John Corey 01 - Goldkueste
weitergefahren.«
Ich dachte einen Augenblick darüber nach. Tom und Judy war durchaus zuzutrauen gewesen, dass sie sich überall lieben würden, deshalb war ein menschenleerer nächtlicher Strand nicht unwahrscheinlich. Aber ausgerechnet ein Strand auf Plum Island? Das konnte ich mir nun doch nicht recht vorstellen. Komischerweise hatte ich auch einmal davon geträumt, Judy im Brandungsrauschen an einem Strand zu lieben. Vielleicht mehr als nur einmal.
Unser Bus fuhr an der Anlegestelle der Fähre vorbei, bog nach Norden ab und hielt auf der ovalen Zufahrt vor dem Laborkomplex.
Die geschwungene Fassade des neuen einst öckigen post modernen Empfangsgebäudes war mit rosa und braunem Naturstein verkleidet. Auf dem Rasen stand eine riesige Tafel mit der Aufschrift Department of Agriculture, dahinter ein Fahnenmast mit dem Sternenbanner auf Halbmast.
Nachdem wir ausgestiegen waren, sagte Paul Stevens: »Ich hoffe, dass Ihnen unsere Inselrundfahrt gefallen hat und Sie einen Eindruck von unseren Sicherheitsmaßnahmen bekommen haben.«
»Von welchen Sicherheitsmaßnahmen?« fragte ich.
Mr. Stevens warf mir einen bösen Blick zu. »Alle hier Beschäftigten sind sich darüber im klaren, welche Katastrophen passieren können. Wir sind alle sicherheits bewusst, arbeiten gewissenhaft und fühlen uns den höchsten Sicherheitsstandards auf diesem Gebiet verpflichtet. Aber wissen Sie was? Scheiße passiert einfach.«
Diese derbe Frivolität aus dem Mund von Mr. Aufrecht verblüffte uns alle ein bisschen. »Stimmt«, sagte ich. »Aber auch gestern?«
»Das wird sich bald herausstellen.« Stevens sah auf seine Uhr. »Okay, wir können jetzt reingehen. Folgen Sie mir.“
10. Kapitel
Die halbkreisf örmige Eingangshalle des Forschungslabors auf Plum Island war zwei Stockwerke hoch und wies einen umlaufenden Innenbalkon auf, der über die Mitteltreppe zu erreichen war. Es handelte sich um einen leichten, hellen, angenehm luftigen Bau, in dem man sich wohl fühlte. Die zum Tode verurteilten Versuchstiere wurden wahrscheinlich von hinten hereingebracht.
An der linken Wand hingen die in staatlichen Behörden üblichen Fotos von Vorgesetzten, die den Dienstweg illustrierten: Präsident, Landwirtschaftsminister und Dr. Karl Zollner. Ein ziemlich kurzer Dienstweg für eine Behörde, fand ich, der die Vermutung nahelegte, Dr. Zollner habe jederzeit Zutritt zum Oval Office.
Jedenfalls gab es hier einen Empfang, wo wir uns eintragen und unsere blauen Besucherausweise in weiße umtauschen mussten, die an einer Kette um den Hals getragen wurden. Eine gute Sicherheitsmaßnahme, fand ich, denn auf diese Weise war die Insel zwischen diesem Gebäude und allem anderen unterteilt. Und innerhalb des Gebäudes gab es noch Zonen. Vielleicht hatte ich Mr. Stevens unterschätzt.
Eine attraktive junge Dame in einem Minirock kam die Treppe herunter, bevor ich Gelegenheit hatte, ihre Beine zu bewundern, und stellte sich als Dr. Zollners Assistentin Donna Alba vor. »Dr. Zollner hat noch einen Augenblick zu tun«, sagte sie lächelnd. »Ich führe Sie inzwischen herum.«
»Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um in meinem Büro zu fragen, ob sich etwas Neues ergeben hat«, erklärte Paul Stevens. Dann fügte er hinzu: »Donna wird sich solange um Sie kümmern.« Mit einem Blick in meine Richtung sagte er: »Bitte bleiben Sie unbedingt bei Ms. Alba.«
»Was ist, wenn ich aufs Klo muss?«
»Da sind Sie schon gewesen.« Er ging die Treppe hinauf und legte bestimmt einen Zwischenstopp bei Dr. Zollner ein, um ihm über die fünf Eindringlinge Bericht zu erstatten.
Ich betrachtete Donna Alba. Mitte Zwanzig, brünett, hübsches Gesicht, gute Figur, weiße Bluse, blauer Rock und Turnschuhe. Wer täglich die Fähre benutzte und manchmal auf der Insel unterwegs sein musste, fand hochhackige Schuhe vermutlich unpraktisch. Aber für Leute, die auf regelmäßige Verkehrsverbindungen und geregelte Arbeitszeit Wert legten, war Plum Island ohnehin nichts.
Jedenfalls war Donna so attraktiv, dass ich mich daran erinnerte, sie heute Morgen auf der Achtuhrfähre gesehen zu haben. Folglich kannte sie die Herren Nash und Fester noch nicht, woraus zu schließen war, dass sie nicht an irgendwelchen Vertuschungsversuchen beteiligt war.
Jetzt bat sie uns, wir m öchten uns vorstellen, was wir taten, indem wir auf beunruhigende Berufsbezeichnungen wie »Kriminalbeamter«, »FBI-Agent« und »CIA-Agent« verzich teten.
Sie schüttelte uns allen die Hand und lächelte
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