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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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plötzlich mütterliche Seiten an
ihr zu entdecken. Es schien nur wenige Situationen zu geben, denen sie nicht gewachsen
war. Bevor sie losfuhren, hatte Oda ihm aus zerrissenen Bettlaken einen
provisorischen Druckverband gemacht. Bei näherem Hinsehen wirkte die Wunde
weniger schlimm als erwartet.
    Höchstwahrscheinlich hatte die Kugel, die in seinen Körper ein- und wieder
ausgetreten war, keine lebenswichtigen Organe getroffen. Krauss war sich
mittlerweile sicher, dass Oda auch mit Nadel und Faden umgehen konnte.
    Benslers Haus würde mittlerweile abgebrannt sein. Nachdem Krauss alle
Zimmer gründlich untersucht hatte und dabei nur auf den von ihm erschossenen
Mann im ersten Stock gestoßen war, kam es ihm plötzlich richtig vor, das Haus
anzuzünden. Vorher zog er noch die beiden anderen Leichen hinein. Es fühlte
sich gut an zu sehen, wie die Flammen einen Teil dessen verzehrten, was die
>Söhne Odins< aufgebaut hatten. Aber es linderte nicht den Schmerz.
    Sie erreichten die Jagdhütte ohne weitere Zwischenfälle. Oda versuchte, den
Jungen zum Essen zu animieren, jedoch ohne Erfolg. Philipp wollte vor allem
schlafen. Krauss hatte den Eindruck, dass der Junge Oda vertraute. Es war ihm
ein Rätsel, was diese Frau mit den Menschen anstellte. Oda brachte Philipp ins
Schlafzimmer, während Krauss seine Wunde mit Wasser reinigte. Es blutete längst
nicht mehr so stark. Oda kam dazu, Nadel und Faden schon in der Hand.
    Während sie die Wunde nähte, fielen die ersten Schüsse auf polnischem
Boden.
     
    32.
    Berlin
    1. September Reichskanzlei, Vormittag
     
     
     
     
     
    Hitler stank so fürchterlich aus dem Mund, dass Dahlerus fast schlecht
wurde. Wie eine Jauchegrube, dachte der Schwede. Der Mann, der da im kleinen
Salon der Reichskanzlei vor ihm auf- und abging, die Hände hinter dem Rücken
verschränkt, war innerlich längst verfault. Wenn Dahlerus an die vergangenen
Stunden dachte, erschien es ihm, als liege Hitlers brackiger Odem wie eine
Dunstglocke über diesem schicksalhaften Tag.
    Seit dem frühen Morgen schon sammelte der Schwede schlechte Nachrichten,
und ein Ende war nicht in Sicht. Göring hatte ihm um 8 Uhr im Salonwagen seines
Zuges mitgeteilt, dass polnische Freischärler in der Nacht den Radiosender in Gleiwitz
überfallen hätten. Außerdem sei die Brücke in Dirschau gesprengt worden.
Etliche Deutsche hätten dabei ihr Leben gelassen. Dahlerus spürte, wie ihm die
Knie weich wurden, denn ihm war sofort klar, dass diese Zwischenfälle nicht
folgenlos bleiben würden.
    Tatsächlich erklärte ihm Göring etwas zögerlich, dass Hitler den Befehl
erteilt habe, die Polen zurückzudrängen. Außerdem solle die deutsche Luftwaffe
die polnischen Flieger und Flughäfen zerstören. Göring hatte dabei nicht
glücklich gewirkt und versucht, den Schweden zu beschwichtigen.
    »Ich habe meine Leute angewiesen, die Zivilbevölkerung so weit wie möglich
zu schonen, Städte zu meiden und vor allem militärische Ziele zu
bombardieren.«
    Dahlerus hatte den Feldmarschall nur schweigend angesehen, was diesen
ermutigte, weiterzureden.
    »Tatsächlich hat die Luftwaffe bereits viele polnische Maschinen zerstören
können. Ohne Flieger können die Polen nur wenig ausrichten. Alles sieht danach
aus, als sei der Krieg schneller wieder vorbei, als er angefangen hat.«
    Der Schwede schüttelte den Kopf. »Warum haben Sie es nur so weit kommen
lassen?«
    Göring setzte ein
überraschtes Gesicht auf. »Wieso denn ich? Ich habe doch alles versucht, um den
Frieden zu erhalten. Das wissen Sie doch. Ich war immer gesprächsbereit. Die
Polen sind es, die diesen Krieg wollten. Von Anfang an.«
    »Sie hätten mehr auf Hitler einwirken müssen.«
    Dahlerus hatte
gespürt, dass sich Görings Laune veränderte. Der Feldmarschall wurde lauter.
»Ach ja? Und wieso haben die Engländer nicht mehr auf Hitler eingewirkt? Ihm
das geliefert, was er verlangt hat, nämlich einen polnischen Unterhändler in
Berlin? Die Engländer haben dies alles mitzuverantworten, weil sie nicht in der
Lage waren, ihre sogenannten Verbündeten zu irgendetwas zu bewegen. Wie auch?
Denn da kommen wir gleich zum zweiten Punkt. Die Polen wollten sich überhaupt
nicht zu irgendetwas bewegen lassen. Sie haben diesen Konflikt gesucht, haben
uns permanent provoziert. Erinnern Sie sich an die Vorfälle, von denen ich
Ihnen berichtet habe. Wäre Hitler nicht so geduldig gewesen, ständen wir schon
lange im Krieg. Aber irgendwann ist eben Schluss, da geht es einfach

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