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Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman (German Edition)

Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman (German Edition)

Titel: Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainald Goetz
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verschwunden war und der nächste und übernächste Brief der Staatsanwaltschaft und die folgenden Briefe auch, standen an diesem Donnerstag,wie im letzten Behördenschreiben angekündigt, zwei Polizeibeamte morgens um acht Uhr vor Henzes Haus, um ihm die Ladung zur Vernehmung persönlich zuzustellen, die Wohnung zu durchsuchen und Henze auf das Amtsgericht zum Verhör mitzunehmen. Weil es am Gartentor keine Klingel mit dem Namen Henze gab, gingen die Beamten zur Türe des Hauses, klopften daran, gingen durch den Garten auf die hintere Seite des Hauses zu, riefen dabei Henzes Namen, klopften an die hintere Türe, an die heruntergelassenen Rolläden vor den Fenstern, aber niemand meldete sich. Von vorn war ein schreiendes Kind zu hören. Die Beamten gingen zurück zur Vorderseite des Hauses, wo eine Frau in gelben Leggins, etwa 22 , vor der Türe stand und das Baby auf ihrem Arm immer wieder aufforderte, es solle sofort zu schreien aufhören. Sie fragte die Beamten, was sie hier wollten. In der Türe erschien am Boden ein zweites Kind, das von der Türschwelle zur Mutter hochschaute, die Frau befahl dem Kind, im Haus zu bleiben, worauf auch dieses Kind zu weinen anfing, und die Polizisten kamen freundlich näher und redeten auf die drei schreienden Menschen begütigend ein.

XI
    2003 . Die Vitalität der Szene im Nachtclub funktionierte, Holtrop wippte mit der Musik mit wie die anderen Männer, vorne tanzten zwei Frauen im roten Licht auf der Bühne, dann wechselte der stampfende Beat von Techno auf sleazy House, das Licht wurde heruntergedimmt, die beiden fast unbekleideten Frauen machten sich gegenseitig ganz nackt, und das Licht wurde wieder heller. In der kaltweißen Bühnenbeleuchtung tanzten die nackten Frauen,küssten und berührten sich, und die nahe vor ihnen sitzenden Männer in dem Londoner Kellertheater off Oxford Street, in das Holtrop von Mack mitgenommen worden war, sollten die Details genau erkennen können, die schimmernde Haut am inneren Oberschenkel bei der großen schwarzen Frau, die prall vorspringenden Brustwarzen bei der anderen, einer Asiatin, an denen die große Frau saugte und die sie leckte, dabei die Rosette ihres Anus dem Publikum entgegenhielt. Unter dem Venushügel erschien das Gesicht der Asiatin, mit ihrem Mund nahm sie die äußeren Schamlippen, denen ein glitzerndes Kurzhaarfell gelassen war, in sich hinein auf, atmete, leckte, blies und schmatzte das Genital der schwarzen Frau hellrosa feucht und nass und rieb dabei zugleich mit ihrem Mittelfinger ihre eigene, auch dem Publikum entgegengehaltene Scheide, steckte den Finger in die Vagina, bewegte ihn da im Inneren vor und zurück, befeuchtete auch das nackt rasierte Äußere ihrer Spalte, drückte ihre Schamlippen, die dadurch größer und noch schöner wurden, auseinander und zusammen, spreizte weit die Beine und betupfte mit ihren Fingern die Spitze ihrer Klitoris von hinten und von vorne und immer heftiger und schrie zuletzt mit ihrem Mund in die nass wogende Fotze der Schwarzen hinein einen tierischen Lustschrei gellend aus sich heraus. Danach fiel sie zurück, lag am Boden, schnaufte schwer und lachte mit geschlossenen Augen in sich hinein. Die Männer applaudierten, johlten, freuten sich unglaublich am egal wie abgefuckt fingierten Realismus dieses Schauspiels. »Da kommen Sie nicht gegen an«, sagte Mack und schaute Holtrop, dessen Unsicherheit er registriert hatte, von der Seite lauernd an. Mack war einer von drei Leuten, die Holtrop nach dem Asspergdesaster geblieben waren: Maschinger, Bodenhausen, Mack. Man musste nicht gleich von Freundschaft reden, aber an Macks handfester Normalität hatte Holtrop im Nachhinein die Marionettenhaftigkeit der Figuren erkannt, die ihn in seiner Zeit als Mega- CEO gar nicht genug umschmeicheln konnten, danach aber in einer wirklich unvorstellbaren Weise fallengelassen hatten. Wie ferngesteuert war Holtrop von all diesen früheren Bekannten, Kollegen und vermeintlichen Freunden ignoriert, geschnitten, übergangen worden, mit einem Schlag regelrecht ausgestoßen aus der Gesellschaft derer ganz oben, der er sein ganzes Berufsleben lang angehört hatte. Als Nichtchef und Freier war er für diese jetzt nicht nur Paria, Untermensch und Loser geworden, sondern wirklich ein GEFÄHRDER , weil er das System der Privilegien der ganz oben angestellten Manager kannte, aber nicht mehr selber davon profitierte. Wer mitmachte bei der systematisch organisierten Chefkorruption im oberen und obersten

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