Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
Vom Netzwerk:
Wenn ich ein paar Tage in der Sonne gelegen und mich erholt habe, werde ich mein nächstes Projekt ins Auge fassen.
    Ein Ort zum S terben
    WIE DIE MEISTEN GERÜCHTE, die durch Clanton fegten, entstand auch dieses entweder beim Herrenfriseur, in einem der Coffeeshops oder in der Geschäftsstelle des Gerichts. Sobald sie auf der Straße waren, entwischten sie einem und waren nicht mehr zu kontrollieren. Ein heißes Gerücht umrundete den großen Platz im Zentrum Clantons mit e iner Geschwindigkeit, die sämtli chen Naturgesetzen widersprach, und wenn es zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrte, war es häufig so verändert und entstellt, dass der Urheber es fast nicht wie dererkannte. Das ist typisch fü r Gerüchte, doch gelegentlich - zumindest in Clanton - stellte sich heraus, dass ein Gerücht der Wahrheit entsprach.
    Im Herrenfriseurgeschäft auf der Nordseite des Platzes, wo Mr. Felix Upchurch seit fast fünfzig Jahren Haare schnitt und Ratschläge erteilte, wurde das Gerücht eines frühen Morgens von einem Mann in die Welt gesetzt, der in der Regel gut informiert war. »Ich habe gehört, dass Isaac Keanes jüngster Sohn wieder nach Hause kommt«, sagte er.
    Plötzlich entstand eine Pause beim Haareschneiden, Zeitunglesen, Zigarettenrauchen, Debattieren über das Spiel der Cardinais am Abend vorher. Dann sagte jemand: »Ist das nicht dieser merkwürdige Junge?«
    Stille. Dann das Klappern einer Schere, das Umblättern von Seiten, ein Husten hier, ein Räuspern da. Wenn im Friseurgeschäft heikle Themen zutage gefördert wurden, begegnete man ihnen zunächst einmal mit Vorsicht. Niemand wollte als Erster darauf anspringen, damit er nicht Gefahr lief, als Klatschmaul bezeichnet zu werden. Niemand wollte etwas bestätigen oder dementieren, denn eine falsche Tatsache oder eine irrtümliche Annahme konnte sich schnell verbreiten und Schaden anrichten, vor allem bei Angelegenheiten, die etwas mit Sex zu tun hatten. An anderen Orten der Stadt war man da weitaus weniger zögerlich. Es gab zwar nur wenig Zweifel daran, dass die Rückkehr des jüngsten Sprösslings der Familie Keane aus allen möglichen Blickwinkeln seziert werden würde, doch die Herren im Friseurgeschäft gingen wie immer sehr vorsichtig vor.
    »Ich habe gehört, dass er sich nichts aus Mädchen macht.«
    »Da hast du richtig gehört. Die Tochter meiner Cousine ist auf dieselbe Schule gegangen wie er, und sie hat gesagt, er sei schon immer schwul gewesen, ein richtiger Waschlappen. Sobald er konnte, ist er von hier verschwunden und in eine Großstadt gezogen. Ich glaube, es war San Francisco, aber leg mich nicht drauf fest.«
    (»Leg mich nicht drauf fest« war eine Art Schutzmechanismus, mit dem man jegliche Haftung für das, was gerade gesagt worden war, ablehnte. Wenn man sich dergestalt abgesichert hatte, stand es anderen frei, das weiterzuerzählen, was gerade gesagt worden war, doch wenn sich herausstellte, dass die Information falsch war, konnte der, vom dem das Gerücht stammte, nicht dafür verantwortlich gemacht werden.) »Wie alt ist er?«
    Eine Pause, in der Berechnungen angestellt wurden. »Einunddreißig, zweiunddreißig vielleicht. «
    » Warum kommt er zurück?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich habe gehört, dass er todkrank ist und niemanden hat, der sich um ihn kümmert.«
    »Er kommt zum Sterben nach Hause?«
    »Das hab ich gehört.«
    »Isaac würde sich im Grab umdrehen.«
    »Ich hab gehört, dass die Familie ihm jahrelang Geld geschickt hat, damit er nicht mehr nach Clanton zurückkommt.«
    »Haben sie Isaacs Geld denn nicht schon komplett durchgebracht?«
    Daraufhin begann eine heftige Diskussion über Isaacs Geld und sein Erbe, sein Vermögen und seine Schulden, seine Frauen und Kinder und Verwandten, die sonderbaren Umstände seines Todes. Schließlich einigte man sich darauf, dass Isaac gerade noch zur rechten Zeit gestorben war, denn seine Familie bestehe aus lauter Idioten.
    »Was für eine Krankheit hat der Junge denn?«
    Rasco, einer der größten Schwätzer in der Stadt und bekannt dafür, dass er gern übertrieb, sagte: »Ich habe gehört, dass es diese Schwulenkrankheit ist. Unheilbar.«
    Bickers, der mit seinen vierzig Jahren an diesem Morgen der jüngste Kunde war, erwiderte: »Du meinst doch nicht etwa AIDS, oder?«
    »Das habe ich gehört.«
    »Der Junge hat AIDS und kommt nach Clanton. «
    » Hab ich zumindest gehört. «
    » Das kann nicht sein.«
    Minuten später wurde das Gerücht bestätigt, und zwar im

Weitere Kostenlose Bücher