gemeint hatte, was sie für heute Abend versprochen hatte. Aber er wollte nicht fragen. Dann hätte er sich ja verraten. Er war bis zur letzten Unterrichtsstunde unsicher. Sie hatten Heimatkunde. Frau Nederström erzählte, wie es vor langer Zeit am Fluss ausgesehen hatte. Zu Lars Olssons Zeit, dachte Joel.
    Plötzlich schob ihm der Windhund einen zusammengefalteten Zettel zu. Vorsichtig faltete er ihn auseinander und las:
Nicht vor sieben Uhr. Dann sind sie weg.
    Es stimmte also! Er sah sie an. Sie kicherte wieder. Joel steckte den Zettel tief in seine Tasche.
    »Hörst du auch zu, Joel?«, fragte Frau Nederström plötzlich.
    Sie hatte scharfe Augen. Besonders dann, wenn sie Joel Gustafsson kontrollierte.
    »Ja«, antwortete Joel. »Wir reden darüber, wie es zu Lars Olssons Zeiten im Ort ausgesehen hat.«
    »Wer ist Lars Olsson?«
    »Jemand, der auf dem Friedhof liegt. Aber er hat früher hier gewohnt.«
    Die Klasse fing an zu kichern. Aber ausnahmsweise verteidigte Frau Nederström Joel.
    »Es ist gut, dass du mitdenkst«, sagte sie scharf. »Und ihr anderen solltet das auch tun.«
    Nach der Schule verschwand der Windhund wie ein Pfeil. Joel hatte es auch eilig. Der ganze Nachmittag würde ein einziges Gerenne werden. Erst die Gitarre zum Üben bei Kringström holen. Dann nach Hause mit der Gitarre und zurück zur Wohnung, in der der Windhund allein war. Zweimal würde er in dasselbe Haus gehen. Zuerst in den ersten Stock, dann in den zweiten.
    Aber es klappte. Kringström war guter Laune und brachte Joel drei Akkorde bei. Zum ersten Mal hatte Joel das Gefühl, dass er vielleicht doch spielen lernen würde. Obwohl es immer noch schrecklich klang, obwohl seine Finger zu kurz waren und das Handgelenk sich nicht so drehte, wie es sollte. Nach dem Unterricht staubte Joel Schallplatten ab und spülte Geschirr. Genau eine Stunde. Dann stürzte er mit der Gitarre nach Hause und machte Mittag. Samuel kam pünktlich nach Hause und hatte keine blutunterlaufenen Augen mehr. »Heute Abend les ich dein Buch«, sagte er. »Oder wollen wir es laut lesen?«
    »Ich kann nicht«, antwortete Joel. »Ich muss weg.« »Heute Abend schon wieder?«
    »Gestern war ich fast zu Hause«, sagte Joel. »Aber dann musste ich dich ja suchen. Das zählt nicht.« Das saß. Samuel sagte nichts mehr.
    Joel ging in sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Er merkte, dass er nervös war. Vielleicht würde ihn der Windhund ja doch mit durchsichtigen Schleiern empfangen. Was sollte er dann machen?
    Er richtete sich heftig auf. Er musste sich waschen. Am liebsten baden. Sich umziehen. Und die Haare mit Wasser kämmen. Und die Zähne putzen. Das war das Wichtigste. Das Bad ließ er aus. Samuel würde nur misstrauisch werden, wenn er mitten in der Woche die Waschwanne in die Küche stellte. Es musste genügen, wenn er sich wusch. Er stürzte in die Toilette und zog sich aus. Wusch und schrubbte sich am ganzen Körper. Putzte sich die Zähne, bis das Zahnfleisch zu bluten begann. Dann zog er frische Unterwäsche an und die beste Hose, die er besaß. Die Wunden an seinen Fußknöcheln brannten. Aber morgen würde er neue Stiefel bekommen. Und dann hatte er auch gelernt, wie man küsste. Bei dem Gedanken wurde

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