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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Krauss hob die
Waffe.
    »Warte, warte.«
Bensler wirkte aufgeregt. »Du bist doch nicht zufällig hier, oder? Das heißt,
du arbeitest für jemanden. Für die Engländer? Die Franzosen, die Polen?
Wahrscheinlich für die Engländer. Egal, du kannst auf jeden Fall Informationen
gebrauchen. Ich liefere sie dir.« Bensler machte eine Pause. »Wir machen einen
Handel. Ich sage dir, was ich weiß, dafür stellt ihr mich unter Schutz.«
    Krauss dachte nach. Wenn Bensler wüsste, dass er nah an der Wahrheit war
und sich gleichzeitig komplett irrte. Tatsächlich hatte ihn der Zufall
verraten, die Geister, die er einst selbst heraufbeschworen hatte. Welche
Ironie! Krauss konnte ihm anbieten, was er wollte. Niemand würde ihn hierfür
zur Rechenschaft ziehen, weil er keine Spuren hinterlassen würde. Und es gab
niemanden, der noch etwas erzählen konnte.
    »Für wen ich
arbeite, geht dich nichts an. Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es. Mal
sehen, was ich für dich tun kann.«
    »Du bist schon ein Dreckschwein. Das warst du immer.« Bensler ruckelte
sich in eine bequemere Stellung. »Aber ich habe keine Wahl. Die Sache ist jetzt
sowieso gelaufen. Edgar hat uns hergeschickt, um die Bevölkerung zu
demoralisieren. Wir sollen Sprengsätze zünden, Attentate verüben, solche
Aktionen eben. Sobald der Krieg ausgebrochen ist, geht's los. Das ist alles.«
    »Das ist alles, soso.« Krauss runzelte die Stirn. Dass Hitler die Messer
wetzte, blieb niemandem verborgen. Allerdings hoffte die Regierung in England
immer noch, dass sich ein Krieg mit dem mächtigen Nachbarn vermeiden ließ.
Hitler hatte offensichtlich andere Pläne. »Du kotzt mich an, Bensler. Wann
genau soll es so weit sein?«
    »Das weiß ich nicht. Bald. Sobald es in Polen knallt, schlagen wir auch
hier los. Das ist der Plan.«
    Krauss atmete
durch. So weit würde er es nicht kommen lassen.
    »Wir sind Soldaten, Krauss.« Benslers Stimme hatte einen beschwörenden
Tonfall angenommen. »Wir sind im Krieg.«
    Krauss richtete die Waffe auf Benslers Kopf. Der Nazi verkrampfte sich
leicht.
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Du hast versprochen, mir zu helfen.«
    »Ich habe dir nichts versprochen. Du hast versucht, deine Haut zu retten.«
    »Du bist eine falsche Schlange, Krauss.« Bensler spuckte aus, der Speichel
zog Fäden. »Edgar hat uns vor dir gewarnt. Damals. Schließlich kennt er dich
besser als jeder andere. Er hat immer geahnt, dass du unsere Sache nicht
wirklich begreifst. Und er hat am Ende Recht behalten. Hanna hat das zum
Vorschein gebracht, was wirklich in dir steckt: ein Verräter. Ich habe
wenigstens etwas, an das ich glaube. Für das es sich zu sterben lohnt.«
    Krauss hielt inne. Irgendetwas hatte sich an der Geräuschkulisse
verändert.
    Bensler beobachtete ihn genau. Krauss stand auf. Lauschte. Unten klapperte
etwas. Auch Bensler hatte es gehört. Krauss beugte sich blitzschnell nach vorne
und hieb dem Nazi zum zweiten Mal die Waffe über den Kopf. Bensler hatte ihm
wohl nicht alles verraten.
    Unten fiel eine Tür ins Schloss. Ein unterdrückter Aufschrei. Jemand hatte
Evas Leiche entdeckt. Ihm blieb wenig Zeit. Mit drei leisen Schritten war er an
der offenen Zimmertür, die kurz hinter der Treppe in den oberen Flur mündete.
Er musste jetzt sehr schnell und präzise handeln. Der oder die Ankömmlinge gehörten
mit Sicherheit zu Bensler, sonst hätten sie wohl keine Schlüssel. Er hatte ein
Team hier. Nach dem Wenigen, was er erzählt hatte, ergab das einen Sinn. Wenn
es Benslers Leute waren, durfte er sie nicht unterschätzen.
    Die Waffe in beiden Händen weit von sich gestreckt, ging Krauss zum oberen
Ende der Treppe.
    Ein Mann beugte
sich über die tote Eva. Zwei Meter hinter ihm stand eine Frau, eine Hand vor
dem Mund. »Helmut!« Sie hatte Krauss sofort gesehen. Krauss drückte ab, die
Kugel schlug knapp neben ihr in die Wand ein. Der Mann blickte zu ihm hoch,
griff unter seine Jacke. Krauss zielte, schoss. Der Mann taumelte nach hinten,
Blut spritzte aus seinem Hinterkopf. Krauss drückte ein weiteres Mal ab. Der
Mann brach zusammen. Krauss wollte auf die Frau zielen, doch die war
verschwunden.
    Nein, nein, nein, dachte Krauss, als er die Treppe hinunterstürmte.
    Mit einem Satz sprang er über die Leichen, stürmte zur offenstehenden Tür,
rannte hindurch. Die Frau bog hinter dem Vorgarten um die Ecke, spurtete über
den Bürgersteig die Straße hinunter. Sie war schnell. Krauss lief hinterher.
Es waren nur wenige Menschen unterwegs. Die Frau

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