John Grisham
Barreserven habe; daher sei es eine andauernde Gefahr für andere Spieler. Er verkündete, dass er um siebzehn Uhr des gleichen Tages eine Klage einreichen werde, falls das Casino die Schulden bei seinem Klienten nicht begleiche. Bis dahin solle das Casino jedoch geschlossen werden.
Richter Bradshaw schien die Idee zu gefallen.
Den Zuschauern offenbar auch. Unter ihnen saßen e tlich e Prediger mitsamt ihren Anhängern, alles aufrechte Wähler, die Richter Bradshaw nach Kräften unterstützten und angesichts der Möglichkeit, dass das Casino geschlossen werden könnte, schon ganz aufgeregt waren. Das war das Wunder, um das sie gebetet hatten.
Und obwohl sie Sidney Lewis insgeheim für seinen liederlichen Lebenswandel verurteilten, mussten sie ihn - einen Einheimischen - dafür bewundern, dass er das Casino gesprengt hatte. Gut gemacht, Sidney.
Im weiteren Verlauf der Anhörung stellte sich heraus, dass das Lucky Jack über einen Bargeldbestand von vierhunderttausend Dollar verfügte. Darüber hinau s gab es Rücklagen in Höhe von f ünfhunderttausend Dollar, die durch eine Anleihe gesichert waren. Im Zeugenstand gab Bobby Carl außerdem zu, dass das Casino in den ersten sieben Monaten seines Geschäftsbetriebs im Schnitt achtzigtausend Dollar Gewinn pro Monat gemacht hatte und dass diese Zahl ständig stieg.
Nach fünf zermürbenden Stunden verdonnerte Richter Bradshaw das Casino dazu, die gesamten neunhundertfünfundvierzigtausend Dollar auszuzahlen - sofort -, und untersagte den Geschäftsbetrieb, bis die Schulden beglichen war. Außerdem wies er den Sheriff an, die Zufahrt zum Casino ab dem Highway zu sperren und jeden Spieler festzunehmen, der versuchte, es zu betreten. Die Anwälte des Lucky Jack eilten schnurstracks zum Bundesgericht in Oxford und beantragten, das Casino wieder zu öffnen. Aus organisatorischen Gründen konnte eine Anhörung jedoch erst in einigen Tagen stattfinden. Wie angekündigt reichte Sidney sowohl an einem Gericht des Staates Mississippi als auch am Bundesgericht Klage ein.
In den nächsten Tagen wurden weitere Klagen eingereicht. Sidney verklagte die Versicherungsgesellschaft, die die Anleihe herausgegeben hatte, und gleich darauf auch noch die Bank, die wegen des Zwei-Millionen-Kredits an das Lucky Jack plötzlich sehr nervös war und die Nase voll hatte von der zuvor so aufregenden Glücksspielindustrie. Sie kündigte den Kredit und verklagte die Yazoo, Häupt li ng Larry und Bobby Carl Leach. Diese reichten Gegenklage ein, mit der Begründung, es seien unlautere Praktiken verwendet worden. Die plötzliche Klagewelle sorgte für Begeisterung unter den lokalen Anwälten, von denen fast alle ein Stück vom Kuchen haben wollten.
Als Bobby Carl erfuhr, dass es sich bei Sidney um Stellas frisch geschiedenen Ehemann handelte, warf er ihr vor, mit ihm unter einer Decke zu stecken, und feuerte sie. Daraufhin verklagte sie ihn. Die Tage vergingen, das Lucky Jack blieb geschlossen. Zwei Dutzend Mitarbeiter, die kein Gehalt bekommen hatten, zogen vor Gericht. Regulierungsbehörden stellten Vorladungen aus. Der Richter am zuständigen Bundesgericht wollte nichts mit dem Schlamassel zu tun haben und lehnte den Antrag des Casinos auf Wiedereröffnung ab.
Nach einem Monat hektischer juristischer Schachzüge hielt die Realität Einzug. Die Zukunft des Casinos sah düster aus. Bobby Carl machte Häuptling Larry klar, dass sie keine andere Wahl hätten, als Insolvenzschutz zu beantragen. Zwei Tage später tat Bobby Carl widerstrebend das Gleiche. Nach zwei Jahrzehnten, in denen er zahllose Geschäfte am Rande der Legalität getätigt hatte, war er bankrott.
Sidney war in Las Vegas, als er einen Anruf von seinem Anwalt bekam, der ihm begeistert mitteilte, dass die Versicherungsgesellschaft für den vollen Betrag der Anleihe - fünfhunderttausend Dollar - geradestehen werde. Außerdem sollten die eingefrorenen Konten des Lucky Jack so weit angezapft werden, dass ihm ein zweiter Scheck über vierhunderttausend Dollar ausgestellt werden konnte. Triumphierend setzte sich Sidney in sein Wohnmobil und machte sich ohne Eile auf die Rückreise nach Ford County, allerdings nicht ohne drei von Indianern betriebene Casinos heimzusuchen, die zufällig auf dem Weg lagen.
Bobby Carls Lieblingsbrandstifter war ein Ehepaar aus Arkansas. Der Kontakt wurde hergestellt, Bargeld wechselte die Hand. Baupläne und Schlüssel wurden weitergereicht. Die Wachleute, die nachts im Casino patrouillierten, wurden
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