John Sinclair - 0978 - So jagten wir Shimada
bedeutete. Shimada konnte mit ihnen machen, was er wollte.
Er würde sie quälen, foltern und letztendlich brutal vernichten.
Ja, bei ihm mußte man leider davon sprechen!
Nun gehörte Yakup Yalcinkaya nicht gerade zu den Menschen, die schnell aufgaben. Er würde es auch jetzt nicht tun, nur fühlte er sich überfordert. Shimada bestimmte, wen er in die Festung einließ und wen nicht. Hinein mußte er, um seine Partnerin zu befreien.
Aber es gab nicht nur Nachteile für ihn. Ein Vorteil war die Krone der Ninja. Er sah sie ebenso als Waffe an wie seine heilenden Handschuhe oder das Schwert, das er aus einem Felshaufen gezogen hatte. Für ihn war diese Waffe ungemein wichtig. Er hatte sich geschworen, daß sie den Samurai des Satans tötete.
Noch sah sich Yakup nur in der Rolle des Beobachters. Die Festung stand auf der Stelle wie frisch gebaut. Etwas Unheimliches strahlte das Gemäuer ab, einen gefährlichen Hauch, der auch an Yakup nicht vorbeistrich. Er war sehr sensibel, was die Ausstrahlung seiner Feinde anging, und er fragte sich, wie Shimada weiterhin vorgehen würde.
In seiner Gewalt befanden sich vier Menschen. Vier Personen, mit denen er spielen konnte. Wie würde er sie gegen Yakup einsetzen wollen? Wie würde er ihn damit erpressen? Oder würde er mit ihnen verschwinden? Es war für ihn ein Leichtes, in eine andere Welt einzutauchen. Das ging oft blitzschnell. Von einer Sekunde zur anderen konnte die Festung als Schatten starten und in andere Dimensionen eintauchen.
Für den Ninja war es besser, wenn er sich auf seine Krone verließ und als Unsichtbarer versuchte, in die Festung einzudringen. Shimada würde ihn orten können, das stand auch fest, aber er würde es nicht schaffen, ihn zu sehen.
Er war schon bereit, die Krone auf seinen Kopf zu setzen, als etwas anderes geschah. Die Festung selbst bewegte sich nicht, doch innerhalb des Schattens trat eine Veränderung ein. Eine Bewegung hinter der Mauer.
Yakup duckte sich. Sein Mund stand offen. Er atmete nur noch flach, als befürchtete er, von einem Feind gehört zu werden. Der Blick war auf das dunkle Gemäuer gerichtet. Wind umspielte sein Gesicht. Er brachte den normalen Geruch mit, nicht den Duft von Tod und Grauen, der aber lagerte hinter der dunklen Mauer.
Der Ninja konzentrierte sich auf eine bestimmte Stelle, wo an einem flachen Dach, das wie eine erstarrte Welle von der Mauer her nach vorn sprang, eine Bewegung zu sehen war. Von innen her wurde etwas nach vorn gedrückt und einen Moment später in einem hohen Bogen ausgespieen. Es war ein Gegenstand, das sah Yakup. Er wies auch feste Umrisse auf, aber die Form war schlecht zu erkennen.
Der Gegenstand prallte auf. Er war mit einem so großen Schwung aus dem Mauerwerk hervorgeschleudert worden, daß er weit geflogen war, als wollte er den Ninja treffen.
Gegen einen Hang war er geprallt und dort leicht abgerutscht. Yakup wollte ihn sehen, nur wollte er nicht, daß man ihn entdeckte, und er setzte sich die schwere Krone der Ninja auf den Kopf. Zuerst spürte er den Druck. Allerdings verflüchtigte er sich, als seine Gestalt nicht mehr zu sehen war.
Da war Yakup unsichtbar geworden.
Jetzt hatte er freie Bahn. Er bewegte sich als Unsichtbarer auf den Gegenstand zu, der aus der Festung herausgeschleudert worden war. Ein Beobachter hätte nur bei genauerem Hinsehen erkennen können, daß da etwas passierte. Hin und wieder drückte der unsichtbare Fuß des Ninja das Gras nieder, und genau das waren die Spuren, die er auf seiner Wanderung hinterließ.
Er ging zielstrebig. Den Hang hinunter, wo er einen kleinen Graben erreichte, den er übersprang.
Dann eilte er davon, in langen, sicheren Schritten.
So dauerte es nicht lange, bis er den Ort erreicht hatte, an dem der Gegenstand lag, der die Festung verlassen hatte. Der Ninja kniete dort nieder.
Er schüttelte den Kopf, er wollte es nicht glauben. Zwar war er für andere nicht sichtbar, aber seine Reaktionen hatten sich nicht verändert. Yakup kannte die Gestalt, die dicht vor ihm auf dem Boden lag. Es war ein Mann. Es war Gazza. Und er sah nicht mehr so aus, wie Yakup ihn in Erinnerung hatte.
Er war verändert worden. Man hatte ihn regelrecht zerstört, aber sein Gesicht war noch zu erkennen.
Es war eingefaßt in eine kugelige Masse, die glänzte, als wäre sie mit einer schwarzen Fettschicht bestrichen worden.
Vor ihm lag kein Mensch mehr. Nur noch ein verdrehter Leib aus Haut, Fleisch und Knochen.
Scheußlich …
Yakup spürte die Wut
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