John Corey 04 - Operation Wildfire
Ein Atomangriff hingegen, und das ist das Schöne daran, ist schnell und billig. Andererseits haben wir ein riesiges Arsenal an Atomwaffen, die bereits angeschafft und bezahlt sind - derzeit besitzen wir etwa siebentausend Atomsprengköpfe, die nutzlos herumliegen. Für einen Bruchteil der Beschaffungskosten dieser Sprengköpfe können wir eine gewaltige Wirkung erzielen. Die Wirkung eines Atomschlages ist über jeden Zweifel erhaben.« Er grinste und fügte hinzu: »Die New York Times und die Washington Post müssen sich nicht mehr damit herumplagen, ob wir den Krieg gegen den Terror gewinnen oder nicht.«
Alle lachten, worauf Bain Madox mit scheinheiligem Unterton fragte: »Sie meinen also, ich muss in der Times nicht mehr irgendwelche Jammergeschichten über ein kleines Mädchen und seine Großmutter lesen, die durch amerikanisches Feuer verwundet wurden?«
Wieder lachten alle, worauf Wolffer sagte: »Ich glaube nicht, dass die New York Times oder die Washington Post irgendeinen Reporter in die verstrahlte Asche schicken, damit sie sogenannte Human-Interest-Storys beschaffen.«
Madox gluckste, dann schaute er wieder auf die Karte am Bildschirm. »Wie ich sehe, steht der Assuan-Staudamm auf der Liste.« Er schob den Cursor nach Ägypten und dem südlichen Nil. »Ich nehme an, das ist die Mutter aller Ziele.«
»In der Tat«, erwiderte Wolffer. »Eine mit mehreren Sprengköpfen bestückte Rakete wird den Damm zerstören, worauf sich ungeheure Wassermassen in das Niltal ergießen, was wiederum bewirkt, dass Ägypten in einer gewaltigen Flutwelle untergeht, die sich zum Mittelmeer wälzt und etwa vierzig bis sechzig Millionen Menschen das Leben kostet. Das dürfte die prozentual höchste Verlustquote bedeuten, was Menschen und Vermögenswerte angeht - und dort gibt es keine Ölfelder. Bedauerlicherweise müssen wir auch den Tod Tausender westlicher Touristen, Archäologen, Geschäftsleute und dergleichen mehr in Kauf nehmen sowie den Verlust der historischen Stätten.« Und er fügte hinzu: »Die Pyramiden sollten allerdings stehenbleiben.«
»Ed«, sagte Madox, »wie ich sehe, stehen auch mehrere ägyptische Städte im Niltal auf der Zielliste. Wenn die Wassermassen aus dem Assuan-Damm diese Städte sowieso wegspülen, sind dann die Atomsprengköpfe nicht überflüssig? Oder sollen sie eine biblische Strafe darstellen?«
Wolffer warf seinem Freund einen kurzen Blick zu und erwiderte: »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Er überlegte einen Moment lang und sagte dann: »Ich nehme an, die Flutwelle wird das Feuer in den brennenden Städten löschen.«
»Jammerschade«, warf Madox ein.
»Das Unangenehme dabei ist, wie ich bereits angedeutet habe«, fuhr Wolffer fort, »dass bei diesem Angriff auch zahlreiche Menschen aus dem Westen ums Leben kommen könnten. Touristen, Geschäftsleute, Botschaftspersonal, Leute, die sich dort niedergelassen haben und dergleichen mehr. Dies könnte ohne weiteres bis zu hunderttausend Menschen betreffen, darunter auch viele Amerikaner.«
Niemand äußerte sich dazu.
»Bedauerlicherweise«, führte Wolffer weiter aus, »kann niemand vorhersagen, wann diese Gebiete wieder bewohnbar oder in ihrer Sozialstruktur so stabil sind, dass wieder Öl fließt. In einer Studie des Verteidigungsministeriums heißt es allerdings, dass es zu keinen allzu großen Engpässen sowohl auf dem einheimischen wie auch am globalen Markt kommen dürfte, da diese Länder, die Öl gefördert haben, keines mehr verbrauchen. Daher sollten das Öl aus anderen Vorkommen sowie die vorhandenen Reserven genügen, um den kurzfristigen Bedarf in Amerika und Westeuropa zu befriedigen.« Und er fügte hinzu: »Das saudische Öl wird uns vermutlich zuerst wieder zur Verfügung stehen - innerhalb von zwei Jahren.«
»Ihr Behördenhengste solltet mal mit uns Privatunternehmern reden«, warf Madox ein. »Meiner Schätzung nach sind die ersten Tanker mit saudischem Öl schon in etwa einem Jahr zu uns unterwegs. Ich glaube, wir können hundert Dollar pro Barrel kassieren, wenn wir ein bisschen übertreiben, was die Schwierigkeiten angeht, die das Fördern und der Transport nach einem Atomkrieg bereiten.«
Wolffer zögerte einen Moment, dann sagte er: »Bain, das Verteidigungsministerium geht von zwanzig Dollar pro Barrel aus, da von der Förderung bis zum Transport alles in unseren Händen liegt. Man stellt sich vor, dass wir billiges Öl brauchen, um Amerikas Wirtschaft wiederanzukurbeln, die unserer Einschätzung
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