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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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behutsam, vorsichtig, so als wolle er ihr nicht wehtun. Nein, er hatte ihr nie wehgetan. Selbst angesichts ihres Argwohns und ihrer Feindseligkeit im Iran hatte er sich liebevoll um sie gekümmert, hatte ihr das Leben gerettet, hatte sie gehalten, als der Kummer aus ihr herausbrach.
    »Manchmal ist die Wahrheit die Wahrheit, aber manchmal ist sie auch etwas anderes. Was ist wirklich passiert? War sie tatsächlich eine Doppelagentin, wie jeder sagt?«
    Er stieß einen unbestimmten Laut aus. Aufgebracht drückte sie seine Hand. »Los, sag schon.«
    Er blieb stehen und blickte sie an. »Oder was?«
    »Oder nichts. Sag’s mir einfach.«
    Ein paar Sekunden lang glaubte sie nicht, dass er es tun würde. Dann zuckte er mit den Schultern. »Ja, sie war eine Doppelagentin. Es ging ihr nur ums Geld. Keine noblen Motive, keine Entschuldigungsgründe. Sie hatte keine Familie in der Sowjetunion oder in der DDR, mit der man sie erpresste. Alle ihre Verwandten waren in den Staaten und hatten überhaupt nichts damit zu tun. Sie war einfach nur scharf auf das Geld.«
    Also konnte er seine Frau in keinerlei Hinsicht entschuldigen. Er musste sich der simplen Tatsache stellen, dass sie eine Landesverräterin war.
    Das musste für jeden schrecklich sein, aber erst für ihn, der sein ganzes Leben in den Dienst für sein Land gestellt hatte!
    »Wie hast du’s rausgefunden?«
    Er begann weiterzugehen. »Da gab es keinen Moment der Wahrheit, bloß eine Ansammlung von Kleinigkeiten, die mich zusammengenommen misstrauisch machten. Ich habe ihr eine Falle gestellt, und sie ist hineingetappt.«
    »Sie hatte keine Ahnung, dass du sie im Verdacht hattest?«
    »Doch, klar hatte sie. Sie war gut. Aber ich habe einen Köder ausgelegt, dem sie unmöglich widerstehen konnte: die Namen unserer beiden am höchsten platzierten Agenten im Kreml. Aldrich Ames kam nicht mal in die Nähe dieser Information, so geheim war sie.« Seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst. »Ich kam fast zu spät, um sie mir zu fangen. Das war auf dem Höhepunkt des kalten Kriegs, und diese Information war derart brisant, derart wertvoll, dass sie beschloss, sie nicht auf dem üblichen Wege weiterzuleiten. Sie griff einfach nach dem Telefon und rief die sowjetische Botschaft an. Sie bat darum, sofort abgeholt und in Schutzhaft genommen zu werden, weil sie wusste, dass ich hinter ihr her war, und dann machte sie Anstalten, die Namen gleich übers Telefon weiterzugeben.«
    Er holte langsam und tief Luft. »Da habe ich sie erschossen«, schloss er und starrte blind auf die solide Mauer, die das Anwesen umgab. »Ich hätte sie verwunden können, tat es aber nicht. Was sie wusste, war zu wichtig, die Agenten zu wertvoll, um sie zu gefährden. Sie mussten unbedingt auf ihren Posten bleiben. Sie hatte ihrem Kontaktmann bereits mitgeteilt, dass sie die Namen kannte; sie hätten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie in ihre Hände zu bekommen, egal in welches Gefängnis wir sie gesteckt hätten, egal wie sicher. Also habe ich sie getötet.«
    Schweigend gingen sie weiter, von Blumenbeet zu Blumenbeet, scheinbar die Landschaft bewundernd. Niema klammerte sich an seine Hand, während sie versuchte, mit der unglaublichen inneren Stärke dieses Mannes fertig zu werden. Er war gezwungen gewesen, etwas Unaussprechliches zu tun, und er versuchte weder, sich dafür zu entschuldigen, noch die Tatsachen zu beschönigen oder zu verwischen. Er lebte mit der Last dieser Erinnerung und tat weiterhin das, was er glaubte, tun zu müssen.
    Manche Leute hätten ihn für ein Monster gehalten. Sie könnten nur eins sehen: die Tatsache, dass er seine Frau umgebracht hatte. Oder sie würden sagen, dass keine Information der Welt, egal wie wichtig, so eine Tat rechtfertigte. Aber jene, die dort draußen im rauen, feindlichen Sturm standen, wussten es besser. Dallas hatte sein Leben für sein Land gelassen, in einer anderen Schlacht zwar, aber in dem gleichen Krieg.
    John hatte mit seiner Tat unzähligen Menschen das Leben gerettet, nicht nur den beiden Agenten, auch allen anderen, deren Leben nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, an dem die beiden Agenten nachhaltig beteiligt gewesen waren, anders verlaufen war. Ja, das Sowjetimperium war zusammengebrochen, die Berliner Mauer war gefallen, und für eine Weile war die Welt ein sichererer Ort gewesen. Doch er kämpfte nach wie vor an der Front, begab sich klaren Sinnes in die Höhle des Löwen, vielleicht ja, um seine ganz

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