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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zurückkehrst.
Wer einmal die Seiten gewechselt hat, kann es auch ein zweites Mal tun.«
    Krauss schnaubte erbost. »Du verstehst gar nichts, Edgar. Weniger als
nichts. Ja, es hat viele Momente gegeben in den vergangenen Jahren. Momente,
in denen ich vor Wut verzweifelte. Aber nicht, weil ich dich verloren hatte.
Sondern weil ich dich auch nach unserer Flucht nicht getötet habe, obwohl ich
die Gelegenheit dazu gehabt habe. Ja, ich hätte dich töten können, völlig problemlos,
es wäre ein Leichtes gewesen. Stattdessen habe ich mit angesehen, wie du Hanna
umgebracht hast.«
    »Das wusste ich ja gar nicht. So nah warst du dran?«
    »Ja, so nah war ich dran.«
    »Warum hast du es nicht getan? Warum hast du mich nicht getötet?«
    Krauss schluckte. Seine Kehle fühlte sich schrundig an, wie ausgetrockneter
Wüstenboden. »Wegen des Jungen.« »Alles wegen des Jungen?« »Alles wegen des
Jungen.«
    In Krauss' Augen funkelte kalter Hass. Edgar sah ihn teilnahmslos an.
    Krauss spuckte ihm die Worte ins Gesicht. »Du bist eine kranke Bestie. Du
hast eine Schuld zu begleichen. Schick deine Leute raus und lass uns die Sache
alleine zu Ende bringen. Unter Brüdern.«
    Edgar reagierte kühl, schlug das linke über das rechte Bein. Grünberg
rührte sich nicht, die Frau kaute an der Unterlippe.
    »Du hättest mich töten sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest.«
    Krauss starrte seinen Bruder wortlos an.
    Edgar fuhr fort. »Das mit Hanna tut mir leid, aufrichtig leid.
    Aber wie ich dir gerade schon zu erklären versucht habe, bin ich ein Soldat
im Krieg und als solcher gezwungen, Dinge zu tun, die schmerzhaft sein mögen.
Hanna hat mir zwei der drei wichtigsten Dinge in meinem Leben gestohlen:
meinen Bruder und den Sohn des Führers. Jeder andere in meiner Situation hätte
genauso gehandelt. Mir blieb keine Wahl.«
    »Du hast Russisches Roulette mit ihr gespielt!«
    Edgar wich etwas
zurück. »Übertreibst du nicht etwas? Das ist doch fünf Jahre her. Nun gut. Ja,
ich habe sie gefoltert, aber ich musste es tun: Ich habe ihr einfach nicht
geglaubt. Das abgebrannte Haus, die verkohlten Leichen, das schien mir alles
zu glatt, zu konstruiert. Das passte nicht zusammen. Und ich habe ja auch recht
behalten, wie man sieht. Allerdings hatte ich das mit den Kugeln falsch
eingeschätzt. Es ging zu schnell. Hätte es länger gedauert, hätte ich wohl
mehr erfahren.«
    »Du Schwein. Du wirst dafür bezahlen, so viel ist sicher.« Krauss ruckelte
wild in seinem Stuhl herum, aber die Riemen saßen fest.
    Edgar sah seinen Bruder mitleidig an. »Ich bin sehr gespannt, wie du das
anstellen wirst. Mir scheint deine Bewegungsfreiheit doch etwas eingeschränkt
zu sein. Erst mal möchte ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Franz,
den Revolver.«
    Grünberg zog aus seiner Jackentasche einen Revolver und gab ihn seinem
Chef. Edgar nahm die Waffe, klappte die Trommel auf und ließ die Kugeln in
seine geöffnete Hand fallen. Er steckte die Patronen in seine Sakkotasche und
hielt eine einzige hoch.
    »Schau sie dir genau an, Richard. Das ist wie im Variete. Gerade noch in
meiner Hand, gleich in deinem Kopf. Voilá!«
    Edgar steckte die Patrone in eine Kammer und drehte die Trommel. Krauss sah
ihn ungerührt an. Edgar richtete die Waffe auf den Kopf seines Bruders. »Wo
hast du den Jungen versteckt?«
    Krauss lächelte.
»Du bist ein solcher Idiot, ich kann es kaum fassen.«
    Edgar drückte ab. Der Hahn klickte auf eine leere Kammer. »Das Glück steht
dir bei. Nur wie lange noch?« Er ließ die Trommel erneut rotieren. Dann setzte
er die Waffe seinem Bruder wieder an die Stirn. »Wo ist der Junge?«
    Krauss schloss die Augen. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Sekunden
verstrichen. Edgar drückte ab. Es klickte metallisch.
    Krauss öffnete die Augen. »Du vergeudest deine Zeit. Erschieß mich sofort,
das kommt aufs selbe raus.«
    »Nur Geduld, Bruderherz, du kommst schon noch dran. Aber ich weiß, dass du
nicht so hart bist, wie du dich gibst. Irgendwann wird jeder weich. Alles eine
Frage des richtigen Zeitpunkts.«
    Erneut drehte Edgar an der Trommel, drückte die Waffe anschließend aber in
Krauss' Unterleib. Krauss zuckte reflexhaft. Jetzt lächelte Edgar.
    »Ein bisschen Abwechslung muss sein. Wo ist der
Junge?«
    »Frag Grasshoff. Ich hab's ihm verraten, bevor ich ihn abgeknallt habe.«
    Edgar drückte ab. Metall auf Metall. Er zog die Waffe zurück und ließ sie
locker über seinem Knie baumeln.
    »Ehrlich gesagt, Richard,

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