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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedoch genauso wenig zu sagen. Es war Dahlerus' erstes
Zusammentreffen mit Hitler, und schon nach den ersten Schritten in dessen
Arbeitszimmer wünschte der Schwede sich, es möge bald beendet sein. Er versuchte,
seinem Buchhaltergesicht nichts anmerken zu lassen, trat entschlossen vor und
grüßte die Heimsuchung Europas. »Guten Morgen, Eure Exzellenz.«
    Hitler löste sich aus seiner Starre, senkte den Kopf um einige Millimeter,
lächelte kaum merklich und bot Dahlerus die rechte Hand. »Seien Sie willkommen,
Herr Dahlerus. Göring hat mir viel von Ihnen erzählt. Ich weiß es zu schätzen,
was Sie für das deutsche Volk tun, und bin Ihnen dankbar dafür. Jeder Mann, der
sich für Deutschland einsetzt, wird dereinst einen Platz finden in unserer
Gemeinschaft. Aber nehmen Sie doch bitte Platz, Herr Dahlerus. Sie auch,
Göring.«
    Hitler wies auf zwei Stühle, die um einen kleinen Tisch in einer
    Ecke des Raumes gruppiert waren. Es war der Platz, an dem der Diktator
gerne seinen Tee trank und die Morgenzeitungen las - meistens erst am
Nachmittag, weil er selten vor elf Uhr das Bett verließ. Eine Besprechung nach
Mitternacht war für ihn nichts Ungewöhnliches, im Gegenteil. Es entsprach
seinem Naturell. Dahlerus, der das nicht wusste, wunderte sich, dass Hitler
keine Spur von Müdigkeit zeigte.
    Während der Schwede und Göring sich setzten, blieb der Führer stehen und
starrte auf einen Punkt, der außerhalb des Raumes zu liegen schien. Die Hände
hatte er wieder hinter dem Rücken verschränkt. Unvermittelt - Dahlerus hätte in
die Stille hinein beinahe nach Halifax' Brief gefragt - begann Hitler zu reden.
Seine Stimme besaß etwas seltsam Metallisches, als schleiften seine Stimmbänder
über ein rostiges Getriebe.
    »Nichts ist mir zugefallen, alles musste ich mir erkämpfen. Jeder
Rückschlag hat mich stärker gemacht, hat die Kraft in mir entfesselt, die es
mir möglich macht, Deutschland wieder zu alter Größe zu führen. Was mich nicht
getötet hat, hat mich nur härter gemacht. Die rote Reichsregierung wollte mich
damals niederdrücken, wollte mich zerquetschen wie ein lästiges Furunkel, indem
sie mich in die Festung sperrte. Am Ende war ich es, der sie zerquetschte. Mit
der Legitimation des Volkes. Weil es sehr schnell begriff, dass nur einer es
von der Tyrannei imperialistischer Mächte befreien kann, dass nur einer seine
Not lindert und ihm den Lebensraum verschafft, den es verdient.«
    Dahlerus fragte sich, was das mit der aktuellen Lage zu tun hatte, die zu
diskutieren er sich eigentlich in der Reichskanzlei befand. Bisher hatte
Hitler mit keinem Wort Halifax' Brief erwähnt. England, Polen, der
bevorstehende Krieg, nicht eines der brennenden Themen wurde angesprochen.
Dahlerus sah fragend zu Göring herüber, doch der schaute seinen Führer an. Mit
glänzenden Augen, so schien es dem Schweden.
    Hitler fuhr fort. »Immer wieder aufs Neue musste ich mich der Versuche
erwehren, mir die vom Volk geschenkte Macht zu entreißen. Denken Sie nur an
die von feigen Kommunistenhänden entzündeten Flammen, die den Reichstag
verzehrten. Oder an den scheinheiligen Verräter Ernst Röhm - eine giftige
Schlange, die ich jahrelang treuherzig an meiner Brust genährt habe. Es wird
mir jetzt noch speiübel, wenn ich daran denke. Alle mussten sie bezahlen für
ihre frevelhaften Taten, weil es keine Gnade gibt für diejenigen, die ihre
Hand gegen das deutsche Volk erheben. Es ist nur meinem Weitblick und meiner
Menschenkenntnis zu verdanken, dass alle diese Versuche, mich auf meinem Wege
zu stoppen, im Keime erstickt wurden. In meinen Adern fließt das Blut des deutschen
Volkes, und es ist meine mir von der Vorsehung gegebene Aufgabe, dieses Blut
rein zu halten von aufrührerischen Elementen. Wer das deutsche Volk zerstören
will, muss damit rechnen, selbst zerstört zu werden.«
    Hitler hatte eine
Hand zur Faust geballt, hielt sie vor sein Gesicht und betrachtete sie, als
verstecke sich darin etwas Widerwärtiges. Seine Wangen glänzten. Er drehte
sich abrupt zu Dahlerus hemm.
    »Kommen wir auf England zu sprechen. Ein arrogantes Volk. Die Engländer
halten sich für die Herren der Welt, dabei ist ihnen die Welt längst
entglitten. Ihr Dünkel hat sie schwach gemacht, faul und dekadent. Es gab eine
Zeit, da waren sie aus anderem Holz geschnitzt, da habe auch ich zu ihnen
aufgesehen. Weil wir dieselben Urahnen besitzen, derselben nordischen Rasse entstammen.
Als der Stamm sich über Europa verteilte, suchten die einen

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