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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fall den neutralen Status verletzt
wissen wollte, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Am Ende musste
Dahlerus auf den Sönke-Nissen-Koog ausweichen, den Gutshof seiner Frau,
Elisabeth Nissen, bewohnt und geführt von seinem Schwager Hans Raabe und dessen
Gattin. Göring, der Hitler in seine Pläne eingeweiht und von ihm die Einwilligung
bekommen hatte, verlangte als eine Bedingung höchste Geheimhaltung. Weder
konnte noch wollte Dahlerus dafür garantieren, beide Seiten verpflichteten sich
jedoch zu absolutem Stillschweigen. Als Termin wurde der 7. August gewählt,
ein Montag. Es war der Tag, an dem sich Birger Dahlerus von seinem Leben, so
wie er es kannte, verabschiedete, an dem er seinem größten Traum so nah sein
durfte wie nie zuvor. Es war ein Tag, an den er sich später gerne erinnerte,
weil es ein guter Tag war. Einer der letzten.
     
    Als der Zug in den Bahnhof von Westerland rumpelte, raffte Dahlerus seine
Sachen zusammen, zog seinen sandfarbenen Popelinemantel über, setzte den Hut
auf und trat auf den Bahnsteig. Dort erwartete ihn schon der allgegenwärtige
Paul Körner.
    »So schnell sieht man sich wieder, Herr Dahlerus.«
    »In der Tat. Etwas überraschend, aber ich denke,
unvermeidlich.«
    »Wie auch immer, Herr Dahlerus. Sie wissen, dass Sie unser vollstes
Vertrauen genießen.«
    Dahlerus suchte im Tonfall Körners nach entlarvenden Hinweisen, fand aber
nichts. Andererseits wurde Görings Adjutant dafür bezahlt, die undurchschaubare
Stimme seines Herrn zu sein. Körner geleitete Dahlerus über den Bahnsteig zur
Bahnhofshalle. Dort wimmelte es von Urlaubern, die gemeinsam mit dem Schweden
angekommen waren. Niemand nahm Notiz von ihnen, jeder war damit beschäftigt,
sich zu orientieren, ein Taxi zu rufen oder einen vom Hotel hergeschickten
Wagen. Körner dirigierte seinen Gast an Koffern und Menschen vorbei, führte
ihn aus der Halle und dem größten Trubel heraus. Etwas abseits sah Dahlerus
schon Görings offenen Mercedes, der Feldmarschall selbst am Steuer, zwischen
den Lippen baumelte lässig eine Zigarette mit Mundstück. Niemand erkannte den
Mann hinterm Lenkrad, der wie viele andere Chauffeure offenbar auf Sommerfrischler
wartete.
    »Eure Exzellenz fährt Sie heute höchstpersönlich«,
sagte Körner.
    »Und wie kommen
Sie hier weg?«, fragte Dahlerus, schämte sich aber sofort für seine spontan zur
Schau getragene Fürsorge.
    »Machen Sie sich
keine Sorgen«, antwortete Körner milde, als sie auf den Wagen zugingen. »Alles
in bester Ordnung.«
    Göring hob einen Arm und winkte. »Dahlerus, Sie Schlitzohr. Jetzt
erschleichen Sie sich auch noch einen Strandurlaub.« Er grinste, seine
apfelroten Backen leuchteten. »Hoffentlich haben Sie Ihre Badehose nicht
vergessen.«
    Dahlerus lächelte höflich und setzte sich auf den Beifahrersitz. Körner
hatte ihm die Tür aufgehalten.
    »Exzellenz.«
    »Schön, dass Sie
kommen konnten, Dahlerus. Das Klima hier ist einfach wunderbar. Ich dachte, wir
machen eine kleine Spazierfahrt und bereden alles. Den Körner können wir dabei
nicht gebrauchen. Der verträgt die Sonne nicht. Habe ich recht, Pili?«
    Görings Adjutant, der seinen Spitznamen der gemeinsamen Vergangenheit mit
Göring verdankte, verzog keine Miene, hob stattdessen den Arm zum Graß.
    »Heil Hitler,
Pili«, sagte Göring und steuerte den Wagen aus dem Tohuwabohu von Taxis und
Bussen.
    Unmittelbar
hinter dem Bahnhof beruhigte sich der Verkehr. Göring fuhr vorausschauend und
sicher, fühlte sich wohl in seiner Rolle als Chauffeur. Auch Dahlerus genoss
die Fahrt, deren erste Minuten schweigend verliefen, inhalierte die salzige
Seeluft, streckte sein Gesicht in den Fahrtwind. Nach der Reise in dem muffigen
Abteil war die frische Brise eine Erlösung.
    Göring drehte den Kopf leicht in seine Richtung. »Ich habe mir gedacht, wir
schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, mein lieber Dahlerus. Machen eine
Spritztour über diese wunderschöne Insel, erfreuen uns an Sonne, Strand und
Meer. Und dabei reden wir über alles, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Nur wir
beide. Denn was nützt die ganze Geheimhaltung, wenn doch immer einer mithört.
So sind wir unter uns, und Sie können frei von der Leber weg reden.« Göring
nahm die Zigarettenspitze aus dem Mund und lachte lauthals. »Sagen Sie mir mal
so richtig die Meinung, Dahlerus. Ich weiß, dass ich's verdient habe, aber von
den Speichelleckern traut sich ja keiner. Nur zu!«
    Dahlerus kannte Göring lange genug, um dessen Launen

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