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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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bedacht. Aus Sicherheitsgründen wissen nur sehr wenige Leute von ihrer Existenz. Sie ist so krank, sie lebt vielleicht nicht mehr lange.« Beim Gedanken an Laures totenkopfähnliches Gesicht und diese dunkelblauen Augen, die denen ihres Vaters so sehr ähnelten, und ihre freche, praktische Art schnürte sich ihr der Hals zu.
    »Dann würde er einen Vorfall, der mit ihr zusammenhängt, sehr ernst nehmen«, überlegte John.
    Niema setzte sich kerzengerade auf und riss sich die Sonnenbrille von der Nase, damit er ganz genau sehen konnte, wie wütend sie war. »Wag das ja nicht«, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Wenn du dieses Kind da mit hineinziehst, dann – dann …« Ihr fiel nichts ein, das schrecklich genug wäre, aber ihre Augen drohten ihm mit dem Feuer der Hölle.
    »Ich tue, was immer ich für nötig halte«, entgegnete er leise. »Das weißt du. Für mich gibt es bei einem Einsatz keine Grenzen oder Skrupel.«
    »Ja, das habe ich auch schon gehört«, sagte sie ebenso leise und so wütend, wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war. »Man sagt, du hättest sogar deine eigene Frau getötet, wieso solltest du dir also um ein hilfloses kleines Mädchen Gedanken machen?«
    Bleierne Stille senkte sich auf die beiden herab. Johns Gesicht war vollkommen ausdruckslos, die Augen so kalt und leer, als wären sie tot. »Ihr Name war Venetia«, sagte er schließlich so leise, dass sie ihn kaum hören konnte. »Warum fragst du mich nicht, ob ich’s wirklich getan habe? Wie, glaubst du, ist es passiert? Habe ich sie erschossen, ihr das Genick gebrochen oder ihr die Kehle durchgeschnitten? Vielleicht habe ich sie ja einfach aus einem Fenster im dreißigsten Stock geworfen. All diese Geschichten habe ich gehört. Was meinst du, was ist am wahrscheinlichsten?«
    Sie konnte nicht atmen. Sie hatte ihn verletzen wollen, etwas sagen, das ihn traf, und das war ihr offenbar besser gelungen, als sie es sich je hätte vorstellen können. Sie hatte all diese wilden Geschichten nie wirklich geglaubt, dass er verheiratet gewesen war. Jetzt, wo sie wusste, dass es wirklich so war, dass seine Frau Venetia geheißen, dass sie wirklich existiert hatte, konnte sie nicht umhin zu denken, dass auch diese Geschichten eventuell stimmten.
    »Und – hast du?«, stieß sie mühsam hervor; sie konnte kaum sprechen. »Hast du sie getötet?«
    »Ja«, sagte er und lehnte sich zurück, weil in diesem Augenblick der Kellner mit ihrem Essen auftauchte.
     
    Sie schlenderte mit ihm über den dichten, makellos gepflegten Rasen des weitläufigen Parks. Sie hatte keine Chance gehabt, sich von ihrem Schock zu erholen, weiter nachzufragen, als er beim Lunch diese Bombe platzen ließ. Zuerst hatte der Kellner gestört, als er ihre Wassergläser auffüllte und sie fragte, ob sie noch etwas benötigten, und dann war »zufällig« Ronsard auf einen Plausch aufgetaucht.
    Niema hatte kaum ein Wort herausgebracht, ein paar kurze Antworten auf Ronsards Erkundigungen, doch ihre Lippen waren wie taub gewesen, und sie hatte immer wieder Zuflucht zu ihrem Wasserglas gesucht. Sie wusste, dass sie ein paar Bissen gegessen hatte, aber wie es geschmeckt hatte, daran konnte sie sich überhaupt nicht mehr erinnern.
    Nach dem Lunch war John in Hemd und Hose geschlüpft – seine Badehose war inzwischen getrocknet –, hatte sie bei der Hand genommen und von der Terrasse fortgeführt. Die heiße Sonne brannte auf sie nieder und wärmte ihre eiskalte Haut. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz brechen. Unschuld ist wie eine unsichtbare Festung, in der man sicher ist vor den hässlichen, unvorstellbar schrecklichen Seiten des Lebens. Aber diese Unschuld besaß sie nicht länger, sie kannte das Leid, das Entsetzen, den Preis, den man bezahlen musste. Wie musste es erst für ihn gewesen sein? Eine solche Erfahrung?
    »John, es tut mir so Leid«, flüsterte sie.
    Sie sah seine Überraschung. Offenbar hatte er erwartet, dass sie nun Ekel und Entsetzen, ja Angst vor ihm und dem, was er getan hatte, empfand. Sie suchte nach den richtigen Worten. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe diese Geschichten nie geglaubt, sonst hätte ich überhaupt nichts gesagt.«
    »Mich verletzen?« Er klang beinahe desinteressiert. Sie konnte seine Augen hinter der Sonnenbrille nicht erkennen und hätte sie ihm am liebsten heruntergerissen. »Die Wahrheit ist nun mal die Wahrheit.«
    Seine Hand, die die ihre hielt, war so warm, so stark, doch sein Griff war

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