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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seiner
Herkunft. Er wächst auf wie ein ganz normaler Junge. Er ist ein ganz normaler
Junge.«
    »Wie alt ist er jetzt?«
    »Er wird sechs.«
    »Hast du regelmäßig Kontakt?«
    Krauss schaute
ihn irritiert an. »Wieso willst du das alles wissen?«
    Maybaum hob
entschuldigend die Hände. »Ich habe euch damals aus Berlin gebracht. Hast du
das vergessen?«
    »Natürlich nicht. Verzeih mir. Ich glaube, ich bin in den vergangenen
Wochen einfach zu misstrauisch geworden. Vor allem seit der Sache mit Bensler.«
    »Bensler? Was hast du mit dem Widerling zu schaffen?«
    »Ich habe versucht, ihn auszuschalten. Er war mit einem Kommando in
London, um dort nach einem etwaigen Kriegsausbruch für Unruhe zu sorgen. Es war
dummer Zufall, der ihn mir in die Hände gespielt hat. Aber ich hab's versaut.
Bensler hat überlebt. Und Edgar informiert, da bin ich mir sicher.«
    »Weiß er, dass der Junge lebt?«
    »Er weiß gar nichts, er wird sich jedoch seinen Teil denken. Bensler ist
zwar ein Monstrum, aber kein Vollidiot. Er wird alles daransetzen, den Jungen
zu finden. Ohne mich hat er allerdings keine Chance.«
    »Und du bist nicht mehr in London, sondern in Berlin.«
    »So ist es.« Krauss spielte mit seiner fast leeren Tasse. »Leo, du musst
mir helfen.«
    »Habe ich mir fast gedacht, dass du mich nicht nur wegen der alten Zeiten
besuchst.«
    »Wie sieht es mit deinem Kontakt zu Edgar aus? Setzt er dich noch ein? Wie
hast du es geschafft, so lange durchzuhalten?«
    »Soll ich dir mal was sagen? Ich weiß es selbst nicht. Einige Wochen,
nachdem du verschwunden warst, ist er wieder bei mir aufgetaucht. Da habe ich
gedacht, jetzt ist es vorbei, jetzt musst du bezahlen. Aber abgesehen davon,
dass er mir verboten hat, deinen Namen noch einmal zu benutzen, war alles wie
sonst. Er hat mich ausgefragt, mir ein paar Aufträge gegeben. So ging es die
ganzen Jahre. Wobei er und seine Leute sich immer seltener bei mir haben
blicken lassen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund lässt er mich gewähren.
Noch einen Kaffee?« »Gerne.«
    Maybaum erhob sich und klapperte mit dem Wasserkessel. Er zog eine
Schublade auf. »Ich muss eben Filtertüten aus der Werkstatt holen, bin sofort
wieder da.«
    Der Hutmacher verschwand hinter dem Vorhang. Krauss grübelte vor sich hin.
Irgendwie machte Maybaum auf ihn nicht den Eindruck eines Mannes, der von
seinem Erscheinen völlig überrascht war. Nach der ersten, kurzen Irritation
hatte er sich schnell wieder gefangen. Und er hatte kaum nach Hanna gefragt,
nach der Zeit in Frankreich, obwohl er ihr damals eng verbunden gewesen war.
Krauss wollte Maybaum trauen, aber es fiel ihm zunehmend schwerer.
    Nach drei Minuten kehrte der Hutmacher ohne Filtertüte zurück.
    »In der Werkstatt
waren auch keine mehr. Trinken wir den Kaffee eben ungefiltert.«
    Krauss sprach zu Maybaums Rücken. »Verschweigst du mir was?«
    Der Hutmacher
drehte sich hastig um, zu hastig für Krauss' Geschmack. »Was sollte ich dir
verschweigen? Spinn nicht herum, Richard. Mein Kopf steckt genauso in der
Schlinge wie deiner. Wenn Edgar erfährt, dass ich dir geholfen habe, bin ich
dran. Da gibt es kein Pardon.«
    »Schon gut. Weißt du, wo Edgar mit seiner Familie
wohnt?«
    »Was willst du tun? Gleich die gesamte Familie
auslöschen?«
    »Das lass meine Sorge sein.«
    »Das kann ich nicht. Wenn ich dir die Adresse nenne, hänge ich mit drin.
Dann klebt ihr Blut auch an meinen Händen. Bei Edgar ist mir das egal, aber
nicht bei unschuldigen Kindern.«
    »Edgar hat sich einen Teufel um Schuld oder Unschuld geschert.«
    »Aber du bist nicht Edgar.«
    »Ich bin sein Bruder.«
    »Du hast ins Leben zurückgefunden, hast wieder
gelernt, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Warum willst du das
einfach wegwerfen?«
    »Ich will gar nichts wegwerfen. Es macht mich nur zornig, wenn ich sehe,
dass wir mit Edgar eigentlich viel zu gnädig umgehen. Diese Bestie hätte es
verdient, dass man seine Kinder vor seinen Augen schlachtet. Aber dazu sind
wir nicht fähig, weil wir uns einen Rest Menschlichkeit bewahrt haben. Er wird
also besser davonkommen als diejenigen, die er auf dem Gewissen hat. Sie
durften nicht mit Gnade rechnen. Natürlich werde ich Hilde und den Kindern
nichts antun, Leo.«
    »Du bist eben ein Mensch, kein Mörder.«
    »Manchmal bin ich mir da nicht sicher, Leo. Die Schuld, die ich auf mich
geladen habe, ist erdrückend. Eines Tages werde ich dafür büßen müssen.«
    Mit einem Ruck wurde der Vorhang

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