John Corey 03 - Nachtflug
das der Lichtschweif war, der TWA 800 zum Absturz brachte.«
»Tja, dann lass uns doch hinfahren und sie fragen. Wann machen die dicht?«
Sie ignorierte mich wie üblich und fuhr fort: »Es gibt sieben Haupttheorien. Willst du die Theorie über die Methangasblase aus der Tiefsee hören?«
Ich hatte ein beunruhigendes Bild vor Augen, meinte Wale zu sehen, die in einem Umkleideraum unter Wasser ihre Fürze anzünden. »Vielleicht später?« sagte ich.
Kate lotste mich auf eine Straße, die zu einem großen Tor und einem Wachhäuschen führte. Ein privater Wachmann hielt uns an, und wie vor der Station der Küstenwache beachtete er mich gar nicht, warf nur einen Blick auf Kates FBI-Ausweis und winkte uns dann durch.
Wir fuhren auf ein weitläufiges, nahezu baumloses Gelände mit ein paar großen Industriebauten hier und da, jeder Menge Strahler und mindestens zwei langen, betonierten Rollbahnen.
Im Rückspiegel sah ich, wie der Wachmann per Handy oder Walkie-Talkie mit jemandem redete. »Kannst du dich an die Episode von Akte X erinnern, in der Mulder und Scully in diese geheime Anlage eindringen und -«
»Ich will nichts über Akte X hören. Das Leben ist keine Episode von Akte X«
»Meins schon.«
»Versprich mir, dass du ein Jahr lang keine Vergleiche mit Akte X anstellst.«
»Hey, ich habe nicht mit Plasma-Todesstrahlen und Methangasblasen angefangen.«
»Bieg hier rechts ab. Halte vor dem Hangar.«
Ich stieß mit dem Jeep vor eine kleine Seitentür neben dem mächtigen Schiebetor eines sehr großen Flugzeughangars. »Wie schmuggeln wir uns durch das bewachte Tor?« fragte ich Kate.
»Wir haben die entsprechenden Papiere.«
»Noch mal.«
Sie schwieg einen Moment, dann erwiderte sie: »Selbstverständlich wurde das alles vorbereitet.«
»Von wem?«
»Es gibt ein paar Leute ... Leute von der Regierung, die mit der offiziellen Darstellung der Ereignisse unzufrieden sind.«
»Eine Art Untergrundbewegung? Eine Geheimorganisation?«
»Leute.«
»Gibt's einen geheimen Gruß?“
Sie öffnete die Tür und wollte aussteigen.
»Moment.«
Sie drehte sich zu mir um.
»Gehörst du dieser FIRO-Gruppe an?«
»Nein, ich gehöre keiner Organisation an, mit Ausnahme des Federal Bureau of Investigation.«
»Du hast aber gerade was anderes gesagt.«
»Es ist keine Organisation«, sagte sie. »Sie hat auch keinen Namen. Aber wenn man wollte, könnte man sie als Leute, die zweihundert Augenzeugen glauben bezeichnen.« Sie schaute mich an und fragte: »Kommst du mit?«
Ich stellte den Motor ab, schaltete die Scheinwerfer aus und folgte ihr.
Über der kleinen Tür war eine Lampe angebracht, die ein Schild mit der Aufschrift AUTHORIZED PERSONNEL ONLY anstrahlte.
Sie drehte den Türknauf um, als wüsste sie, dass nicht abgeschlossen war, und wir betraten den riesigen Raum, dessen gewachster und gewienerter Holzboden eher an eine Turnhalle als an einen Flugzeughangar erinnerte. Die vordere Hälfte, wo wir standen, war in Dunkelheit getaucht. Aber an der Rückseite brannten etliche Reihen Neonröhren. Unter den Leuchtkörpern stand die rekonstruierte Boeing 747 der Trans World Airlines. »Hier hat Grumman früher Kampfflugzeuge vom Typ F-14 gebaut«, sagte Kate, »daher war es der ideale Ort, um die 747 wieder zusammenzusetzen.«
Wir standen in der Dunkelheit und starrten sie an. Ich war sprachlos, was mir in meinem ganzen Leben erst ein paarmal passiert ist.
Der weiß lackierte Rumpf schimmerte im Lichtschein, und auf dem zerrissenen Aluminium auf der linken, uns zugewandten Seite prangten die roten Lettern ANS WOR.
Der vordere Teil samt dem Cockpit war vom Rumpf abgetrennt, die rekonstruierten Tragflächen lagen auf dem gewienerten Boden des Hangars, und das Heck stand rechts daneben, ebenfalls vom Rumpf getrennt. Genau so war das Flugzeug auseinandergebrochen.
Quer über den Holzboden waren riesige Planen ausgebreitet, auf denen haufenweise Kabel, Drähte und andere Trümmer lagen, die ich nicht identifizieren konnte.
»Diese Halle ist so groß, dass die Leute mit Fahrrädern gefahren sind, um schneller herumzukommen und Zeit zu sparen.«
Wir gingen langsam durch den Hangar, auf die Überreste der riesigen Maschine zu.
Als wir näher kamen, sah ich, dass sämtliche Scheiben aus den Fenstern geflogen waren, und ich konnte jetzt auch die zerfetzten Einzelteile der Aluminiumhaut erkennen, die man sorgfältig wieder zusammengesetzt hatte, einige so groß wie ein Scheunentor, andere kleiner als ein
Weitere Kostenlose Bücher