John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
persönliche Waage der Gerechtigkeit wieder auszutarieren.
»Warum hat sie dich nicht an die Sowjets verkauft?«, fragte Niema. »Du bist nämlich ganz schön was wert, weißt du.«
»Danke«, erwiderte er trocken. »Aber damals war ich noch nicht so viel wert. Ich hatte zwar Zugang zu geheimsten Informationen, war also ziemlich nützlich für sie, aber sie war selbst eine ziemlich wichtige Agentin und hatte Einblick in eine Menge geheimer Dokumente.«
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es für dich gewesen sein muss.« In ihrer Stimme lag tiefe Traurigkeit. Abermals drückte sie seine Hand, versuchte ihm wortlos zu sagen, wie Leid es ihr tat, dass sie ihn gezwungen hatte, diesen wunden Punkt seiner Vergangenheit noch einmal zu berühren.
Er schaute auf sie hinab, dann richtete er den Kopf auf und blickte über sie hinweg auf etwas weiter hinten. Unvermittelt zog er sie hinter einen blühenden Busch, wie um sie vor neugierigen Blicken zu schützen. »Keine Panik«, raunte er und senkte den Kopf zu ihr hinunter.
Sein Mund legte sich auf den ihren, seine Lippen öffneten sich und saugten sich an ihr fest. Sie legte die Hände auf seine Schultern und klammerte sich mit wild hämmerndem Puls und rasendem Herzen an ihn. Ihr ganzer Körper zog sich in qualvoller Erregung zusammen, und sie unterdrückte ein Stöhnen. Seine Zunge begann einen langsamen, erotischen Tanz in ihrem Mund, vor und zurück. Er packte ihre Hüften und zog sie an sich, zog sie hoch, sodass sich ihre Lenden aneinander pressten. Sie fühlte ihn hart werden und wurde von einem köstlichen Schaudern übermannt, während gleichzeitig ihre inneren Alarmglocken zu schrillen begannen. Sie mühte sich, auf den Beinen zu bleiben und nicht an ihn zu sinken wie eine schlaffe Nudel, die er gewiss nicht war.
Er hob den Mund, verharrte aber dicht über ihren Lippen. Sie starrte benommen zu ihm auf und wünschte, er hätte keine Sonnenbrille auf, damit sie den Ausdruck seiner Augen besser sehen könnte. An ihn geklammert, wisperte sie: »Wer kommt?«
Diesmal lächelte er wirklich, seine Mundwinkel kräuselten sich nach oben. »Niemand. Ich musste dich küssen, weil du so verdammt süß zu mir bist.«
Da stieß sie ihn heftig von sich. »Du Schuft!« Wild atmend, mit zornfunkelnden Augen stand sie vor ihm. O wie gerne hätte sie ihm jetzt einen Magenschwinger versetzt, doch stattdessen musste sie sich auf die Lippen beißen, um nicht zu lachen.
»Ich bekenne mich schuldig.« Dann nahm er sie wieder bei der Hand und ging mit ihr weiter. »Aber was hast du erwartet? Ich erzähle dir etwas, das ein für alle Mal beweist, dass ich genauso gewissenlos bin, wie alle sagen, und du entschuldigst dich bei mir. Natürlich musste ich dich küssen.«
»Ich dachte, es wäre nur wieder gespielt.«
»Nicht alles ist gespielt«, sagte er, ohne sie anzusehen.
»Nicht immer.«
21
Hohe Absätze wären wirklich ziemlich hinderlich, überlegte Niema, während sie in ihrer Garderobe wühlte. Vielleicht hatte sie ja doch ein Paar übersehen, das flach war und doch schick genug für einen Ball, doch sie glaubte es eigentlich nicht. Schuhe mit hohen Absätzen waren viel zu laut, und rennen konnte man auch nicht mit ihnen. Flache Ballettpumps, das wäre jetzt genau das Richtige gewesen, aber unter all den Schuhen, die John ihr hatte schicken lassen, befand sich kein Paar von dieser Sorte.
Sie musterte das Kleid, das sie sich für den heutigen Abend ausgesucht hatte. Es war ein elegantes, eng anliegendes schwarzes Schlauchkleid mit zweieinhalb Zentimeter breiten Trägern, die nach unten zum Busen hin weiter wurden. Die tiefste Stelle des Ausschnitts befand sich direkt zwischen ihren Brüsten. Von dieser strategischen Stelle ging strahlenförmig ein Kreis schwarzer Zuchtperlen aus. Ein paar Perlenschnüre baumelten von dieser Sonne. Sie hatte auch noch andere Kleider, doch schwarz erschien ihr am günstigsten, da man sie damit im Halbschatten nicht so leicht erkennen konnte.
Abgesehen von den sexy Pumps hatte sie nur noch ein anderes Paar schwarzer Schuhe, es handelte sich dabei um flache Sandalen, die ihr aber kaum für eine Abendgarderobe geeignet erschienen. Sie nahm sie zur Hand und betrachtete sie sinnend. Eventuell könnte man sie ja ein wenig aufmotzen. Bequemer als die hochhackigen wären sie allemal, auch wäre das Tanzen damit leichter. Leider jedoch sahen sie nicht aus wie das, was Niema Burdock von ihnen erhoffte: Ausgehsandalen. Niema Jamieson würde sich
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