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Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Titel: Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er Simon gefunden hatte. Samuel war auch eingefallen, dass jemand Simons Hunde füttern musste.
    »Er hat auch Hühner«, sagte Joel. »Und einen Hahn, der sitzt im Laster. Auf dem Lenkrad.«
    Der Schneesturm war vorbei. Immer noch fuhren Schneepflüge auf den Straßen herum. Die Schneehaufen waren hoch.
    Als sie ins Krankenhaus kamen, erfuhren sie, dass sie Simon nicht besuchen konnten. Er schlief immer noch. Und er war sehr krank. Sie warteten, bis ein Arzt herauskam und mit ihnen redete. Joel erkannte ihn sofort wieder. Es war derselbe, der sich um ihn gekümmert hatte, als Joel vom Bus überfahren worden war. Aber der Arzt erkannte Joel nicht wieder. »Du hast ihn also gefunden«, sagte er und zerstrubbelte Joels Haare.
    Das hatte Joel nicht gern, nicht einmal, wenn es ein Arzt tat. »Das hast du wirklich gut gemacht«, sagte der Arzt. »Eine richtige Heldentat.« Dann wurde er ernst. »Der Ausgang ist jedoch ungewiss«, fuhr er fort. »Es ist eine Gehirnblutung und Urväder ist außerdem ein alter Mann. Es ist noch zu früh um vorauszusagen, was wird.«
    Joel war still, als sie das Krankenhaus verließen. Samuel merkte es.
    »Vielleicht schafft er es«, sagte er. »Wenigstens müssen wir es hoffen.«
    »Es wäre ungerecht, wenn er stirbt«, sagte Joel. »Der Tod ist niemals gerecht«, antwortete Samuel. »Und wenn er kommt, stört er immer.«
    Sie gingen zu Simons Haus im Wald. Die Hunde warteten draußen. Sie winselten, als Samuel ihnen zu fressen gab. Dann suchten sie den Hahn und die vier verschreckten Hühner. Sie waren im Holzschuppen und kauerten sich in der äußersten Ecke zusammen.
    Sie gingen in den Wald. Joel war nicht mehr sicher, wo er Simon gefunden hatte. Trotzdem war er schließlich sicher, dass sie an der richtigen Stelle standen.
    Samuel schüttelte den Kopf.
    »Das sind ja fast zwei Kilometer«, sagte er. »Wie hast du es bloß geschafft, ihn bis zum Haus zu schleppen?«
    »Ich musste es doch«, antwortete Joel unsicher. Er begriff selbst nicht, wie er es geschafft hatte.
    Als sie zu Simons Haus zurückkamen, wollte Joel die beiden Hunde mitnehmen und sich um sie kümmern, solange Simon krank war. Aber Samuel sagte nein. Sie waren in Simons Hütte zu Hause. Nirgendwo anders. Joel musste sie eben jeden Tag hier füttern.
    Auf dem Weg zurück durch den Ort blieben sie vorm Schaufenster vom Schuhladen stehen. Joel zeigte auf die Stiefel, die er sich wünschte. Samuel wurde blass, als er den Preis sah. Aber er sagte nichts.
    Abends machte Samuel Essen. Joel hätte es lieber selbst gemacht, weil es selten gut schmeckte, wenn Samuel gekocht hatte. Aber Samuel konnte eigensinnig sein. Jetzt hatte er beschlossen, dass Joel sich ausruhen sollte. Der lag auf dem Bett und dachte darüber nach, was in den letzten Tagen passiert war. Er konnte sogar an den Windhund und ihre lachenden Freunde denken. Das schien ihm jetzt leichter zu fallen, nachdem er Simon durch das stürmische Schneemeer geschleppt hatte. Ihm grauste immer noch vor der Schule am nächsten Tag. Aber er wusste, dass er hingehen musste.
    Samuel hatte Koteletts und Kartoffeln gebraten. Vorsichtig kratzte Joel das schwarz verbrannte Fett ab. »Hat es geschmeckt?«, fragte Samuel.
    »Ja«, antwortete Joel, »so was Gutes hab ich noch nie gegessen.«
    Aber er seufzte still für sich, als Samuel ihm eine weitere Portion auflegte. Manchmal begriffen die Erwachsenen nicht, was man meinte.
    Sie gingen früh zu Bett an diesem Abend, Samuel und Joel. Und Joel schlief.
    Sein Magen verdaute das gebratene Kotelett. Samuel schnarchte und die Maus knabberte drinnen in der Wand.
    Joel träumte.
Er ging mit Wyatt Earp und seinen Brüdern die leere Straße entlang. Schräg hinter ihnen stolperte der hustende Doc Holliday voran. Die rote Erde wirbelte zwischen ihren Füßen auf. Ihre Sporen klirrten.
    jetzt war es so weit, mit Ike Clanton und seinem Anhang abzurechnen. Sie gingen zum Duell am »OK Coral«. In wenigen Minuten würden viele tot sein. Im Traum entdeckte Joel plötzlich, dass er selbst dabei war. Er ging schräg hinter Wyatt Earp. Er trug Stiefel mit Sporen. Aber er ging vor Doc Holliday. Der hustete trocken. Bald würde er tot sein. Gestorben an Tuberkulose. Aber vorher würden sie mit Ike Clanton abrechnen. Sie konnten nicht länger warten. Der Augenblick war da. Jetzt sah man sie im Dunst der Sonne. Ihnen entgegen kam Ike mit seinen Männern. Die Sonne tauchte alles in einen Nebel. Aber dann sah Joel, dass der Windhund auch da war. Und Ike

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