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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beiseitegeschoben.
    »Vielleicht kommt der Tag schneller, als du denkst.«
    Es war nicht Maybaum, der das sagte. Zwei Männer zielten mit Pistolen auf
Krauss und den Hutmacher. Der eine der beiden Männer trug einen eleganten
Anzug, hatte hellblonde, gescheitelte Haare und in etwa Krauss' Körpergröße.
Seine Augen waren von einem tiefen, warmen Blau. Er sah aufgeschlossen und
sympathisch aus, vor allem, wenn er, wie jetzt, über das ganze Gesicht
strahlte.
    »Hallo, Bruderherz, lange nicht gesehen.«
    Krauss sagte nichts, starrte ihn nur finster an. Die erste Begegnung mit
seinem Bruder hatte er sich anders vorgestellt. Edgar richtete die Waffe auf
den Hutmacher. Maybaum ruckelte auf seinem Stuhl herum.
    »Du darfst dich bei deinem sauberen Freund hier bedanken. Ich habe gewusst,
dass er mir eines Tages nützlich sein könnte. Man muss sich eben gedulden
können. Du siehst, es zahlt sich aus.«
    Maybaum wirkte verzweifelt. »Richard, vor einer Woche
stand er plötzlich im Laden und hat damit gedroht, meine Familie zu töten. Was
sollte ich denn tun? Jahrelang lässt er mich in Ruhe, und plötzlich stürzt die
Welt über mir zusammen. Ich hatte keine Wahl.«
    Krauss rührte sich nicht. Sein Bruder beobachtete ihn
genau.
    »Überlege dir
sehr gut, was du tust, Richard. Vorne warten weitere Männer, draußen noch ein
halbes Dutzend. Du kommst hier nicht lebend raus. Und Leo auch nicht. Sei kein
Idiot. Nimm die Hände hinter den Kopf und lass dich entwaffnen. Danach gehen
wir zu mir und reden in aller Ruhe. Nur wir beide. Ein Gespräch unter Brüdern.
Die Dinge sind nicht so, wie du glaubst. Es gibt immer einen Weg zurück.«
    »Für Hanna gibt
es diesen Weg nicht.« Krauss sprach leise, jede Silbe eine Anklage. Er suchte
in den Augen seines Bruders etwas, das sie verband, aber er fand nichts.
    Edgars Stimme
klang versöhnlich. »Wir alle begehen Fehler, Richard. Ich habe einen gemacht,
und das tut mir leid. Du hast einen gemacht. Man muss die Größe besitzen zu
verzeihen. Das zu lernen, dauert manchmal Jahre.«
    »Da würde ein ganzes Leben nicht ausreichen. Dass du das Wort Verzeihung
überhaupt in den Mund nimmst. Einem Tier kann ich verzeihen, weil es nur seinen
Instinkten folgt. Du aber mordest, weil es dir Spaß macht. Was du getan hast,
ist unverzeihlich.«
    »Verbohrt wie eh und je, mein Brüderchen. Lass uns das in Ruhe klären. Steh
auf!«
    Edgar wackelte ungeduldig mit seiner Luger, was seinen Bruder veranlasste,
die Hände hinter den Kopf zu heben. Der Mann, der mit Edgar den Raum betreten
hatte, griff von hinten in Krauss' Schulterhalfter und nahm die 45er heraus.
Danach tastete er die Taschen ab und nahm die Walther und den Totschläger an
sich.
    »Hände auf den Rücken!«, befahl er.
    »Nicht so
unfreundlich, Müller. Das ist schließlich mein Bruder.«
    Müller legte Krauss Handschellen an und führte ihn in Richtung Vorhang.
    Edgar blickte
mitleidig zu Maybaum. »Tja, Leo. Auftrag erfüllt.«
    Maybaum schaute
in die Ferne. »Ich hoffe, Sie stehen zu Ihrem Wort.«
    »Ich stehe immer zu meinem Wort.«
    Der Anführer der »Söhne Odins« hob seine Waffe, zielte
auf Maybaums Kopf und drückte ab. Der Hutmacher flog vom Stuhl. Edgar
betrachtete ihn interessiert. Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich habe ihm nie
über den Weg getraut. Aber ich war mir sicher, dass er mir eines Tages nützlich
sein könnte.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nase. »Es gibt kein
feineres Näschen für Verrat.«
    Krauss' Augen
ruhten auf dem toten Maybaum. Sein Bruder lächelte ihn an. »So, Bruderherz.
Jetzt verrate mir mal, wo du Hitlers Sohn versteckt hast.«
    10.
    Berlin
    27. August Reichskanzlei, nach
Mitternacht
    Adolf Hitler hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf leicht
in die Höhe gereckt und sich so zur Tür postiert, dass er seitlich über die
Schulter blickte. Er trug einen schlichten Uniformrock, den rechten Oberarm
zierte eine rote Binde mit Hakenkreuz. Etwa drei Meter von ihm entfernt stand
Hermann Göring, auch er schaute in Richtung des Besuchers, der zu dieser frühen
Stunde den Führer in dessen Arbeitszimmer konsultierte. Auf Birger Dahlerus -
den Mann, dessen Botschaft so wichtig war, dass sie keinen Aufschub bis zum
Morgen duldete - wirkte der Empfang wie eine billige Schmierenkomödie. Es fiel
ihm schwer zu glauben, dass der selbsternannte Führer des Deutschen Reiches
diesen theatralischen Auftritt tatsächlich ernst meinte; wie es sonst gemeint
sein sollte, wusste er

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