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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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könnte. Aber mit einem Anruf würde er sie nur in Schwierigkeiten bringen. Sobald er ihr mehr Informationen liefern konnte, würde er sich bei ihr melden. Jetzt musste er sich nur bereithalten, denn die Show würde bald losgehen. Khadri wirkte wie ein Mann, der erst geduldig wartete, dann aber rasch handelte. Außerdem schien er Informationen erst im letzten Moment weiterzugeben. Als sie einander in Peschawar getroffen hatten, hatte Khadri die Bombenanschläge von Los Angeles mit keinem Wort erwähnt. Aber irgendwann würde er ihm seine Pläne erklären müssen, und dann würde für Wells die Möglichkeit kommen, ihn zu stoppen.
     
    Wells hatte nicht erwartet, in dieser Nacht überhaupt zu schlafen. Trotzdem fiel er in einen traumlosen Schlaf, und als der Wecker läutete, war er augenblicklich wach, wie an jenen frischen Herbstmorgen in Montana, wenn er mit seinem Vater zur Jagd gegangen war. Nachdem er eine Kanne Kaffee aufgestellt hatte, beugte er das Haupt vor Allah. Dann band er sich das Stilett ums Bein und machte sich auf den Weg nach Hartsfield, dem großen Flughafen am Südwestrand von Atlanta.

    Der Morgenverkehr war noch schlimmer, als er sich vorgestellt hatte, aber zum Glück hatte er genug Zeit eingeplant. Er schaltete das Radio ein. In letzter Zeit hörte er gern WATK, einen knisternden rechten Sender weit oben auf dem AM-Band, dessen Morgensprecher Bo Lavelle Verschwörungstheorien liebte. Die gesamte letzte Woche hatte sich Lavelle ausschließlich mit der Explosion in Albany befasst, die ansonsten längst in Vergessenheit geraten war.
    »Warum hat man dann die Stadt evakuiert?«, fragte er. »Ich sage euch, da gibt es einiges, das man uns nicht gesagt hat.« Seine Stimme schwoll an. »Hört mir nur eine Minute zu. Lasst alles liegen und stehen, was ihr gerade tut. Legt die liberale Zeitung zur Seite und denkt einmal selbst nach. Niemand evakuiert eine Stadt, nur weil sich ein mieser kleiner Versager in einem Depotraum in die Luft jagt. Das ergibt keinen Sinn …«
    Wells drehte die Lautstärke zurück. Obwohl Lavelle in vielen Dingen unrecht hatte – zum Beispiel war Wells davon überzeugt, dass die Mondlandung tatsächlich stattgefunden hatte – hatte er in Bezug auf Albany recht. Was dort geschehen war, ergab keinen Sinn. Wells nahm an, dass die CIA oder das FBI das Depot wegen einer biologischen oder chemischen Waffe überwacht hatte. Er verstand jedoch nicht, warum man es überhaupt zugelassen hatte, dass jemand diesen Depotraum betrat. Möglicherweise konnte Khadri die fehlenden Informationssplitter beisteuern, aber er würde ihn nicht danach fragen.
    Während Lavelle weiterhin mit erhobener Stimme seine Theorien verkündete, stellte Wells das Radio auf einen anderen Sender. Er wollte Khadri nicht erklären müssen, warum er einen Sender wie WATK hörte, deren Sprecher Muslime ebenso hassten wie sie das FBI verabscheuten.

    In Hartsfield ließ Wells das Messer im Wagen zurück. Bei den Sicherheitskontrollen würde es ihm bloß Schwierigkeiten machen. Seit dem Frühling war er nicht mehr auf einem Flughafen gewesen, und auch jetzt fühlte er sich nicht wohl dabei. Vermutlich gab es hier mehr Cops und FBI-Agenten als im gesamten übrigen Staat Georgia. Seine alten Freunde in Langley konnten der TSA – der Behörde für Transportsicherheit – mit Leichtigkeit eine Suchmeldung geschickt haben.
    Für diesen Fall hatte er sein Aussehen verändert. Allerdings hatte er auf eine komplizierte Tarnung verzichtet, die üblicherweise mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, als ablenkte. Seit dem Frühjahr hatte er sich jedoch das Haar wachsen lassen, und zusätzlich trug er heute eine Red-Sox-Mütze und eine Nickelbrille mit durchsichtigen Gläsern. Solange er keinen Unsinn machte, sollte er sicher sein. Die TSA-Beamten waren überfordert und kümmerten sich vorwiegend darum, die langen Warteschlangen in Bewegung zu halten. Als zusätzlichen Schutz für sich hatte er Khadri gesagt, dass er in der Haupthalle des Flughafens warten würde und nicht im Terminal, wofür er eine Sicherheitssperre passieren müsste. Nachdem er einige Minuten in der Halle umhergeschlendert war, setzte er sich mit einer Journal-Constitution und versuchte, einen Artikel über die Braves und ihren letzten von sechs Siegen in Serie zu lesen, aber er konnte sich nicht konzentrieren.
    Schließlich gab er auf und ließ seinen Geist umherschweifen. Er blieb bei Exley hängen. Vermutlich war sie zu dieser Zeit bereits im Büro. Obwohl er

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