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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hitler stoßen müsste. Auf jeden
Fall könnte ihm der Schwede mit seinen hervorragenden Kontakten nützlich sein -
und deshalb hatte Doyle Krauss in dasselbe Hotel wie Dahlerus eingebucht, ins
Esplanade. Natürlich unter falschem Namen. Krauss reiste als Franz Vogelsang,
ein deutscher Geschäftsmann, den der heraufziehende Krieg aus London nach
Berlin verschlagen hatte.
    »Wenn du dich in
die Höhle des Löwen begibst, dann tue es mit erhobenem Haupt«, erklärte Doyle
seine Strategie, auf offiziellem Wege nach Deutschland einzureisen. Bisher war
seine Taktik aufgegangen. Lange würde ihn die Tarnung nicht schützen, vielleicht
ein paar Tage. Gerade lange genug, um Edgar aufzuspüren. Hitler musste warten.
    Krauss stieg aus
der Dusche, trocknete sich ab und rasierte sich. Danach fühlte er sich
frischer. Er legte sich aufs Bett und dachte über seine nächsten Schritte nach.
Edgar aufzuspüren würde nicht einfach sein. An ihn heranzukommen noch viel
schwieriger. Krauss ging davon aus, dass Edgar nach dem Fiasko mit ihm, Hanna
und dem Jungen seine Vorkehrungen getroffen haben würde. So hätte er es
zumindest gemacht, wenn er nicht hundertprozentig davon überzeugt gewesen
wäre, dass sein Bruder tot war. Das bedeutete, Edgar hatte seinen privaten
Wohnsitz gewechselt und die Sicherheitsstufe erhöht. Krauss konnte also nicht
das Telefonbuch aufschlagen und die Adresse seines Bruders heraussuchen. Und in
die Kommandozentrale der »Söhne Odins« hineinzuspazieren war schlichtweg
unmöglich. Edgars Abteilung war in einem Seitenflügel des
Gestapo-Hauptquartiers an der Prinz-Albrecht-Straße untergebracht. In
unmittelbarer Nachbarschaft, an der Wilhelmstraße, residierte die Zentrale des
Sicherheitsdienstes und des RSHA, des Reichssicherheitshauptamtes. Neben dem
Reichspalais war das Viertel das bestbewachte in Berlin, es wimmelte dort von
SS- und SA-Leuten sowie Männern des Reichssicherheitsdienstes.
    Bis zu Edgar durchzudringen - wenn er sich überhaupt dort aufhielt -,
schien Krauss ein Himmelfahrtskommando zu sein. Er musste seinen Bruder
außerhalb des Gestapo-Gebäudes erwischen, so viel war klar. Aber auch das war
eine Herausforderung. In der unmittelbaren Umgebung der Prinz-Albrecht-Straße 9
durften nur Fahrzeuge der Gestapo, des SD und des RSHA halten. Andere Fahrzeuge
wurden sofort überprüft, beziehungsweise mit einem Strafmandat fortgeschickt.
Himmler und Heydrich wussten, dass die von ihnen geführten Organisationen zu
den verhasstesten im Lande gehörten. Insofern hatte Krauss schon lange
entschieden, dem Geheimdienst-Viertel fernzubleiben. Ausschlaggebend war eine
weitere Überlegung: Bensler hatte Edgar sicher längst über das, was in London geschehen
war, informiert. Sein Bruder wusste also, dass er noch lebte. So wie Krauss ihn
einschätzte, bereitete Edgar sich auf alle Eventualitäten vor. Dazu zählte auch
ungeladener Besuch.
    Krauss musste unkonventionell vorgehen. Zwei Möglichkeiten kamen in
Betracht. Odins Söhne unterhielten mehrere sichere Wohnungen und Keller in der
Stadt. Dort trafen sie sich mit V-Männern, verpassten Querulanten eine
Gehirnwäsche oder ließen oppositionellen Subjekten eine spezielle Behandlung
angedeihen. Speziell hieß, dass kaum jemand diese Verhöre überlebte. Sie
wechselten die Wohnungen von Zeit zu Zeit, um eventuellen Befreiungsaktionen
vorzubeugen. Einige dieser Stützpunkte hatten sich jedoch als so ideal
herausgestellt, dass sie permanent benutzt wurden. »Auerbachs Keller« war so
ein Ort. Benannt nach Horst Auerbach, einem Kommunisten, dem Edgars Leute
Informationen über geheime Parteiumtriebe entlocken wollten. Auerbach hielt
tagelang durch, bis er plauderte, und das zollte selbst den hartgesottenen
»Söhnen Odins« Respekt ab. Zudem war er der Erste, der die Räume an der
Worringer Straße nicht mehr lebend verließ. Fortan hieß der ausgebaute
Kohlenkeller, den man über einen Durchgang betrat, »Auerbachs Keller«. In der
Regel hielten sich dort mehrere Männer auf. Von ihnen hoffte Krauss zu erfahren,
was ihn seinem Ziel näher bringen würde.
    Nachdem er seinen Entschluss gefasst hatte, zog er sich an. Die Stahlrute,
die sich wie ein Teleskop zusammenschieben ließ, steckte er zusammen mit dem
Schlagring in die linke Tasche seines leichten Popelinemantels, die kleine
Walther PPK in die rechte. Der Colt kam ins Schulterhalfter, der 38er in ein
kleines Futteral am Knöchel. An der Rezeption bestellte er ein Taxi. Nach wenigen
Minuten fuhr der Wagen

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