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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Besteller.
    Der mittlere Bereich, wo der Haupttank explodiert war, war am schwersten beschädigt; dort klafften große Löcher im Rumpf.
    Etwa zehn Meter vor dem Flugzeug blieben wir stehen, und ich blickte zu ihm auf. Selbst jetzt, da es ohne Fahrwerk am Boden stand, war es so hoch wie ein zweistöckiges Haus.
    »Wie lange hat das gedauert?« fragte ich Kate.
    »Alles in allem etwa drei Monate«, erwiderte sie.
    »Warum steht es nach fünf Jahren immer noch hier?«
    »Ich bin mir nicht sicher ... aber ich habe unter der Hand gehört, dass man beschlossen hat, es zum Ausschlachten auf einen Schrottplatz zu bringen. Das wird viele Leute aufbringen, die mit dem Abschlussbericht nach wie vor nicht zufrieden sind - die Angehörigen der Toten eingeschlossen, die jedes Jahr vor dem Gedenkgottesdienst hierherkommen. Sie waren auch heute Morgen hier.«
    Ich nickte.
    Kate betrachtete das rekonstruierte Flugzeug. Sie sagte: »Ich war hier, als man mit der Rekonstruktion begann ... Man hat Gerüste aufgebaut, Holzstreben und Drahtnetze, an denen man die Einzelteile anbrachte ... Die Leute, die damit befasst waren, haben es Jetasaurus rex genannt. Sie haben unglaubliche Arbeit geleistet.«
    Das hier war nur schwer zu fassen - einerseits war es ein riesiger Passagierjet, ein Objekt, das man nicht näher untersuchen muss, um zu wissen, was es war. Aber dieses Ding hier war größer als die Summe seiner Teile. Erst jetzt bemerkte ich die mächtigen, versengten Reifen, die verbogenen Fahrwerkstreben, die vier gewaltigen Düsentriebwerke, die etwas abseits von der Maschine nebeneinander aufgereiht waren, die am Boden liegenden Tragflächen, die vielfarbigen Drähte rundum und die Fiberglasisolation, die in einer Art Muster ausgelegt worden war. Alles war mit Etiketten oder bunter Kreide gekennzeichnet.
    Kate sagte: »Jeder Gegenstand hier wurde eingehend untersucht - rund dreißig Tonnen Metall und Plastik, zweihundertfünfzig Kilometer Drähte, Kabel und Hydraulikleitungen. In diesem Rumpf hat man den ganzen Innenraum des Flugzeugs rekonstruiert - die Sitze, die Galleys, die Toiletten, die Auslegeware. Alles, was man aus dem Ozean geholt hat, über eine Million Einzelteile, wurde wieder zusammengesetzt.«
    »Warum? Irgendwann muss man doch zu dem Schluss gekommen sein, dass es ein technischer Defekt war.«
    »Man wollte alle anderen Theorien aus der Welt schaffen.«
    »Tja, das ist nicht gelungen.“
    Sie ging nicht darauf ein, sondern sagte versonnen: »Etwa sechs Monate lang roch es hier nach Kerosin, Seetang, totem Fisch und ... allem möglichen.«
    Ich war davon überzeugt, dass sie es noch immer roch.
    Schweigend standen wir vor dem weißen, beinahe gespenstisch wirkenden Flugzeug. Ich schaute durch die leeren Fensterhöhlen, dachte an die 230 Passagiere, die nach Paris unterwegs waren, versuchte mir die letzten Sekunden vor der Explosion vorzustellen, den Moment der Explosion und die letzten paar Sekunden, nachdem die Explosion das Flugzeug mitten in der Luft auseinandergerissen hatte. Hatte irgendjemand den ersten Feuerball überlebt?
    Kate sagte leise: »Manchmal glaube ich, wir werden nie erfahren, was passiert ist. Ein andermal glaube ich, irgendetwas wird sich von selbst ergeben.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Hast du die vielen fehlenden Bauteile am mittleren Rumpfabschnitt gesehen?« sagte sie. »Das FBI, die nationale Verkehrssicherheitskommission, die Leute von Boeing, von TWA, aber auch Sachverständige von außerhalb haben versucht, ein Eintritts- und Austrittsloch zu finden, beziehungsweise irgendeinen anderen Hinweis, dass die Explosion durch etwas anderes als das Luft-Treibstoff-Gemisch ausgelöst wurde. Aber sie konnten nichts finden. Deshalb kamen sie zu dem Schluss, dass die Maschine nicht von einer Rakete getroffen wurde. Hättest du das daraus auch schließen können?«
    »Nein. Zu viele fehlende oder zerfetzte Bauteile«, sagte ich. »Außerdem hat der Mann, mit dem ich gesprochen haben, eigene Recherchen angestellt, was du bestimmt weißt, und aufgrund seiner absoluten Überzeugung, dass er eine Rakete gesehen hat, kam er zu dem Schluss, dass die Rakete keinen Sprengkopf hatte.«
    »Es gab keine Rakete«, sagte jemand hinter uns.
    Ich drehte mich um und sah einen Mann aus der Dunkelheit treten. Er trug Anzug und Krawatte, schritt energisch durch den Hangar ins Licht und kam auf uns zu. Wieder sagte er: »Es gab keine Rakete.«
    »Ich glaube, wir sind aufgeflogen«, sagte ich zu Kate.

9
    Nun ja, wie sich

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